TV-Kritik zum Aktuellen Sportstudio Ein starker Auftritt

Meinung | Düsseldorf · Bedeutsamkeit wird oft mit Lautstärke verwechselt. Aus diesem Irrtum heraus plustern sich besonders Profisportler gerne auf und verkünden, dass sie die Besten und sowieso unschlagbar seien. Manchmal lohnt es sich, bei den leiseren Tönen gut hinzuhören. Samstagnacht gab es die Chance im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF.

Markus Rehm sensationell deutscher Weitsprung-Meister
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Behinderter Rehm sensationell deutscher Weitsprung-Meister

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Foto: dpa, shp hak

Es ging um Markus Rehm, der als behinderter Sportler deutscher Meister der Nichtbehinderten wurde. Es wurde eifrig diskutiert, ob sein Start statthaft war, oder er sich durch die Prothese einen Vorteil verschafft hat. Eine legitime Diskussion, aber zum falschen Zeitpunkt. Die Funktionäre des Deutschen Leichtathletik-Verbandes haben den 25-Jährigen schlicht nicht ernstgenommen. So wurde versäumt, im Vorfeld zu prüfen, wie sich die Federung der Prothese auswirkt. Das ist peinlich und unprofessionell - denn Rehm hat nicht versucht, sich etwas zu erschleichen.

"Markus hat verdient gesiegt", sagte der von Rehm bezwungene Christian Reif. Er machte nicht den Eindruck, dass er sich für diese Worte verbiegen musste. Rehms Trainerin Steffi Nerius zeigte sachlich auf, dass sie keine Funktionärin ist, die etwas zu fordern hat, sondern einen Athleten optimal vorbereiten wollte. Selbst ständige Wiederholungen von Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein verführten die Gäste nicht, doch noch mit Schaum vor dem Mund gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu wettern.

Diese Sportstudio-Folge sollte als Lehrfilm an Schulen gezeigt werden. Es geht um Demut, Respekt, Anerkennung von Leistungen. Behinderungen gibt es nur im Denken — für den DLV ist Inklusion im Spitzensport offenbar erst seit Ulm ein Thema.

(RP)
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