Jung, zielstrebig, selbstbewusst Shanice Craft: Sinnbild für aufstrebende Leichtathletik-Generation

Zürich · Diskuswerferin Shanice Craft steht exemplarisch für eine neue, aufstrebende Generation im Deutschen Leichtathletik-Verband, die vor allem bei Olympia in Rio 2016 zuschlagen will.

Shanice Craft bejubelt Bronzemedaille
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Jung, cool, selbstbewusst: Deutschlands neue Diskus-Hoffnung Shanice Craft hat mit Bronze bei der Leichtathletik-EM in Zürich ihren Durchbruch geschafft und will jetzt richtig durchstarten. "Ich bin bei den Großen angekommen. Jetzt gilt es, weitere Medaillen zu gewinnen - ich habe meine Karriere noch vor mir", sagt die erst 21 Jahre alte frühere Junioren-Weltmeisterin im Kugelstoßen aus Mannheim nach ihrem Coup.

Craft steht exemplarisch für eine neue, aufstrebende Generation im Deutschen Leichtathletik-Verband, die vor allem bei Olympia in Rio 2016 zuschlagen will. "Bei Olympia will ich einmal ganz oben stehen", sagt Craft, Tochter eines US-Soldaten und einer Deutschen. Auf diesem Weg dahin hat sich Craft den Diskus-Riesen Robert Harting als Vorbild genommen.

Prämien auf ein Sparbuch

"Er gibt niemals auf, auch wenn es einmal nicht so läuft", sagt Craft, die ihr Lebensmotto als Tattoo über dem Herzen trägt: "I was, I am, I will always be free" (Ich war, ich bin, ich werde immer frei sein) - ein Zeichen für "Toleranz und Gleichberechtigung", wie sie sagt. Um auch finanziell unabhängiger zu werden, legt Craft all ihre Prämien auf einem Sparbuch an.

Craft hatte am Samstag im Letzigrund ihre erste Medaille bei einer großen Meisterschaft gewonnen. "Mein Glücksgefühl liegt auf einer Skala von 1 bis 10 bei 10.000", sagte die 1,84 m große angehende Polizeimeisterin, nachdem sie sich mit 64,33 m nur der unantastbaren Olympiasiegerin Sandra Perkovic aus Kroatien (71,08) und Vize-Weltmeisterin Melina Robert-Michon (65,33/Frankreich) hatte geschlagen geben müssen. Danach kamen ihr die Tränen. Perkovic machte nach ihren Titeln 2010 und 2012 das Gold-Triple perfekt. Der 24-Jährigen gelang mit ihrem Landesrekord zudem der weltweit weiteste Wurf seit 22 Jahren.

Perkovic hat das aufstrebende Talent aus Deutschland für die nächsten Jahre jetzt auf dem Radar. "Shanice hat eine große Zukunft vor sich, vielleicht wird sie meine ärgste Konkurrentin", sagte die Kroatin, die 2011 eine sechsmonatige Dopingsperre abgesessen hatte.

"Sie ist die Nummer eins, und wir müssen daran arbeiten, sie einzuholen", sagte Craft, die sich "keinen Kopf macht" und sich auch von der Atmosphäre bei ihrem ersten Auftritt auf der großen Bühne nicht beeindrucken ließ: "Ich bin nicht so nervös wie andere, ich bin ein Wettkampf-Typ."

Den letzten Feinschliff vor Zürich hatte sich Craft, begeisterte Basketballerin und Hobby-Fotografin, zuletzt in Kienbaum vor den Toren Berlins geholt. Dort gab ihr auch Werner Goldmann, ehemaliger Trainer von Harting, wichtige Tipps. Der Durchbruch ist geschafft.
Jetzt will Craft richtig durchstarten.

(sid)
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