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Diskuswerfer vor Abschied Große Bühne nur für den großen Harting-Bruder

Berlin · Weil der Diskus-Olympiasieger von 2016, Christoph Harting, krachend im Vorkampf scheitert, fällt das Duell der Harting-Brüder aus. Im EM-Finale in Berlin konzentriert sich alles auf den älteren Bruder Robert.

 EM 2018: Robert Harting im Berliner Olympiastadion.

EM 2018: Robert Harting im Berliner Olympiastadion.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Peinlich war es Christoph Harting dann doch irgendwie. Nervös nestelte der 26-Jährige an seiner Startnummer und senkte den Blick, während er zum wiederholten Mal im Innenbereich des Berliner Olympiastadions um Erklärungen rang. Für das, was undenkbar schien und ihn selbst vor ein Rätsel stellte. „63 Meter werfe ich normalerweise auch aus dem Stand. Es nicht abrufen zu können, ist frustrierend“, kommentierte der Diskus-Olympiasieger sein sensationelles Scheitern in der Qualifikation für das Finale, das an diesem Mittwochabend (20.20 Uhr) ausgetragen wird.

Das Duell der Berliner Brüder in ihrem „Wohnzimmer“ fällt also aus. Statt Harting gegen Harting kämpft Robert, der Ältere, bei seinem Abschied von der großen Meisterschaftsbühne mindestens so ernsthaft gegen seine Knieprobleme wie um eine Medaille. Sein Wurf auf 63,29 Meter bedeutet die siebtbeste Weite unter den zwölf Finalqualifikanten. Vom dritten EM-Titel nach 2012 und 2014 ist der London-Olympiasieger angesichts der Weite des schwedischen Qualifikationssiegers Daniel Stahl (67,07 Meter) weit entfernt.

Dennoch sagte Robert Harting: „Ich bin voller Vorfreude. Morgen werde ich mit Risiko rangehen.“ Mit ein wenig Abstand zur allgemeinen mittäglichen Aufregung rund um seinen Bruder übte er sich mittels Facebook-Videobotschaft in Demut: „Ich will nur so viel sagen: Es gibt kein würdiges Finale ohne Daniel Jasinski, ohne Piotr Malachowski und ohne Christoph Harting.“ Auch Titelverteidiger Malachowski aus Polen hatte keinen gültigen Versuch geschafft, der Wattenscheider Olympiadritte Jasinski war mit schwachen 60,10 Meter gescheitert.

Robert Harting – Diskuswerfer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Robert Harting

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Foto: dpa

Christoph Harting hatte seinen ersten Versuch rechts oben an den Wurfkäfig gesetzt, den zweiten, viel zu kurz geratenen, außerhalb des Sektors, und den dritten links oben ans Gestänge. Aus, vorbei. Nach Ansicht der Videobilder sagte er: „Aufgefallen ist mir, dass meine Bewegung nicht zu Ende getanzt ist. Die rechte Hüfte kommt nicht vor die Schulter, die Bewegung stimmt nicht.“ Eine wirkliche Erklärung fand er vor allem deshalb nicht, weil er „eine super Fitness“ und „ein Top-Gefühl“ mitgebracht habe: „Ich bin stark, bin schnellkräftig. Die Bewegungen laufen rund ineinander. Alles läuft flüssig, nur der Abwurf fehlt. Ich habe keine Ahnung warum, und das nervt mich.“

Mit Blick nach vorne relativierte der Gescheiterte: „Es ist in Anführungsstrichen nur eine Europameisterschaft. Es hätte mich deutlich schlimmer treffen können.“ Die Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2020 laufe seit Ende letzten Jahres. „Das ist natürlich das große Ziel und alles, was auf dem Weg dahin passiert, passiert“, sagte Harting. Und ergänzte: „So ist das Leben. Jetzt heißt es: Flucht nach vorne.“

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Alles andere als begeistert zeigte sich Clemens Prokop, der Chef des EM-Organisationskomitees. „Sein Auftritt ist indiskutabel, unter aller Kanone. Dafür fehlt mir das Verständnis“, sagte Prokop im Gespräch mit dieser Zeitung. Der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes bemängelte die Einstellung des Rio-Olympiasiegers: „Man muss sich überlegen, wieviel in Berlin investiert worden ist für die Sportart – und was an dieser EM hängt.“ Es geht um mehr als die Zuschauerzahl an diesen Tagen und die Fernsehquoten. Nicht zuletzt auch um gute Argument für den Erhalt der Leichtathletikanlage im Berliner Olympiastadion.

Die so unterschiedlichen Brüder gehen nun also mal wieder getrennte Wege. Allenthalben wird darüber gerätselt, was die beiden so auseinanderdividiert hat, dass sie sich noch nicht einmal mehr grüßen.

Die Affäre von Rio 2016 mit dem durchaus umstrittenen Tanz des Olympiasiegers während des Abspielens der Nationalhymne hat die Distanz nicht gerade verringert.

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Wirklich vorgefallen aber muss irgendetwas nach der WM 2009 sein. Harting, der Ältere, hatte gerade seinen ersten WM-Titel gewonnen, als er des Abends im kleinen Kreis von seinem jüngeren Bruder schwärmte. Es gebe noch ein viel größeres Talent in seiner Familie als ihn, ließ der Weltmeister staunende Zuhörer damals wissen. Seinen damals 17 Jahre alten Bruder.

An diesem Mittwoch tritt Robert Harting von der großen Bühne ab. Mit Äußerungen über Christoph wird er sich ziemlich sicher zurückhalten.

(RP)
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