Leichtathletik-EM in Zürich Stars machen lieber Babypause

Zürich · In Zürich sollen sich Europas beste Leichtathleten messen, doch die fehlen zu einem stattlichen Teil - erstaunlich viele Stars wie Christina Obergföll und Jelena Issinbajewa gönnen sich ein Jahr Babypause.

Das ist Christina Obergföll
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Christina Obergföll kümmert sich in Offenburg um Söhnchen Marlon, Jelena Issinbajewa genießt in Monaco die ersten Tage mit ihrem Töchterchen, Raphael Holzdeppe pflegt in Zweibrücken seinen maladen Rücken: Die am Dienstag beginnende Leichtathletik-EM in Zürich leidet unter akuter Stararmut - und besonders das deutsche Team reist arg dezimiert in die Schweiz.

Nicht immer ist der Ausfallgrund dabei so erfreulich wie bei Speerwurf-Weltmeisterin Obergföll. "Ich nehme mir eine Auszeit, um voll und ganz meine kleine Familie zu genießen und um einfach nur Mama zu sein", sagte die 32-Jährige. Und dafür eignet sich eben ein "Übergangsjahr" ohne Olympia oder WM bestens - für den Kinderwunsch kann man ruhig einmal schnöde Europameisterschaften sausen lassen.

Obergföll liegt damit voll im Trend: 2014 hat in der europäischen Leichtathletik ein regelrechter Baby-Boom einsetzt, und Zürich bekommt dies zu spüren: Jennifer Oeser, WM-Dritte im Siebenkampf von 2011, ist schwanger und fehlt, 2,06-m-Hochspringerin Ariane Friedrich ebenso. "Mit 30 Jahren ist Ariane in einem Alter, in dem man durchaus mal an die Familie denken kann", sagte Friedrichs Trainer Günter Eisinger: "Vielleicht gibt das ihrer Karriere ja noch einmal einen Schub."

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Foto: dpa, Soeren Stache

Obergföll, Oeser, Friedrich: Ihnen ist gemein, dass sie ihre Karriere 2015 fortsetzen wollen. Und das gilt auch für Stabhochsprung-Queen Issinbajewa, die Ende Juni Mutter einer Tochter geworden ist. Und auch für Speerwerferin Maria Abakumowa, 2013 in Moskau WM-Zweite hinter Obergföll - bei der Russin wurden es sogar Zwillinge.

Verletzungen bremsen Stabhochspringer

Weniger erfreulich sind andere Absagen aus dem deutschen Lager. Der verletzungsgeplagte Stabhochsprung-Weltmeister Holzdeppe fand nie richtig in die Saison und beendete sie vorzeitig. Sein ebenfalls angeschlagener Kollege Björn Otto, Olympiazweiter von London, konnte keinen Wettkampf bestreiten.

Fast noch übler erwischte es die deutschen Stabhochspringerinnen: Für Silke Spiegelburg, Martina Strutz und Kristina Gadschiew, drei potenziellen EM-Mitfavoritinnen, endete die Saison frühzeitig mit schweren Blessuren.

Christina Obergföll hat geheiratet
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Foto: dpa, Patrick Seeger

Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch kann derweil in Zürich seinen EM-Titel aus nachvollziehbaren Gründen nicht verteidigen - der Frankfurter hat sich schlichtweg nicht qualifiziert. Und Matthias de Zordo, Speerwurf-Weltmeister von 2011, hat sich immer noch nicht von seinem im Mai 2013 erlittenen Achillessehnenriss erholt - schon die WM in Moskau hatte er verpasst.

Dass ein Weltmeister-Titel in der russischen Metropole nicht unbedingt ein Glücksbringer sein muss, erlebte nicht nur Holzdeppe. Tschechiens 400-m-Hürdenstar Zuzana Hejnova kapitulierte kurz vor der EM vor einer Sehnenverletzung, Russland angeschlagene Hochsprung-Champion Swetlana Schkolina packte 2014 erst gar nicht die Spikes aus.

Ein völlig gebrauchtes Jahr erwischte Frankreichs Dreisprung-Weltmeister Teddy Tamgho. Der Hallen-Weltrekordler, der in Moskau mit grandiosen 18,04 m siegte, hatte es mit seiner Disziplin in Sachen Dopingkontrollen nicht ganz so genau genommen und war vom nationalen Verband für ein Jahr gesperrt worden. Dass er wegen einer Schienbein-Fraktur ohnehin 2014 außen vor gewesen wäre, war da nur ein schwacher Trost.

(sid)
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