Mehrkampf-Meeting in Ratingen Kazmirek knackt Olympia-Norm

Ratingen · Der deutsche Zehnkämpfer legte beim Meeting in Ratingen einen starken Wettbewerb hin. Über die 400 Meter lief er in der Hitze am Samstag sogar Meeting-Rekord. Olympia 2020 hat er nun sicher.

 Der deutsche Zehnkämpfer Kai Kazmirek jubelt nach dem Stabhochsprung-Wettbewerb des Mehrkampf-Meetings.

Der deutsche Zehnkämpfer Kai Kazmirek jubelt nach dem Stabhochsprung-Wettbewerb des Mehrkampf-Meetings.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Kurz nachdem Kai Kazmirek den Meeting-Rekord über 400 Meter geknackt hat, muss er sich erstmal hinlegen. 37 Grad sind es am späten Samstagnachmittag in Ratingen. Doch im Glutofen des Ratinger Stadions dreht der 28-Jährige noch einmal  richtig auf. In 46,81 Sekunden läuft der Athlet der LG Rhein-Wied die Stadionrunde, so schnell wie noch nie ein Mann zuvor in Ratingen. Erschöpft lässt sich Kazmirek fallen, bleibt erst einmal eine halbe Stunde liegen. „Danach musste ich mich leider übergeben, so fertig war ich“, sagt der 28-Jährige. „In der Nacht habe ich dann kaum geschlafen, bin alle zehn Minuten aufgewacht. Mir tat alles weh. Der Rücken, die Wade. Da muss man einfach mal eine Schmerztablette nehmen und das durchziehen.“

Durchziehen war trotz der Schlaflosigkeit in der Nacht auch exakt das, was Kazmirek am zweiten Tag tat. Der WM-Dritte von London 2017 holte trotz der Hitze starke 8444 Punkte. Damit knackte er nicht nur zum zweiten Mal in diesem Jahr die benötigte Marke für die Weltmeisterschaft Ende September in Doha, er überbot sogar die Norm für die Olympischen Spiele 2020, damit kann er für Tokyo planen. „Ich hoffe in Doha natürlich auf eine persönlich Bestleistung. Im Speerwurf und über 1500 Meter ist noch Luft nach oben. Natürlich mache ich mir Hoffnungen auf eine Medaille.“

Frank Busemann traut Kazmirek solche Leistungen durchaus zu. „Ich mag den Kai. Der hat die Ruhe weg und zieht sein Ding einfach durch“, sagte der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1996 im Zehnkampf. „Vor allem hat er das Selbstvertrauen. Im Stabhochsprung legt er nach zwei Fehlversuchen über 5,20 Meter die Latte einfach mal auf 5,30 und denkt sich ,wenn, dann richtig’. Selbst wenn es nicht klappt. Das ist ein Vollblut-Zehnkämpfer.“

Obwohl gute Zehnkämpfer wie Arthur Abele oder Rico Freimuth auf der Zielgeraden ihrer Karriere sind und Ratingen sausen ließen, ist Busemann nicht bange, was die Zukunft angeht. „Wir waren die letzten Jahre schließlich sehr verwöhnt, was die Leistungsdichte an der Spitze anging“, betont der 44-Jährige. „Aber in Niklas Kaul kommt ein junger Mann, der alles mitbringt, wenn er fit bleibt. Er und Kai können sich sicherlich noch gegenseitig pushen.“

In Ratingen fehlte Kaul, weil er Mitte Juli bei der U23-Europameisterschaft antritt. Das mit dem Motivieren bekam Kazmirek aber auch alleine ganz gut hin. Die 100 Meter gewann er in 10,85 Sekunden, er gewann auch den Weitsprung (7,74 Meter), die 400 Meter und den Stabhochsprung (5,10 Meter).

Mit seinen 8444 Punkten ist er aktuell der beste Deutsche in diesem Jahr. Mit Potenzial. „Die 1500 Meter sind alle Athleten nicht so schnell gelaufen wie sie konnten“, sagte Bundestrainer Sebastian Hallmann. „Das muss an der Sonne und den Temperaturen liegen. Daher ist für Doha sicherlich noch Luft nach oben.“

Oder nach unten – für die Konkurrenz. Denn in der katarischen Hauptstadt herrschen ähnliche Temperaturen wie am Wochenende in Ratingen. Kazmirek weiß dann bereits, was ihn erwartet, und er freut sich drauf. „Für mich kann es eigentlich nicht heiß genug sein“, sagt Kazmirek. „Je weniger man sich aufwärmen muss, um so mehr Kraft hat man.“ Und im Notfall nimmt er halt eine Schmerztablette – und zieht dann durch. Wie in Ratingen.

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