Kommentar zum Trikot-Eklat Respektlos und selbstherrlich

Düsseldorf · Mahiedine Mekhissi-Benabbad hat keinen Rivalen behindert. Der Franzose mit algerischen Wurzeln ist auch nicht des Dopings überführt. Und dennoch hat man ihm den Titel weggenommen, den er sich auf imponierende Weise sportlich erkämpft hatte. Die rund 60.000 Euro, die es für den EM-Erfolg gibt, wandern nun auch nicht auf das Konto des 29-Jährigen.

Mekhissi-Benabbad läuft halbnackt ins Ziel
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Dabei wollte er doch nur so jubeln, wie die Fußballer ein Tor feiern, betonte der Hindernisläufer. Die erhalten fürs Trikot-Ausziehen die Gelbe Karte. Mekhissi-Benabbad, der seinen Emotionen freien Lauf ließ, also ein Opfer übereifriger Funktionäre? Wohl kaum. Er ist eher ein Opfer von Selbstherrlichkeit.

Emotionen gehören zum Sport. Und der Jubel wird weltweit in den Sportarenen längst zur Selbstinszenierung genutzt. Dabei gilt für viele Athleten: je ungewöhnlicher, desto besser. Allerdings gehören zum Sport auch Regeln. Mekhessi-Benabbad hat sie gebrochen. Er hat vor allem etwas vermissen lassen, was selbstverständlich sein und zur DNA eines Sportlers gehören sollte: Respekt vor seinen Gegnern und deren Leistungen.

Dass er sich schon vor dem letzten Hindernis das Trikot ausziehen konnte, ist ein Zeichen der läuferischen Überlegenheit des Franzosen. Dies aber auf diese Weise auszukosten, ist in höchstem Maße unsportlich. Er wollte nicht arrogant wirken, betonte der 29-Jährige - aber genau das tat er. Nicht jeder eignet sich für die Rolle als Vorbild, viele möchten es auch gar nicht sein. Die Disqualifikation war auch ein Signal an eventuelle Nachahmer - und sie war richtig.

(RP)
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