Leichtathletik-WM in Moskau Christina Schwanitz holt Silber im letzten Versuch

Moskau · Christina Schwanitz reckte beide Zeigefinger in den Moskauer Abendhimmel und ließ sich mit der Deutschland-Flagge um die Schultern feiern: Mit dem letzten Versuch im WM-Finale der Kugelstoßerinnen hatte sie die Silbermedaille gewonnen.

Kugelstoßerin Schwanitz jubelt über WM-Silber
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Mit 20,41 m steigerte die Hallen-Europameisterin ihre persönliche Bestweite um stolze 21 Zentimeter und musste sich nur der alles überragenden Olympiasiegerin Valerie Adams (20,88) geschlagen geben, die zum fünften Mal WM-Gold gewann. Bronze ging an die Chinesin Gong Lijiao (19,95).

Adams schrieb mit ihrem Titelgewinn Geschichte: Als erste Frau gewann die Neuseeländerin zum vierten Mal in Folge WM-Gold und setzte sich damit vor Astrid Kumbernuss, die von 1995 bis 1999 dreimal triumphiert hatte. Schwanitz grämt das nicht, sie weiß: "Valerie ist für das Kugelstoßen geboren."

Verstecken muss sie sich allerdings nicht vor der 1,93 m großen und 120 kg schweren Adams. Die 27-Jährige vom LV Erzgebirge lieferte im Luschniki-Stadion den Wettkampf ihre Lebens und gewann die zweite deutsche WM-Medaille nach Zehnkämpfer Michael Schrader. Vergessen waren mit einem Mal die jahrelangen Schmerzen, die Schwanitz geplagt hatten.

2005 hatte sie sich an beiden Füßen operieren lassen, um eine Fehlstellung an den großen Zehen richten zu lassen. Was folgte waren fünf weitere Operationen, keine einzige brachte Linderung. Ganz im Gegenteil: Die Schmerzen blieben, schon barfuß Laufen war eine Qual. Erst die sechste Operation Ende des vergangenen Jahres brachte den Durchbruch. "Ich kam nach Hause und hatte keine Fußschmerzen - das war ein unglaublich befreiendes Gefühl, gigantisch", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.

Mit den Schmerzen verschwanden auch die Selbstzweifel, Schwanitz wurde lockerer, hielt auch mal ein Schwätzchen mit den Kontrahentinnen. "Natürlich will jede die Beste sein. Aber man muss sich außerhalb des Ringes ja nicht zerfleischen", sagt sie. Gemeinsam mit Trainer Sven Lang, der bereits den Chemnitzer David Storl zu WM-Gold vor zwei Jahren in Degu geführt hatte, arbeitete sie an ihrer Technik. Mit Erfolg.

Nach Nadine Kleinert, die 2009 ihre letzte von drei WM-Silbermedaillen gewonnen hatte, in diesem Jahr wegen anhaltender Formschwäche allerdings nicht nach Moskau gereist war, landete wieder eine Deutsche auf dem Treppchen. Die zweite Starterin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Josephine Terlecki (Magdeburg) war in der Qualifikation gescheitert.

(sid)
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