Leichtathletik-WM Titelverteidiger Holzdeppe springt zu Silber

Raphael Holzdeppe schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, schnappte sich eine Deutschland-Flagge und startete seine ausgelassene Silber-Party. Der beste deutsche Stabhochspringer verpasste zwar einen erneuten WM-Coup, freute sich im Vogelnest von Peking aber auch über Platz zwei.

Raphael Holzdeppe jubelt über Silber bei Leichtathletik-WM in Peking
17 Bilder

Holzdeppe jubelt über Silber

17 Bilder
Foto: afp, dd/tlr/dan

Der 25-Jährige meisterte 5,90 m und musste sich nur dem kanadischen Überraschungssieger Shawn Barber geschlagen geben, weil dieser seine Siegeshöhe bereits im ersten Versuch übersprungen hatte.

"Ich bin einfach überglücklich. Ich habe alles gegeben, was drin war, mein ganzer Körper tut weh", sagte Holzdeppe im ZDF: "Es war ein Auf und Ab der Gefühle. Heute Abend wird es eine gute Feier geben." Holzdeppe holte mit Silber die dritte Medaille für das deutsche Team in Peking, der erst 21 Jahre alte Barber sicherte Kanada erst das fünfte WM-Gold überhaupt.

"Air France" Renaud Lavillenie stürzte bei einer WM schon wieder ab. Der haushohe Favorit konnte sein Trauma nicht besiegen und musste sich nach 5,80 m mit dem geteilten dritten Platz zufrieden geben. Der 28 Jahre alte Olympiasieger und Weltrekordler war restlos bedient, schließlich wollte er endlich den Titel gewinnen, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Der dreimalige Europameister hatte schon 2013 mit Silber und zuvor zwei Mal Bronze bittere Pleiten eingesteckt.

Tobias Scherbarth landete mit 5,65 m auf dem geteilten siebten Platz, Carlo Paech (beide Leverkusen) war in der Qualifikation gescheitert. Neben Lavillenie holten die höhengleichen Pawel Wojciechowski und Piotr Lisek (beide Polen) ebenfalls Bronze.

Nach seinem Wackler in der Qualifikation, als er seine Anfangshöhe erst im dritten Versuch meisterte, begann Holzdeppe im Finale hellwach. 5,65 m meisterte der Hobby-Basketballer souverän, die nächste Höhe 5,80 m im zweiten Versuch. Dann bewies er absolute Nervenstärke: Vor dem Aus stehend, meisterte Holzdeppe die 5,90 m sauber im dritten Durchgang. Die sechs Meter für Gold lagen an diesem Abend dann aber zu hoch.

Nach einem wahren Seuchenjahr 2014 hatte Holzdeppe vor der Saison den Resetknopf gedrückt und sich in der alten Heimat eine neue Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Aus München kehrte er nach Zweibrücken zu seinem alten Trainer Andrej Tiwontschik zurück, zog mit seiner Freundin, der Weitspringerin Sosthene Moguenara, zusammen und hat auch wieder seine alten Kumpels um sich.

"Das spielt eine große Rolle, ich fühle mich einfach wohl und bin nicht mehr so viel auf der Autobahn unterwegs", hatte Holzdeppe vor der WM gesagt: "Und diese Kraft, die ich dadurch spare, kann ich ins Training stecken."

In diesem Jahr war Holzdeppe von Verletzungen verschont geblieben und sprang so hoch und konstant gut wie nie zuvor. Zuletzt steigerte er seine Bestleistung bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg auf 5,94 m.

Schon 2008 flog Holzdeppe durch das "Vogelnest" von Peking - damals bei Olympia war er mit zarten 18 Jahren das Küken im DLV-Team - jetzt ist er Anführer und nach seinem Silbersprung auch Medaillensammler.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort