Mehrkampf-Titel Goldenes Comeback für Hambüchen

Düsseldorf · Comeback in Gold: Mit einem triumphalen Erfolg ist Fabian Hambüchen bei den deutschen Meisterschaften der Kunstturner in Düsseldorf ins Rampenlicht zurückgekehrt. Gleich bei seinem ersten großen Wettkampf im Olympiajahr holte sich der Wetzlarer mit einer nahezu fehlerfreien Leistung und 91,100 Punkten seinen Mehrkampf-Titel zurück.

Olympia 2008: Hambüchen holt Bronze am Reck
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Olympia 2008: Hambüchen holt Bronze am Reck

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Vor rund 4000 Zuschauern, unter ihnen auch DOSB-Präsident Thomas Bach, waren sowohl Barren-Europameister Marcel Nguyen aus Unterhaching (89,050) als auch Titelverteidiger Philipp Boy aus Cottbus (88,200) gegen den ehemaligen Reck-Weltmeister letztlich chancenlos. Hambüchen, der auf die Europameisterschaften Ende Mai in Montpellier verzichtet hatte, präsentierte sich topfit, Nachwirkungen seines Achillessehnenrisses aus dem vergangenen Jahr waren nicht zu erkennen.

Eine Topübung lieferte der 24-Jährige erwartungsgemäß am Reck ab, an dem er 2011 eine WM-Medaille nur knapp verpasst hatte. Mit der Tageshöchstnote von 16,350 Zählern legte der Hesse am "Königsgerät" den Grundstein zum Sieg, wobei die Konkurrenz ein wenig mithalf: Nguyen verfehlte die Reckstange beim Kovacs gebückt (13,450), Boy stürzte beim Tkatschew vom Gerät (14,300).

Der zweimalige Vize-Weltmeister war gehandicapt in den Titelkampf gegangen, seit Monaten laboriert der Lausitzer an einer schmerzhaften Entzündung im linken Handgelenk. Zudem erlitt Boy am Boden eine leichte Kapselverletzung am Fuß, konnte seinen Wettkampf aber beenden. Nguyen präsentierte sich beschwerdefrei und überzeugte besonders am Barren (16,100), wo er in dieser Verfassung bei Olympia ein sicherer Finalkandidat ist.

Und als der Olympia-Dritte am Reck auch das wenig geliebte Seitpferd und die Ringe ohne großen Patzer überstanden hatte, durfte Hambüchen zu Recht die Siegerfaust in die Luft stoßen. Sein Vorbereitungskonzept für London 2012 mit nur einem kleinen Wettkampf im Frühjahr in Frankreich erwies sich als richtig, obwohl viele seiner Kollegen seine EM-Absage nicht verstanden hatten.

"Ich musste einfach lernen, mehr auf meinen Körper zu hören und die Belastungen vernünftig zu dosieren", sagte der neue Champion, der sich fast nebenbei für vier Gerätefinals am Sonntag qualifieren und damit die von Bundestrainer Andreas Hirsch geforderte Stabilität nachweisen konnte: "Hut ab vor Fabian! Er hat sich ja ein bisschen rar gemacht, nun aber stabil zurückgemeldet."

Bei den Frauen war Titelverteidigerin Elisabeth Seitz eine Klasse für sich. Die Mannheimerin fuhr einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein, nach vier Übungen standen 58,750 Zähler für die Vize-Europameisterin zu Buche, die wegen einer Rückenblockade die europäischen Titelkämpfe im Mai in Brüssel auslassen musste.

Der alten und neuen Meisterin am nächsten kamen Nadine Jarosch aus Detmold (56,150) und die Stuttgarterin Kim Bui (54,800). "Turn-Oma" Oksana Chusovitina (Herkenrath), die am Dienstag 37 Jahre alt wird, verzichtete auf ihre Bodenübung, untermauerte aber am Sprung ihre olympischen Medaillenambitionen, indem sie mit zwei Weltklassesprüngen auf 14,900 Zähler kam. Bei den letztjährigen Weltmeisterschaften hatte die gebürtige Usbekin die Silbermedaille gewonnen.

Die nationalen Titelkämpfe in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt sind allerdings nur der erste Schritt zu Olympia. Eine zweite Ausscheidung wird am 30. Juni in Frankfurt/Main ausgetragen. "Erst danach werden wir die Nominierungsvorschläge für Olympia machen", sagte Chefcoach Hirsch. Im Juli beginnt dann in der Sportschule Kienbaum die unmittelbare Wettkampfvorbereitung.

(dpa)
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