Makwala unter Quarantäne 400-Meter-Läufer wird wegen Virus nicht ins Stadion gelassen

London · Botswanas Weltklasse-Sprinter Isaac Makwala durfte wegen eines Magen-Darm-Virus bei der Leichtathletik-WM nicht am Finale über 400 Meter teilnehmen. Der härteste Rivale von Wayde van Niekerk musste für 48 Stunden in Quarantäne. Das wirft Fragen und Kritik auf.

 Isaac Makwala nach dem Vorlauf über 200 Meter.

Isaac Makwala nach dem Vorlauf über 200 Meter.

Foto: ap, FO

Der Weltverband IAAF untersagte dem 30-Jährigen am Dienstag den Start im abendlichen 400-Meter-Finale, das van Niekerk (Südafrika) gewann und damit den ersten Schritt zum erhofften Gold-Double über 200 und 400 Meter machte.

Von dem Virus sind nach IAAF-Angaben auch rund 30 Athleten anderer Nationen betroffen. Die 48-stündige Quarantäne schreibt das britische Gesundheitsrecht zwingend vor. Makwala müsse wegen der ansteckenden Krankheit auf seinem Hotelzimmer bleiben.

Der Sprinter war am Dienstag schon am Olympiastadion, wurde aber zurückgewiesen und war am Boden zerstört. "Mit einem blutenden Herzen muss ich mitteilen, dass ich nicht am 400-m-Finale teilnehmen werde", schrieb Makwala bei Facebook. Er betonte, kein Arzt habe ihn untersucht. "Das ist nicht fair. Ich glaube fast, das ist Sabotage", sagte Makwala dem Sender ITV: "Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich ein britischer Athlet gewesen wäre. Hätten sie mir dann auch nicht erlaubt zu laufen? Es zerbricht mir das Herz."

Die Delegation aus Botswana gab an, sie habe keine Erklärung von der IAAF bekommen, warum der Athlet nicht starten dürfe. Man habe erst in den Medien davon erfahren.

Van Niekerk zeigt Mitgefühl

Der Weltverband bestreitet das. Makwala sei untersucht und das Team ausreichend informiert worden. Über einen Zeitraum von 18 Stunden habe er sich immer wieder übergeben. "Das ist ein trauriger Fall, aber wir müssen die Vorschriften zum Wohle der Athleten beachten", sagte eine IAAF-Sprecherin der BBC. Makwala hatte am Montag bereits die Vorläufe über 200 Meter verpasst.

Weltmeister van Niekerk zeigte Mitgefühl mit seinem Konkurrenten: "Ich hätte mir gewünscht, dass er eine faire Chance bekommt. Ich glaube, er wäre sehr, sehr gut gelaufen. Ich fühle mit ihm. Ich wünschte mir, ich könnte ihm meine Medaille geben", sagte der Weltrekordler.

Der frühere Weltklasseläufer Michael Johnson kritisierte den Umgang mit Makala. "Die IAAF wird bald feststellen, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hat", sagte der viermalige Weltmeister über 400 Meter der BBC. "Wenn man zusammenbricht, bist du okay, aber wenn du dich übergeben musst, bist du nicht ok?", fragte der US-Amerikaner. Die deutsche Dreispringerin Neele Eckhardt hatte vor der Qualifikation Kreislaufprobleme und war auf dem Weg zur Toilette in der Nacht zweimal zusammengebrochen. Johnson weiter: "Van Niekerks größter Konkurrent über 400 und 200 Meter wurde aus dem Rennen genommen. Die Verschwörungstheorien werden aus dem Boden sprießen."

Zwei Fälle von Norovirus

Wie das Organisationskomitee der WM am Dienstagabend mitteilte, hatten insgesamt 30 Menschen über Magen-Darm-Probleme geklagt, in neun Fällen liege eine Erkrankung vor. Bei Labortests wurde zudem nachgewiesen, dass sich zwei Personen mit dem Norovirus infiziert haben. Dieser Virus löst eine akute Magen-Darm-Erkrankung aus. Die Teams der anderen betroffenen Athleten hätten die Gesundheits- und Quarantänevorgaben befolgt.

Das deutsche Team hat bereits auf den im Hotel grassierenden Magen-Darm-Virus reagiert. Für alle seit Montag anreisenden WM-Starter wurden andere Unterkünfte in London besorgt. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, hieß es am Dienstag.

So wurden auch die drei am Montag an der Themse eingetroffenen DLV-Speerwerfer vorsorglich woanders untergebracht. Olympiasieger Thomas Röhler, der deutsche Rekordler Johannes Vetter und Andreas Hofmann belegen die ersten drei Plätze der Weltrangliste und sind damit große Medaillenhoffnungen.

(mit Agenturmaterial)
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