Deutsche Meisterschaften in Nürnberg Kugelstoßer Schwanitz und Storl setzen Ausrufezeichen vor der WM

Nürnberg · Kugelstoß-Europameisterin Christina Schwanitz (LV Erzgebirge) hat ihre Ambitionen auf Gold bei der Heim-EM in Berlin (6. bis 12. August) eindrucksvoll untermauert. Auch David Storl siegte bei den Deutschen Meisterschaften.

 Christina Schwanitz bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg.

Christina Schwanitz bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach dem ersten 20-Meter-Stoß seit ihrer Babypause kämpfte Christina Schwanitz mit den Freudentränen. "Das war ein wunderschöner Wettkampf, das ist ein besonderer Sieg", sagte die Kugelstoß-Europameisterin mit feuchten Augen: "Das macht mich echt stolz."

Mit 20,06 m krönte sich die 32-Jährige in Nürnberg souverän zum sechsten Mal zur deutschen Meisterin und ist nun endgültig die Goldfavoritin bei der Heim-EM in Berlin (6. bis 12. August). Dort winkt ihr der historische Titel-Hattrick. Als erste Kugelstoßerin könnte sie zum dritten Mal in Serie EM-Gold gewinnen.

Auch Europameister David Storl (Leipzig) untermauerte seine Ambitionen auf eine weitere EM-Medaille. Der zweimalige Weltmeister gewann mit 21,26 m unangefochten seinen insgesamt achten deutschen Meistertitel in Folge. "Schade, dass keiner weiter gekommen ist", sagte Storl.

Schwanitz war dagegen mehr als zufrieden. "Das war ein total geiler Stoß. Der Arm war heute sehr schnell", sagte sie, bevor sie auf einer Ehrenrunde mit Standing Ovations gefeiert wurde. Zuletzt hatte sie bei ihrem EM-Titel 2016 in Amsterdam über die 20-Meter-Marke gestoßen, in der Weltjahresbestenliste rückt sie hinter Weltmeisterin Gong Lijiao aus China auf Platz zwei vor. In Europa ist sie unangefochten die Nummer eins.

Die Form der ehemaligen Weltmeisterin stimmt vor dem Saisonhöhepunkt in etwas mehr als zwei Wochen. Schneller als selbst prognostiziert ist sie nach der Geburt ihrer Zwillinge im Juli 2017 und der anschließenden Babypause nun wieder in der Weltspitze angekommen. "Dass es so gut und konstant läuft, hätte ich nicht gedacht", hatte sie im Vorfeld der DM bereits erklärt.

Das zeigte sie auch am Freitag: Auf dem Nürnberger Hauptmarkt ließ sie wie erwartet ihrer nationalen Konkurrenz keine Chance. Und sie genoss ihren Auftritt. Immer wieder feuerte sie das Publikum an, im fünften Versuch gelang ihr dann die umjubelte Saisonbestleistung. Der Abstand auf die Zweitplatzierte Alina Kenzel (Waiblingen/18,21) betrug fast zwei Meter.

Und auch schon am Donnerstag beim Diamond-League-Meeting in Monaco hatte sie überzeugt. Mit 19,51 m wurde sie Dritte, bei ihrem ersten Auftritt in der "Königsklasse" der Leichtathletik in Rabat/Marokko sechs Tage zuvor hatte sie sogar gesiegt.

Der Grund: Disziplin und Organisationstalent. "Sie hat einen unbändigen Ehrgeiz, der sie antreibt. Sie gestaltet das unwahrscheinlich professionell, da kann man nur den Hut ziehen", hatte Heim- und Bundestrainer Sven Lang betont und mit Blick auf die EM erklärt: "Sie ist hochmotiviert. Es hätte sicher niemand etwas dagegen, wenn sie ihren Hattrick macht." Am allerwenigsten wohl Schwanitz selbst.

Auch Storl bringt kurz vor dem Saisonhöhepunkt konstant gute Leistungen über 21 Meter, sein Trainerwechsel im vergangenen Jahr zu Wilko Schaa scheint sich immer mehr auszuzahlen. Bereits bei der Hallen-WM hatte er mit Silber ein Zeichen alter Leistungsstärke gesendet.

In Europa liegt Storl mit seiner Saisonbestleistung von 21,62 m derzeit auf Platz zwei. Besser war bisher nur Michal Haratyk. Der Pole verbesserte sich in dieser Saison bereits auf 22,08 m und hat ebenfalls den EM-Titel im Blick. "Es wird ein richtig spannender Wettkampf", sagte Storl mit Blick auf die Europameisterschaft.

(SID)
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