Leichtathletik-EM in Helsinki Stabhochsprung-Quali wird zur Lachnummer

Helsinki · Das Nachspiel wurde zur Lachnummer: Einige Stabhochspringerinnen mussten bei der EM-Quali in Helsinki eine nervige Geduldsprobe bestehen. Die gute Nachricht aus der Südkurve: Das deutsche Trio steht im Finale.

 Die Stabhochspringerinnen um Silke Spiegelburg amüsierten sich köstlich über die Farce in der EM-Qualifikation.

Die Stabhochspringerinnen um Silke Spiegelburg amüsierten sich köstlich über die Farce in der EM-Qualifikation.

Foto: dpa, Bernd Thissen

Der Wecker klingelte bei Silke Spiegelburg schon früh um vier, mit Yoga wurde die Leichtathletin wach, das Früh-Stück hatte sich um 4.30 Uhr seinen Namen redlich verdient. Im Mannschaftshotel war die Vorfreude auf den Wettkampf noch gedämpft.
So richtig Spaß hatte die Stabartistin erst ein paar Stunden später bei einer seltenen Zirkusnummer: So eine windige Qualifikation wie am Donnerstag bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki hätten sich die Stabhochspringerinnen gern erspart.

Jury will ein Zwölferfinale

Dabei schien zunächst alles nach Plan zu laufen: Elf starke Frauen hatten sich mit 4,40 Metern schon für das Finale am Samstag qualifiziert, unter ihnen Silke Spiegelburg (Leverkusen), Lisa Ryzih (Ludwigshafen) und die WM-Zweite Martina Strutz aus Neubrandenburg. Dazu kamen drei Springerinnen, die 4,35 Meter gemeistert hatten. Die Jury und das Reglement wollten aber ein Zwölfer-Finale.

Nach langer Diskussion machte die Tschechin Jirina Ptacnikova, die nach überquerten 4,35 Metern die 4,40 Meter ausgelassen hatte, dem Schauspiel ein Ende. Die 4,45 Meter meisterte die Medaillenkandidatin im ersten Versuch und schwang sich zur Qualifikationsbesten auf. Die derangierten Damen packten kopfschüttelnd die Stäbe ein und trollten sich.

Das sportliche Geschehen in der Südkurve war erst eskaliert, nachdem auch die bereits qualifizierten 4,40-Meter-Springerinnen noch einmal die Stäbe auspacken mussten. Spiegelburg und Co. waren stinksauer. "Das war völlig unnötig und auch gefährlich bei dieser Windlotterie", sagte die Gold-Kandidatin, die sich dann an einem nicht ganz ernst gemeinten Sportler-Streik beteiligte. Mit provozierenden Schritten "marschierte" sie dreimal Richtung Latte, dreimal machte sie den Versuch grinsend ungültig.

"Alle haben gelacht"

"Jeder hatte seinen Spaß, alle haben gelacht", meinte Spiegelburg.
Dabei hat die ungewollte Show-Einlage im Olympiastadion nur Zeit und Nerven gekostet. "Wir waren uns alle einig: Egal, wie wir es drehen und wenden, es kommt immer das gleiche Ergebnis raus. Wir können keine mehr ins Finale reinholen, wir können auch keine mehr rauskicken", sagte die 26-Jährige, vor zwei Jahren mit EM-Silber in Barcelona die Beste des deutschen Stab-Trios.

"Streiken wollten wir nicht, aber dass da so ein Zirkus gemacht wurde!", schimpfte Strutz. Doch die kleine, kräftige Mecklenburgerin ist auch eine Frohnatur, sie steht im Finale - und hatte schon in der Quali ihren Spaß: "Lustig war es allemal."

(dpa)
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