Aus bei den US-Trials Gay verpasst nach Tod seiner Tochter das WM-Ticket

Sacramento/Hamburg · Vor acht Monaten wurde seine Tochter erschossen, für Trinity wollte Ex-Weltmeister Tyson Gay noch einmal zur WM fahren – doch bei den US-Trials ist der 34-Jährige über 100 m bereits ausgeschieden.

 Tyson Gay (r.) wurde in seinem Vorlauf nur Dritter.

Tyson Gay (r.) wurde in seinem Vorlauf nur Dritter.

Foto: ap, TW

Vor acht Monaten wurde seine Tochter erschossen, für Trinity wollte Ex-Weltmeister Tyson Gay noch einmal zur WM fahren — doch bei den US-Trials ist der 34-Jährige über 100 m bereits ausgeschieden.

Tyson Gay stolperte beim Start, da wusste der Ex-Weltmeister schon, dass es vorbei ist. Dass er es nicht zu den Weltmeisterschaften in London (4. bis 13. August) schaffen würde, wie es Gay seiner toten Tochter Trinity versprochen hatte. 10,17 Sekunden über 100 m, Dritter in seinem Vorlauf bei den US-Ausscheidungen, Traum geplatzt.

"Ich denke jeden Tag an meine Tochter. Jeden Tag", sagt Gay, der es für Trinity noch einmal allen zeigen wollte, es noch einmal auf die ganz große Leichtathletik-Bühne schaffen wollte: "Es erdrückt einen und es hört nicht auf - aber du versuchst, damit zu leben."

Die 15 Jahre alte Trinity war vor acht Monaten tragisch ums Leben gekommen. Sie war mit Freunden in einem Restaurant in Lexington/Kentucky, auf dem Parkplatz schossen plötzlich Insassen aus zwei Autos aufeinander, Trinity wurde von einer Kugel im Nacken getroffen und starb wenig später im Krankenhaus. "Ich habe in meinem Leben noch nie so sehr geweint", sagt Gay über den Verlust: "Ich glaube nicht, dass man wieder Frieden findet."

Gay trainierte für seine Tochter

In Gedenken an seine Tochter peilte Gay, mit 9,69 Sekunden hinter Usain Bolt der zweitschnellste Mann der Geschichte, noch einmal den Coup an. "Trinity hat die Leichtathletik geliebt", sagt der 34-Jährige, wie der Papa rannte sie 100 und 200 m, sie galt als großes Talent: "Ich war so stolz auf sie." Zwei Monate nach ihrem Tod fing der Dreifach-Weltmeister von 2007 wieder an zu trainieren, "um den Kopf frei zu kriegen" und überhaupt "aus dem Haus zu kommen".

In der Hitze von Sacramento unterlief ihm dann aber schon direkt am Start der Fehler, den Rückstand konnte Gay, dem 2013 die Einnahme von anabolen Steroiden nachgewiesen wurde, nicht mehr aufholen. Während der Jahres-Weltbeste Christian Coleman (9,93) und Bolts großer Rivale Justin Gatlin (10,00) einen starken Eindruck hinterließen, schied neben Gay auch der WM-Dritte Trayvon Bromell (10,22) schon aus.

Gut möglich, dass Gay weiter laufen wird. "Ich kämpfe immer noch", sagt er. Und das gilt wohl auch für seine Rückkehr in ein normaleres Leben. "Du versuchst, an die guten Zeiten zu denken", sagt Gay, der ohne Trinity auch im Alltag noch hin und wieder stolpert: "Ich versuche, das Bild von ihrem Tod aus meinem Kopf zu kriegen."

(sid)
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