WM in Peking China fehlt der neue Leichtathletik-Star

Peking · Vor der am Samstag beginnenden WM im eigenen Land rechnen sich die chinesischen Leichtathleten nur wenige Medaillenchancen aus. Ein Leichtathletik-Star von Weltrang fehlt den Gastgebern.

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Foto: afp, ADRIAN DENNIS

Viele Chinesen blicken noch immer voller Stolz auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking zurück. Der Gastgeber sicherte sich mit 100 Edelplaketten (51 Gold/21 Silber/28 Bronze) den ersten Platz im Medaillenspiegel. Während sich Schwimmer, Tischtennisspieler und Bodenturner feiern lassen konnten, fiel der Beitrag von Chinas Leichtathleten äußerst mickrig aus. Lediglich zwei Medaillen konnten sie beisteuern.

Auch bei der 15. Weltmeisterschaften von Samstag bis zum 30. August im "Vogelnest" von Peking dürften nur wenige chinesische Leichtathleten auf dem Podest stehen. Du Zhaocai, der Chef des nationalen Verbandes, legt die Messlatte schon vor dem WM-Beginn möglichst tief. In Staatsmedien äußerte er die Hoffnung, dass am Ende "sieben- bis achtmal die chinesische Flagge gehisst wird, und ein- bis zweimal die Nationalhymne erklingt". Soll heißen: Chinas Athleten liegen im Soll, wenn sie von 141 WM-Medaillen sieben oder acht gewinnen können - davon im besten Fall zweimal Gold.

Liu Xiang, der bisher größte Leichtathletik-Star des Landes, wird nicht mehr Medaillen hinterher jagen. Nach einer Serie von Verletzungen ist der Hürdenläufer in diesem Frühjahr in den Ruhestand gegangen. Zum Superstar wurde der 32-Jährige, nachdem er 2004 in Athen als erster asiatischer Leichtathlet olympisches Gold gewann und 2007 auch den Weltmeister-Titel holte. Nach einer langwierigen Verletzungen sorgte er mit einem selbst verursachten Fehlstart im 110 Meter Hürdensprint bei den olympischen Heimspielen 2008 für ein spektakuläres Aus - vier Jahre später in London 2012 schied er nach einem Sturz aus.

"Liu Xiang war über viele Jahre die Galionsfigur in Chinas Leichtathletik. Man muss es klar sagen: Ein Talent, das zu ähnlichen Erfolgen wie er in der Lage ist, gibt es derzeit nicht in China", sagt Yan Qiang, ein bekannter chinesischer Sportkommentator. "Wir sind bei der WM nur Außenseiter." Auf eine "relevante" Goldmedaille für sein Land macht sich Yan Qiang keine Hoffnung: "Wenn überhaupt, gewinnen wir in einer der unpopulären Disziplin."

Aussicht auf einen Sieg hat laut Yan Qiang demnach am ehesten die 28 Jahre alte Geherin Liu Hong, die erst im Juni einen Weltrekord über 20 Kilometern aufstellte. Auch der Kugelstoßerin Gong Lijiao, die bei der WM 2012 in Moskau Bronze holte, traut Yan Qiang eine Medaille zu.
Bei den Männern dürfte es am ehesten der Stabhochspringer Zhang Guowei aufs Podium schaffen.

Der in China derzeit populärste WM-Starter heißt Su Bingtian. Der 25 Jahre alte Sprinter lief sich im Mai bei einem Rennen in den USA in die Herzen seiner Landsleute. Als erster Asiate rannte Su die 100 Meter unter zehn Sekunden. Für die asiatische Leichtathletik eine herausragende Leistung. Im internationalen Vergleich jedoch eine Zeit, die längst nicht reicht, um mit der Weltspitze mithalten zu können. Selbst mit seiner Bestzeit von 9,99 Sekunden schafft er es derzeit nicht unter die 20 schnellsten Läufer der Welt. Auf einen Leichtathletik-Star von Weltrang wird China weiter warten müssen.

(dpa)
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