Armin Hary ist sicher "Auf Asche hätte ich Bolt geschlagen"

Deutschlands Sprint-Ikone Armin Hary ist angesichts der Leistungen des achtmaligen Olympiasiegers Usain Bolt eher skeptisch. Vor dem Show-Talent des Jamaikaners hat er aber großen Respekt.

 Armin Hary zeigt seine alten Spikes.

Armin Hary zeigt seine alten Spikes.

Foto: dpa, shp nic

"Ich kann ja nichts beweisen. Nur so viel: Rom 1960 waren die letzten richtigen Olympischen Spiele, ohne Kommerz und Doping", sagte Hary, der am Mittwoch 80 Jahre alt wurde, der "Sport Bild". Er habe dennoch größten Respekt vor Bolts Leistung: "Auch vor seinem Show-Talent. Ohne ihn wäre die Leichtathletik tot. Daher wird er ja auch nicht im Training auf Doping kontrolliert."

Bei einem direkten Duell mit Bolt hätte sich Hary in seiner besten Zeit gute Chancen eingeräumt, die besten auf Asche: "Die hätte ihm bei seiner Größe gar nicht gelegen. Da wäre er im Boden versackt. Ich schätze, er wäre 10,5 Sekunden gelaufen - auf Asche hätte ich ihn schlagen können."

Armin Hary, bis heute der einzige weiße Weltrekordler über 100 m, übt zudem deutliche Kritik an den deutschen Sprintern. Ihm blute das Herz, "wenn ich sehe, wie diese schöne Sportart den Bach runtergeht", sagte der Olympiasieger von 1960. Seit 50 Jahren passiere bei den Sprintern nichts: "Mir gefällt die Einstellung der Läufer von heute nicht. Denen geht es zu gut."

Beispielsweise fahre jeder Athlet im Jahr ungefähr 30-mal ins Trainingslager. "Wir sind einmal pro Jahr in Deutschland zusammengekommen, an Fasching", erinnert sich Hary. Die Läufer heutzutage seien immer dort, "wo die Sonne scheint. In Mallorca, Marbella, Gran Canaria oder sonst wo. Wenn dann aber ein Wettkampf ansteht und es regnet, können sie nicht mehr laufen."

Im Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt ließ Hary außerdem kein gutes Haar an den Sportfunktionären seiner Zeit. "Ich hasste damals Deutschland, das kann sich keiner vorstellen", sagte er: "In Deutschland wäre ich zerbrochen." Seine Idee, einmal Olympiasieger zu werden oder der schnellste Mann der Welt zu sein, "hätten mir die Funktionäre kaputt gemacht". Er habe sich gerne eingeordnet, "konnte mich aber nicht unterordnen. Stramm zu stehen, war mir zuwider."

Liebend gerne, so Hary, wäre er zu einer anderen Zeit Olympiasieger geworden: "Am liebsten heutzutage, dann hätte ich doch ganz andere Möglichkeiten, mich zu vermarkten." Damals habe er einen Händedruck bekommen, "auch noch das Silberne Lorbeerblatt und später das Bundesverdienstkreuz. Das aber war's." Sein Leben sei nach der Sternstunde von Rom ganz normal weiter gelaufen, er sei niemals korrupt oder brutal gewesen: "Deshalb bin ich arm geblieben, und die anderen sind reich geworden."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort