6,18 Meter übersprungen Duplantis toppt seinen Stabhochsprung-Weltrekord

Glasgow · Stabhochsprung-Europameister Armand Duplantis hat seinen erst eine Woche alten Weltrekord verbessert. Der 20 Jahre alte Schwede sprang beim World-Indoor-Meeting im schottischen Glasgow im ersten Versuch über 6,18 Meter.

 Schwedens Armand Duplantis mit seinem Siegerscheck für den neuen Weltrekord.

Schwedens Armand Duplantis mit seinem Siegerscheck für den neuen Weltrekord.

Foto: AFP/ANDY BUCHANAN

Leicht genervt diskutierte Armand Duplantis mit den Kampfrichtern, die ihm zunächst partout den Anlauf nicht freigeben wollten. Dann zuckte er kurz mit den Schultern, preschte los - und flog über 6,18 m, als wäre es das leichteste auf Erden: Schwedens Jahrhundert-Talent hat zum zweiten Mal binnen acht Tagen den Weltrekord im Stabhochsprung geknackt. Am Samstag packte der 20-Jährige in Glasgow in bester Sergej-Bubka-Manier einen Zentimeter auf die zuvor in Torun erzielten 6,17 m.

"Das war ein so großartiger Wettbewerb. Es war eine solche Energie, die das Publikum auf mich übertragen hat, und davon lebe ich", sagte Duplantis, der federleicht im ersten Versuch über die Latte schwebte, sie nicht ansatzweise striff und danach mit verschränkten Armen cool ins Publikum grinste. Sollte heißen: Seht her, die alten Grenzen gelten für mich nicht!

30.000 Dollar kassierte Duplantis, den alle Welt nur "Mondo" nennt, für den Rekordflug. Doch das war nur ein netter Nebeneffekt. Er, der so ziemlich jeden Altersklassen-Weltrekord hält, den ersten mit zarten sieben Jahren aufstellte, zeigte mit unnachahmlichem Nachdruck, dass er eine Ära in der spektakulärsten aller Leichtathletik-Disziplinen prägen wird.

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"Ich wusste seit zwei Jahren, dass er das Potenzial dazu hat. Ich hatte die Ehre, den Rekord so lange zu haben, bis er es einmal sicherlich besser machen würde", hatte Renaud Lavillenie gesagt, nachdem Duplantis in Torun die alte Marke des Franzosen von 6,16 geknackt hatte.

6,17 m waren es in Polen, 6,18 nun in Glasgow. Wie einst der große Bubka, der den Weltrekord 2014 nach 30 Jahren an Lavillenie abtreten musste, wird Duplantis nun in Zentimeterschritten vorgehen. In welche Höhen das Wunderkind vordringen kann, darüber lässt sich nur spekulieren. In Glasgow hätte die Latte auch auf 6,20 m liegen können, gefallen wäre sie nicht.

Freilich: Bei seinem EM-Titel im Sommer 2018 in Berlin hatte Duplantis als 18-Jähriger mit 6,05 m schon gezeigt, dass die Reise bis zu den Sternen gehen könnte. Seine Explosion früh im Olympiajahr macht dennoch sprachlos: Am 4. Februar sprang er in Düsseldorf erstmals und als Jüngster in der Halle über 6,00 m. Diese Höhe nahm er quasi als Aufwärmprogramm auf dem Weg zu den Weltrekorden in Torun und Glasgow jeweils mit schierer Selbstverständlichkeit.

Auch wenn er nun mit erst 20 Jahren der beste "Stabi" der Geschichte ist, "etwas, dass ich sein wollte, seit ich mit drei Jahren in Windeln die ersten Sprünge gemacht habe", gehen dem Sohn eines Amerikaners und einer Schwedin die Ziele nicht aus. Olympiasieger will er im August werden, Weltmeister ein Jahr später. Und dann wäre da ja noch der Europarekord.

Anders als der Weltverband erkennt der kontinentale Verband EAA in der Halle erzielte Bestmarken nicht als generelle Rekorde an. Europarekordler ist also weiterhin Bubka mit 1994 in Sestriere erzielte 6,14 m. Dass diese Marke den Sommer überleben wird, ist sehr fraglich. Der große Bubka könnte damit leben. "Es ist fantastisch, dass die Leichtathletik solche Talent wie Armand hat", sagte er.

(rent/sid)
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