Para-EM Sprint-Staffel begeistert das Publikum, Kober mit Weltrekord

Berlin · In der Staffel, im Kugelstoßen und im Sprint haben die deutschen Para-Leichtathleten am Freitag in Berlin drei weitere EM-Goldmedaillen gewonnen. Dazu gab es am fünften Wettkampftag dreimal Silber und zweimal Bronze.

 Birgit Kober gewann Gold im Kugelstoßen.

Birgit Kober gewann Gold im Kugelstoßen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Zwei Dutzend freiwillige Helferinnen klatschten, als die vier austrainierten Jungs durch den Tunnel aus dem Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark kamen. Die Sprinter bedankten sich ihrerseits mit Applaus bei den Mädchen - und lächelten etwas verlegen. Die deutsche 4x100-Meter-Staffel sorgte am Freitag mit ihrem souveränen Sieg für den bisherigen Stimmungshöhepunkt bei den Europameisterschaften der behinderten Leichtathleten.

Kurvenläufer Markus Rehm sagte: „Das war ein starkes Erlebnis. Ich habe jetzt richtig Bock“ - auf seinen nächsten EM-Auftritt an diesem Samstag im Weitsprung. Der Prothesenspringer strebt den Titel an, aber auch eine Verbesserung seines Weltrekords, den er erst im vergangenen Monat in Japan auf 8,47 Meter geschraubt hatte.

EM-Titel und Weltrekord - das war Kugelstoßerin Birgit Kober von 1860 München am Freitag gelungen, als sie ihren Wettbewerb mit 11,79 Meter gewann. Insgesamt holte sich die deutsche Mannschaft am fünften Wettkampftag sieben Medaillen. Gold ging auch an 100-Meter-Sprinterin Nicole Nicoleitzik aus Püttlingen im Saarland (15,60 Sekunden).

Silber sicherten sich Keulenwerferin Hanna Wichmann (16,63 Meter/Greifswald), Speerwerferin Frances Herrmann (17,47 Meter/Cottbus) und die stark sehbehinderte 200-Meter-Läuferin Katrin Müller-Rottgardt (26,47 Sekunden/Wattenscheid) mit Begleitläufer Alexander Kosenkow. Bronze holte sich Kugelstoßerin Juliane Mogge (9,46 Meter/Wattenscheid).

„Ich erlebe gerade meine beste Saison“, sagte der Rehm, der diese Woche seinen 30. Geburtstag feierte. In jedem Wettkampf sprang der Leverkusener mindestens 8,10 Meter. Nach wie vor träumt er von einem Start bei den Olympischen Spielen. Doch das scheint illusorisch, seit Gutachter festgestellt haben, dass er durch eine Prothese zwar einen Nachteil im Anlauf, dafür einen Vorteil im Absprung hat. An deutschen und regionalen Meisterschaften der Nicht-Behinderten darf er zwar teilnehmen, aber in einer gesonderten Wertung.

Doch zunächst genoss er den Staffel-Triumph, den er zusammen mit seinen Vereinskameraden Johannes Floors und Felix Streng sowie dem 17-jährigen Startläufer Phil Grolla (Fallersleben) errang. Seit 2012 sind deutsche Sprintstaffeln bei den internationalen Titelkämpfen der Behinderten damit ungeschlagen.

Offen ist allerdings noch, ob der Wettbewerb bei den Paralympics in zwei Jahren in Tokio zum Programm gehört. Streng hätte jedenfalls kein Verständnis dafür, wenn gerade dieser Wettbewerb gestrichen würde: „Es ist doch fantastisch, wenn die Jungs mit den Prothesen über die Bahn fliegen.“ Anders als in Europa gibt es im Weltmaßstab auch ernsthafte Konkurrenz, insbesondere durch die USA.

(old/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort