Top 5 als Ziel So hat die deutsche Leichtathletik das WM-Debakel aufgearbeitet

Darmstadt · Der deutsche Leichtathletik-Verband hat in den vergangenen Wochen und Monaten das WM-Debakel von Eugene aufgearbeitet und zieht daraus Konsequenzen.

 Chef-Bundestrainerin in der Leichtathletik: Annett Stein.

Chef-Bundestrainerin in der Leichtathletik: Annett Stein.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Bei der Sportler-Ehrung in Baden-Baden glänzte die deutsche Leichtathletik mit ihren Preisträgern Gina Lückenkemper und Niklaus Kaul. Hinter den Kulissen war die Analyse einer keineswegs famosen Saison dabei in den letzten Zügen - wenige Tage später steht der Plan für eine erfolgreichere Zukunft: Mit einem noch unbekannten Sportdirektor will der DLV wieder in die Top 5 der Welt aufsteigen. Ein ambitioniertes Ziel.

„Das tolle Abschneiden der Leichtathletinnen und Leichtathleten bei der Wahl zum 'Sportler des Jahres 2022' wird uns für die Herausforderungen der neuen Saison beflügeln. Gleichzeitig wissen wir natürlich auch, dass wir hart arbeiten müssen, um den Anschluss an die Weltspitze wieder zu schaffen“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing.

„Mäglichst“ im ersten Quartal 2023 soll der neue starke Mann oder die neue starke Frau präsentiert werden. Auf der neu geschaffenen Position solle „die übergreifende Steuerung der Leistungssportstrukturen im Sinne einer Managementfunktion“ gestaltet werden, hieß es etwas sperrig in einer DLV-Mitteilung am Donnerstag.

Der Sportdirektor trage „die Verantwortung für den Leistungssport. Dazu gehören die Steuerung, die Leistungsförderung, das Bundesstützpunktsystem und die Personalentwicklung im sportlichen Bereich.“ Chefbundestrainerin Annett Stein solle so administrativ entlastet werden.

Idriss Gonschinska sprach von einem „Change-Prozess. Neue Funktionen und Rollen müssen gelernt werden und sich etablieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). An der Aufarbeitung der XXL-Saison mit WM und EM waren auch Athleten wie Lückenkemper, EM-Champion Richard Ringer oder Olympiasieger Thomas Röhler beteiligt.

„2022 war in der deutschen Leichtathletik ein sehr verrücktes Jahr. Nach der WM haben wir ordentlich einstecken müssen, aus meiner Sicht teilweise zu hart. Es ist ein schwieriges Jahr gewesen mit zwei Höhepunkten in drei Wochen“, hatte 100-m-Europameisterin Lückenkemper im Rahmen ihrer Ehrung zur Sportlerin des Jahres gesagt. Man könne nicht „zweimal in so kurzer Zeit peaken“. Das sah auch Zehnkampf-König Kaul so, für viele Athletinnen und Athleten sei die Heim-EM der „Hauptwettkampf“ gewesen, auch für ihn.

Der DLV identifizierte jedoch auch eigene Fehler. „Unter anderem stimmte beim Abschneiden in Eugene die Fokussierung zwischen DM, Weltmeisterschaften und den kurz darauf stattfindenden Europameisterschaften nicht“, analysierte Kessing. Die Sternstunden von München, wo Deutschland den EM-Medaillenspiegel gewann, täuschten nicht über die desaströse Weltmeisterschaft wenige Wochen zuvor hinweg.

Einzig Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (Gold) und die 4x100m-Staffel der Frauen (Bronze) hatten in Eugene Medaillen gewonnen - es war die schlechteste WM-Bilanz in der deutschen Leichtathletik-Geschichte. Eine, die sich nicht wiederholen soll. Mit den Maßnahmen solle der Grundstein gelegt werden, „um schon 2023 bei der WM in Budapest besser abzuschneiden“, sagte Kessing.

Langfristig soll es wieder ganz nach oben gehen. Bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles peilt der DLV „international eine Top-Fünf-Platzierung der Nationenwertung“ an. Daran wird sich dann auch „Mr. or Mrs. X“ in der sportlichen Führung messen lassen müssen.

(dör/SID)
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