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Menschenversuche für Medaillen DDR machte Dopingexperimente an Freizeitsportlern zugunsten der Stars

Köln · Streng geheime Experimente an Freizeitsportlern für mehr Medaillen der Topathleten: Eine Dokumentation enthüllt, wie DDR-Amateursportler für ein „Fleischgeld“ als Versuchskaninchen missbraucht wurden – und welches Leid das über sie brachte.

 Symbolbild: Zieleinlauf der 4x100 m Staffel der Frauen bei Olympia 1976: Links Bärbel Eckert (DDR), rechts Annegret Richter (Bundesrepublik). Die DDR gewann.

Symbolbild: Zieleinlauf der 4x100 m Staffel der Frauen bei Olympia 1976: Links Bärbel Eckert (DDR), rechts Annegret Richter (Bundesrepublik). Die DDR gewann.

Foto: dpa

 In der DDR sind an Freizeitsportlern in großem Stil Eingriffe und Behandlungen durchgeführt worden, die den Stars der Szene nicht zugemutet werden sollten. Das ist die Quintessenz einer Recherche der ARD-Dopingredaktion, deren Ergebnisse in der Dokumentation "Menschenversuche - Die heimlichen Experimente im DDR-Sport" am Freitagabend (19.05 Uhr/ARD) zusammengefasst werden.

"Wenn wir davon ausgehen, dass über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren am FKS (Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in Leipzig; d.Red.) Forschungskonzeptionen in einer großen Fülle entwickelt und durchgeführt wurden, dann reden wir hier nicht von Einzelpersonen, sondern von mehreren hundert", sagte Anne Drescher, Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern, die seit Jahren auch zu Betroffenen aus dem Sport forscht.

Mehrere damalige "Volkssportprobanden" verwiesen gegenüber dem ARD-Team auf die verordnete Einnahme von Präparaten (u.a. Depot-Turinabol und das nicht für den Einsatz am Menschen zugelassene STS 648) sowie die Durchführung von Muskel- oder Leberbiopsien. Bilder dieser extrem schmerzhaften Prozedur sind auch in einem geheimen Film von 1976 enthalten, der nur für die Mitglieder des SED-Politbüros bestimmt war und welcher der ARD-Dopingredaktion vorliegt.

Die spektakulärsten deutschen Doping-Fälle
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Foto: AP

Oftmals wollten die Probanden ihren Teil zum sportlichen Erfolg der DDR-Spitzenathleten beitragen, das geringe Entgelt für ihre Leistungen trug den makaberen Beinamen "Fleischgeld" - später bezahlten und bezahlen die Ausgewählten unter anderem mit Depressionen oder chronischem physischen Leid für ihren Einsatz.

"Ich hatte das Gefühl, ich bin unter Drogen: Ich kann laufen, weiß gar nicht mehr, wo der Ausschalter ist. Wie eine Maschine. Ich habe mich von mir selbst entfremdet gefühlt", erklärte ein Proband in der Dokumentation und kam zu dem Schluss: "Es sind Menschenversuche gewesen."

Generell erfüllten Experimente mit unerlaubten Substanzen ohne vorherige Aufklärung auch nach DDR-Recht den Tatbestand der Körperverletzung. Solche Taten sind spätestens seit dem zehnten Jahrestag der Vereinigung am 3. Oktober 2000 verjährt. In bisherigen gesetzlichen Initiativen (erstes und zweites Dopingopfer-Hilfegesetz) nach der Wiedervereinigung waren Probanden aus dem Freizeitsport nicht vorgesehen.

(kron/SID)
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