Gefallener Paralympics-Star Die Tür ist für Oscar Pistorius offen

Leipzig · Oscar Pistorius war der Held des Behindertensports, er wurde weltweit gefeiert und bewundert. Vor 19 Monaten änderte sich sein Leben dramatisch. Trotzdem könnte Pistorius irgendwann wieder ins Rampenlicht zurückkehren und für sportliche Schlagzeilen sorgen.

Twitter-Reaktionen zu dem Pistorius-Urteil
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Foto: afp, GG/MM

Er war das weltweite Aushängeschild des Behindertensports, jetzt ist Oscar Pistorius ein verurteilter Straftäter. Doch trotz seiner Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung könnte der gefallene Sport-Star nach Verbüßen einer möglichen Strafe wieder an Paralympischen Spielen teilnehmen. "Wenn er seine Karriere fortsetzen will, würde sich das Internationale Paralympische Komitee dem nicht in den Weg stellen", sagte der IPC-Mediendirektor Craig Spence am Freitag der Nachrichtenagentur dpa und ergänzte: "Aber nur Oscar kann die Frage beantworten, ob er wieder zurückkommen will."

Der 27-jährige Pistorius war am Freitag nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag 2013 der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß soll am 13. Oktober verkündet werden. Die Höchststrafe sind 15 Jahre. Eine kürzere Gefängnisstrafe oder sogar Bewährung sind aber auch möglich.

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), sieht die Zukunft des unterschenkel-amputierten Läufers aus Südafrika kritischer. "Oscar war ein Ausnahmeathlet. Nur wer wie er in seinem privaten Leben in so einen tragischen Vorgang verwickelt ist, der hat dann eben nach meiner Auffassung keinen Platz mehr in der paralympischen Bewegung", sagte Beucher der dpa. Der 68-Jährige schränkte aber ein, dass man erst das endgültige Urteil abwarten müsse. "Die Paralympische Bewegung vergisst nicht die Tragik um den Tod von Reeva Steenkamp und äußert ihr tiefes Mitgefühl", sagte Beucher.

Spence sieht derweil keine negative Auswirkungen des Urteils auf den paralympischen Sport. "Man muss ganz klar zwischen seinen sportlichen Leistungen und dem Privatleben unterscheiden. Oscars Privatleben hat nichts mit uns zu tun", sagte Spence.

Unbestritten ist die Bedeutung des "Blade-Runners" für den Behindertensport. Seine Lebensgeschichte ist wie gemacht für einen Hollywood-Blockbuster. Kind ohne Beine wird trotz und gerade wegen seines Handicaps zum weltweit bekannten Sport-Superstar, erringt als "schnellster Mann ohne Beinen" Titel en masse und scheffelt Millionen. Der sechsmalige Paralympics-Sieger und Weltmeister wurde zum Vorbild von Millionen Behinderten in aller Welt, die sahen, dass man auch mit Handicap Leistungen bringen und Grenzen überwinden kann.

So nimmt Oscar Pistorius das Urteil gegen ihn auf
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"Er hat der paralympischen Bewegung ein Gesicht und einen ungeheuren Schub gegeben, hat außergewöhnliche Leistungen erbracht und sich zudem den Startplatz bei Olympia erkämpft - das ist der Sportler Oscar Pistorius", meinte Beucher. "Und er ist dann an der Tragik in seinem Privatleben gescheitert. Das kann kein noch so gnädiges oder hartes Urteil wegwischen. Das ist in Zukunft untrennbar mit dem Namen Pistorius verbunden wie mit seinen sportlichen Leistungen."

Obwohl Pistorius nun nicht mehr als Ikone taugt, sei die paralympische Bewegung stark genug. "Schon London 2012 hat gezeigt, dass die paralympische Bewegung nicht nur eine Person ist. Es war noch nie nur eine Person und wird es auch nie sein", erklärte Spence.

Oscar Pistorius bricht vor Gericht in Tränen aus
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Pistorius bricht vor Gericht in Tränen aus

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Beucher ergänzte: "Wir haben aktuell und auch während und insbesondere nach Pistorius Gesichter, die weltweit den Behindertensport prägen. In Deutschland denke ich zum Beispiel an Verena Bentele, Gerhard Schönfelder, Markus Rehm, Henrich Popow und Anna Schaffelhuber. Diese können sie schon als Gesichter der weltweiten paralympischen Bewegung bezeichnen."

(dpa)
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