Sportler des Jahres 2014 Harting schafft den Hattrick

Er ist Seriensieger im Diskusring und Chefkritiker des deutschen Sports: Robert Harting wurde als Erster seit dem früheren Schwimm-Star Michael Groß (1982 bis 1984) dreimal in Serie zu Deutschlands "Sportler des Jahres" gewählt.

Leichtathletik-EM: Robert Harting feiert Diskus-Gold
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Robert Harting feiert Diskus-Gold

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Foto: afp, lv

Seriensieger statt Strahlemann, Goldjunge mit Ecken und Kanten statt Everybody's Darling: Diskus-Riese Robert Harting hat sich längst über die Leichtathletik-Szene hinaus einen Namen gemacht und ist nun endgültig unter den ganz Großen des deutschen Sports angekommen. In Baden-Baden wurde der 30-Jährige am Sonntag zum dritten Mal in Serie als Deutschlands "Sportler des Jahres" geehrt — das gelang zuletzt dem früheren Schwimm-Star Michael Groß (1982 bis 1984).

Dabei taugt Harting eigentlich gar nicht zum Posterboy des deutschen Sports. Der 2,01 m große und rund 130 Kilo schwere Koloss ist unbequem, sagt stets offen seine Meinung und traut sich, auch einmal die mächtigen Funktionäre herauszufordern. "Ich bin wie Wasser, das bei 99 Grad ständig am Kochen ist und nicht versiedet. Ich versuche, den Deckel draufzuhalten, damit nichts raus kommt", hat der Student der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation einmal gesagt.

Doch manchmal kocht Harting, der Olympiasieger, der dreifache Welt- und zweifache Europameister, einfach über — vor allem, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt.

Harting dreht sich bei seinen Siegen zwar im Kreis, denkt aber längst über den Diskusring hinaus. Der Dickkopf aus Brandenburg sorgt sich um die Zukunft des Spitzensports und hat deshalb zusammen mit einem Unternehmer gegen alle Widerstände die Deutsche Sport-Lotterie (DLS) ins Leben gerufen — um die Förderung der Olympia-Athleten zu verbessern und ihnen die Existenzangst zu nehmen.

Diplomatie ist definitiv nicht Hartings Stärke. Das hat vielleicht auch mit seiner Herkunft zu tun. Der Sportsoldat kommt aus bescheidenen Verhältnissen und musste sich alles erkämpfen. Früher nahm "Shaggy" das mit dem Durchboxen auch mal zu wörtlich, doch längst sind Worte die schärfste Waffe des Hobby-Malers - vor allem im Kampf gegen Doping.

"Wir ruinieren hier unseren Körper mit dem größten Verschleiß im Training und sind dabei sauber. Dabei verlieren wir bestimmt fünf Athleten-Jahre, während sich die anderen zu Hybrid-Wesen spritzen und durch Doping länger leistungsfähig bleiben", sagte Harting, nachdem die ARD die Leichtathletik-Welt mit Veröffentlichungen zum systematischen Betrug in Russland erschüttert hatte. Seiner Ansicht nach habe auch der Weltverband IAAF seine Glaubwürdigkeit verspielt. "Wenn es nach mir geht, könnten in der IAAF alle zurücktreten. Dort vertraue ich gar keinem mehr", sagte Harting der Sport Bild: "Die ganzen geldintensiven Disziplinen in der Leichtathletik sind mit Doping verseucht."

Nach seinem EM-Triumph in Zürich ist Harting nun seit 2010 bei großen Meisterschaften unbesiegt - doch die Serie könnte jetzt reißen. "Für mich ist die Chance auf einen WM-Titel schwindend gering, wenngleich sie noch da ist", sagte Harting nach seinem Kreuzbandriss zu seinen Aussichten, 2015 in Peking seinen Titel zu verteidigen. Bis zu der EM 2018 in seinem "Wohnzimmer" in Berlin will Harting trotz der großen Belastung aber auf jeden Fall noch vorne mitwerfen. Und in Rio natürlich erneut Olympiasieger werden.
"Das ist das große Ziel", sagt er.

(sid)
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