Deutschland verpasst Titel bei Team-EM Storl siegt und meckert, Holzdeppe wieder der Alte

Die Trümpfe David Storl und Christina Schwanitz stachen, Raphael Holzdeppe meldete sich in der absoluten Weltklasse zurück - doch die zweite Reihe war zu schwach: Die deutschen Leichtathleten haben bei der Team-EM in Tscheboxari die erfolgreiche Titelverteidigung verpasst und einen Härtestest mit Licht und Schatten für die WM in Peking (22. bis 30. August) abgeliefert.

 Raphael Holzdeppe zeigte bei der Team-EM stark ansteigende Form.

Raphael Holzdeppe zeigte bei der Team-EM stark ansteigende Form.

Foto: dpa, bt wst Dok5

Nach sechs Siegen in 40 Entscheidungen landete das DLV-Team mit 346,5 Punkten auf Platz zwei hinter Gastgeber Russland (368,5) und verpasste seinen dritten Titel nach 2009 und 2014. Dritter wurde Frankreich (319,5). Immerhin hielt eine Serie: Bei allen sechs bisherigen EM-Ausgaben landete Deutschland unter den besten Drei.

Kugel-Europameisterin Schwanitz (Thum) mit soliden 19,82 m und Richard Ringer mit 8:34,35 Minuten in einem langsamen 3000-m-Lauf sorgten für die zwei deutschen Erfolgen am Schlusstag - zu wenig, um die zur Halbzeit führenden Russen zu gefährden. "Ich habe versucht, alles zu zeigen", sagte Schwanitz, die in einem von vielen einseitigen Wettkämpfen siegte, "aber das ist schwierig, wenn man die Meldeliste mit zwei Metern Vorsprung anführt."

Ganz stark präsentierte sich Holzdeppe (Zweibrücken), der mit 5,85 m so hoch sprang wie seit seinem WM-Triumph von Moskau nicht mehr und Zweiter hinter dem höhengleichen Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) wurde. "Das war ein super Wettkampf, bis zur WM kann ich noch ein paar Zentimeter rauskitzeln", sagte Holzdeppe.

Schwanitz' Kugel-Kollege Storl hatte bereits am Samstag einen mühelosen Sieg eingefahren. "Alles andere als zwölf Punkte wäre eine Niederlage gewesen", sagte der Leipziger. Der 23-Jährige setzte sich mit 21,20 m vor Polens Olympiasieger Tomasz Majewski (20,23) durch. Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll (Offenburg) reichten in einer schwachen Speerkonkurrenz 61,69 m zum Erfolg. "Mit der Weite hadere ich", sagte die 33-Jährige.

Für weitere Erfolge sorgten Stabhochsprung-Rekordlerin Silke Spiegelburg (Leverkusen) mit starken 4,75 m und 3000-m-Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (Frankfurt/9:46,49). Zweite wurden Speerwerfer Johannes Vetter (Saarbrücken/78,89), Diskuswerfer Martin Wierig (Magdeburg/60,32), Dreispringerin Kristin Gierisch (Chemnitz/14,46) und 3000-m-Läuferin Maren Kock (Regensburg/9:20,82).

Das ist Christina Obergföll
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Daneben wurde deutlich, dass im DLV in manchen Disziplinen eklatante Lücken klaffen: 5000-m-Läufer Marcel Fehr (Platz 10/14:33,67 Minuten) oder Hammerwerfer Paul Hützen (12./64,65) haben kein internationales Niveau. Aufgrund des Zwanges für jedes Land, alle Disziplinen zu besetzen, waren manche Wettkämpfe von niedrigster Qualität.

Auch deshalb stieß die Veranstaltung auf wenig Gegenliebe: Ein kräftezehrender Trip mitten in der Saison, maue Stimmung im fast ausschließlich mit Russen besetzten Stadion, kaum spannende Wettkämpfe - die Team-EM benötigt dringend eine Reform. "Langweiliger darf's nicht werden", sagte Storl: "Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist und es nach Hause geht."

(sid)
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