Slopestyle-Sieg kurz vor Sotschi Lisa Zimmermann — Goldhoffnung bei olympischer Flugschau

Gstaad/Düsseldorf · Die 17-jährige Lisa Zimmermann gewinnt in Gstaad einen Weltcup in der neuen olympischen Disziplin Slopestyle.

Das ist Lisa Zimmermann
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Foto: dpa, Urs Flueeler

Die ewigen Pirouetten, die quälenden Wiederholungen, die immergleichen Übungen — von alldem hatte Lisa Zimmermann genug. Jeweils vier bis fünf Stunden hatten sie an sechs Wochentagen auf der Eisbahn im Münchner Olympiapark trainiert, sie galt als Kandidatin für den Olympiakader. Doch mit 14 Jahren eröffnete sie ihrer Mutter, dass sie hinaus wollte aus der Enge des Eiskunstlaufs. Hinauf auf den Berg. Hinein ins wilde Leben der Freigeister des Skisports.

Lisa Zimmermann vollzog vor drei Jahren gegen einige Widerstände der Mama eine Wende um 180 Grad: von einer der traditionellsten Wintersportarten zur jüngsten, zum Ski-Slopestyle. Und spätestens seit diesem Wochenende zählt sie zu den Medaillenanwärtern des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) bei den in zweieinhalb Wochen beginnenden Spielen in Sotschi. Sie gewann am Samstag ein Weltcuprennen auf dem Hindernisparcours in Gstaad.

Lisa Zimmermann ganz privat
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Foto: Facebook

Ein "cooles Gefühl" bescherte ihr der Sieg. Von den Olympia-Hoffnungen, die an sie herangetragen werden, will sie sich "nicht stressen" lassen. "Ich gehe eher lässig damit um", sagt sie. Sie spricht, wie Gymnasiastinnen aus Oberaudorf eben sprechen. Der Olympia-Mannschaft tut sie gut. Eine 17-Jährige mit langem blonden Haar und Dauerlächeln, die über sich sagt, sie sei verrückt, chaotisch und fröhlich, funktioniert als Aushängeschild — zumal, wenn jetzt auch noch der sportliche Erfolg hinzukommt.

Zimmermanns gute Aussichten für Sotschi dürfen auch als Indiz dafür gewertet werden, dass die mahnenden Worte, die DOSB-Generaldirektor Michael Vesper vor vier Jahren in Vancouver an den deutschen Wintersport gerichtet hatte, Konsequenzen nach sich gezogen haben. Damals hatte er kritisiert, dass Deutschland — im Unterschied zu anderen führenden Wintersportnationen wie Kanada, USA oder auch Norwegen — in den jungen olympischen Winterdisziplinen ohne Medaillen geblieben war.

In Gstaad bekam Lisa Zimmermann jetzt eine Wertung, die noch keine ihrer Konkurrentinnen in diesem Winter erreicht hat. Und dabei hat sie sogar noch Luft nach oben. Denn den "Double Cork 1260", ihren Paradesprung, zeigte sie in der Schweiz nicht. Doppel-Salto, dreieinhalb Schrauben, Hände an den Skiern — Zimmermann beherrscht bislang als einzige Frau diese Höchstschwierigkeit. Kein Wunder, dass der Brausehersteller "Red Bull", der wie kein anderes Unternehmen den Actionsport in seinen Imagekampagnen einsetzt, die Junioren-Weltmeisterin unter Vertrag genommen hat.

Obwohl sie atemraubende Kunststücke in die Winterlandschaft zaubern kann, mag sie sich nicht als gute Skifahrerin bezeichnen. Beim alpinen Slalom, gesteht sie, würde sie schon an der zweiten Stange ausscheiden, sagt sie. Viel lieber trainiert sie ihre Kapriolen auf der Wasserschanze oder auf Trampolinen mit Schnitzelgruben. Bei all dem kommt ihr die gut ausgebildete Körperkoordination zugute. Das jahrelange Eiskunstlauftraining zahlt sich aus.

(RP)
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