Beinharte Quali in den USA Harrison bricht uralten Weltrekord — doch nach Rio darf sie nicht

London · Die US-Amerikanerin Kendra Harrison war beim Diamond-League-Meeting in London der Star des Abends: In 12,20 Sekunden knackte die 23-Jährige über 100 Meter Hürden den 28 Jahre alten Weltrekord der Bulgarin Jordanka Donkowa um eine Hundertstelsekunde. Für Rio reicht es trotzdem nicht.

Hürdensprintern Kendra Harrison bricht Uralt-Weltrekord
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Hürdensprintern Harrison bricht Uralt-Weltrekord

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Sie weinte hemmungslose Tränen der Freude — und vielleicht auch der Trauer: Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) wird Harrison nämlich trotz ihrer Fabelleistung verpassen. Sie hatte sich bei den beinharten US-Trials nicht qualifiziert.

"Es ist unglaublich, dass mich die Leute jetzt Weltrekordlerin nennen", sagte Harrison nach ihrem Sensationslauf: "Ich wollte rausgehen und den Mädels zeigen, was ich drauf habe. Auch bei Rückschlägen muss man weitermachen und sein Bestes geben."

Bei den US-Trials Anfang Juli hatte Harrison gepatzt und als Sechste die Qualifikation für Rio verpasst. Stattdessen fliegen ihre am Freitag auf den Plätzen zwei bis vier platzierten Teamkolleginnen Brianna Rollins, Kristi Castlin und Nia Ali für die USA nach Rio. Ohne besondere Wind-Unterstützung steigerte Harrison nun ihre eigene in Eugene aufgestellte Weltjahresbestleistung von 12,24 Sekunden um weitere vier Hundertstel.

Usain Bolt löst sein Olympia-Ticket über 200 Meter

Der zweite Gewinner des Abends war Usain Bolt. Der jamaikanische Superstar, immerhin sechsmaliger Sprint-Olympiasieger, löste in London über 200 Meter sein Ticket für die Sommerspiele. In locker herausgelaufenen 19,89 Sekunden lieferte der zuletzt am Oberschenkel verletzte Supermann der Leichtathletik den geforderten "Leistungsnachweis" für Olympia über seine Weltrekordstrecke. Der Traum des 29-Jährigen vom dritten Gold-Hattrick über 100 Meter, 200 Meter und 4x100 Meter in Rio lebt.

"Ich bin noch nicht ganz in Form, aber ich komme der Sache näher", sagte Bolt im Ziel: "Ich bin immer noch hungrig und bereit, weiter zu kämpfen." Gewohnt cool spielte der Superstar mit den 40.000 Zuschauern an der Stätte seiner Olympia-Triumphe Nummer vier bis sechs — er brachte dabei eine Frau mit seinem ins Publikum geworfenen Schuh gar an den Rand einer Ohnmacht.

Bolt siegte nach zuletzt zahlreichen Verletzungen bei seinem ersten Start über die längere Sprintdistanz ohne Mühe, blieb dabei jedoch deutlich über der Bestzeit seines größten Konkurrenten Justin Gatlin (19,75) und der Weltjahresbestmarke von LaShawn Merritt (19,74/beide USA). Über 100 Meter war der Superstar bei der jamaikanischen Olympia-Ausscheidung im Halbfinale 9,88 Sekunden gelaufen, Gatlins Weltjahresbeszeit steht bei 9,80. Dennoch: Schon vor Jahresfrist war Bolt schwer in Tritt gekommen. Bei der WM in Peking lief er dann aber allen davon. Warum sollte es in Rio anders sein?

Der Sprintstart wurde in der Vorbereitung von Dr. Müller-Wolfahrt behandelt

Bolt war in der Vorbereitung auf seine dritten Olympischen Spiele immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden. Bei den jamaikanischen Meisterschaften Anfang Juli war er aufgrund einer Oberschenkel-Verletzung vor dem Finale ausgestiegen, auf den 200-Meter-Start hatte er verzichtet. Zuletzt hatte sich der Weltmeister bei Nationalmannschafts-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München in Behandlung begeben. "Er hat nach der Verletzung seine Magie wirken lassen", sagte Bolt in London.

(jado/sid)
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