Kugelstoß-Weltmeister David Storl: Doping ist wie Selbstmord

Moskau (Russland) · Kugelstoß-Weltmeister David Storl (23) will sich nach den jüngsten Doping-Skandalen in der Leichtathletik für einen sauberen Sport einsetzen und wirbt um mehr Vertrauen.

David Storl: Kugel-Koloss und Titel-Sammler
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Zur Not würde er auch ungewöhnliche Wege gehen und sich "gläsern machen. Den Zweiflern biete ich an, zu mir zu kommen und mich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 31 Tage im Monat und zwölf Monate im Jahr in meinem Alltags- und Trainingsprozess zu begleiten", sagte der Chemnitzer in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt: "Dann kann jeder sehen, was ich alles tue, um 21 Meter und weiter zu stoßen." Titelverteidiger Storl gilt bei der WM im Kugel-Finale am Freitag (18.10 Uhr/ARD und Eurosport) erneut als einer der Favoriten auf Gold.

Von den vielen Dopingkontrollen, die sich Storl im Laufe einer Saison zu unterziehen hat, fühlt sich der Olympiazweite zwar "genervt und gegeißelt. Doch wenn es zur Glaubwürdigkeit des Kugelstoßens beiträgt, können die Kontrolleure aber auch jeden Tag dreimal kommen", sagte der Europameister. In dieser Saison sei er bereits über 30 Mal kontrolliert worden.

Zuletzt hatte es besonders in der Sprinterszene spektakuläre Dopingfälle gegeben. Vor der WM waren unter anderem Ex-Weltmeister Tyson Gay (USA) und Ex-Weltrekordler Asafa Powell aus Jamaika mit verbotenen Mitteln erwischt worden. Auch in der Türkei hatte es viele Dopingfälle gegeben sowie in Russland.

"Es ist absurd für mich"

"Würde ich etwas Verbotenes tun", sagte Storl, "wäre das doch wie Selbstmord. Es ist absurd für mich, etwas zu tun, womit man mich hinterher an den Pranger stellen kann. Nichts auf der Welt wäre mir das wert."

Dass er sich ständig für seine Leistungen rechtfertigen muss, sieht er im Gegensatz zu Diskuswurf-Olympiasieger Robert Harting gelassen. "Ich bin ein anderer Typ, eher introvertiert. Deshalb sehe ich das nach außen hin inzwischen auch viel gelassener, weil ich mir sage, dass ich nur für mich verantwortlich bin. Sonst könnte ich mir ja die Kugel geben", sagte Storl und zeigte Verständnis für Zweifel an Topleistungen: "Es ist nachvollziehbar, nachdem was in den vergangenen Jahren an Betrügereien und Manipulationen aufgedeckt wurde. Dass Kugelstoßerin Nadine Kleinert 13-mal bei internationalen Meisterschaften Konkurrentinnen hatte, die nachträglich des Dopings überführt wurden, ist doch pervers - da fehlen einem doch die Worte, oder?"

Bei der WM will Storl seinen Titel unbedingt verteidigen. Noch nie sei er vor einem Highlight so gut vorbereitet gewesen. "In allen wichtigen Kraftübungen habe ich in den vergangenen zwei Wochen Bestleistungen aufgestellt", sagte Storl, "Mit 22 Metern sollte man Weltmeister werden, die kann ich auch stoßen."

(sid)
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