Nachwuchs bei deutschen Athletinnen Die Leichtathletik macht Babypause

Düsseldorf · Die Topathletinnen Christina Obergföll, Ariane Friedrich und Jennifer Oeser erwarten Nachwuchs.

Leichtathletik-WM 2011: Oeser bleibt eine Bank
8 Bilder

Leichtathletik-WM 2011: Oeser bleibt eine Bank

8 Bilder

Ganz entspannt schaute sich Christina Obergföll ihre Konkurrentinnen an. Konnte sie auch. Denn die Weltmeisterin im Speerwurf musste nicht selbst antreten. Bei den Halleschen Werfertagen, traditionell ein wichtiger Leistungstest, war sie ausnahmsweise mal nur Gast. Die Leverkusenerin Linda Stahl gewann mit 63,90 Meter. "Gut" fand sie diese Leistung. Ansonsten zeigte sich Obergföll nicht begeistert von den Leistungen. Die 32-Jährige wird Anfang Juli zum ersten Mal Mama. Vater ist Boris, ihr Mann und Trainer. Bis vergangenes Jahr hieß der Henry mit Nachnamen und musste nach Obergfölls Titelgewinn bei der WM in Moskau ein Versprechen wahrmachen, seine Lebensgefährtin zu heiraten und ihren Namen anzunehmen.

Obergföll ist nicht die einzige Leichtathletin der deutschen Spitzenklasse, die auf diese Saison verzichtet, um Mutter zu werden. Die Frankfurter Hochspringerin Ariane Friedrich (30) und Siebenkämpferin Jennifer Oeser (30) von Bayer Leverkusen legen ebenfalls eine Babypause ein. Alle drei hätten gute Medaillenchancen bei den Europameisterschaften im August im Zürcher Letzigrund gehabt. Vom Karriereende ist bei ihnen noch nicht die Rede. Die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr im Pekinger Vogelneststadion und ein Jahr danach die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sind realistische Ziele für das Trio.

Das ist Christina Obergföll
14 Bilder

Das ist Christina Obergföll

14 Bilder
Foto: dpa, Bernd Thissen

Oeser sagt, dass sie "einen kleinen, hoffentlich beflügelnden Umweg in Richtung Rio gehen" werde. Die Siebenkämpferin, die drei Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften holte, erwartet ihr Kind im Oktober. "Mein Fuß hat sich die letzten Wochen auch wieder von seiner besseren Seite gezeigt, und so konnte ich die ersten Wochen der Schwangerschaft noch ein wenig ins Lauftraining einsteigen. Jetzt werde ich mich, meinem Zustand anpassend, mit jeglicher Form von Alternativtraining fithalten, um den Blick nach Rio nicht zu verlieren." Beim Mehrkampf-Meeting am 28. und 29. Juni in Ratingen, das sie in den vergangenen Jahren geprägt hat, wird die Leverkusenerin nur Zuschauerin sein können.

Wie Jennifer Oeser, so erwartet auch Ariane Friedrich ihren Nachwuchs im Oktober. Vater ist Andre "Bärchen" Lange, der vierfache Olympiasieger im Bobsport. Die beiden leben zusammen in einem kleinen Ort bei Erfurt. Auch sie hat "perspektivisch die Olympischen Spiele 2016 im Blick", wie Trainer Günter Eisinger formuliert. Allerdings waren die letzten dreieinhalb Jahre von Verletzungen geprägt. 2009 bei den Weltmeisterschaften in Berlin und im Folgejahr bei der EM in Barcelona holte die 2,09-Meter-Springerin jeweils Bronze, doch danach warfen sie ein Achillessehnenriss, eine Schulteroperation und eine Knieverletzung immer wieder aus der Bahn.

Nach dem Tiefpunkt bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking geht es für die deutsche Leichtathletik aufwärts. Und bei Europameisterschaften stehen die Chancen auf eine reiche Medaillenausbeute üblicherweise besser als in den WM- und Olympia-Jahren. Die Sprinter aus den USA und der Karibik fehlen dann nämlich als Konkurrenten, genau wie die Langstreckenläufer aus Afrika. Noch ist schwer einzuschätzen, wie gut die Erfolgsaussichten der Deutschen im traditionsreichen Stadion in Zürich stehen. Die Werfer, die Mehrkämpfer, die Stabhochspringer, die Staffeln - das sind üblicherweise die Trümpfe des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV).

Das ist Ariane Friedrich
17 Bilder

Das ist Ariane Friedrich

17 Bilder

Die Sprintstaffeln haben ihre erste Bewährungsprobe bereits bestanden. Bei der ersten inoffiziellen Staffel-WM auf den Bahamas erreichten die Männer den siebten Rang, die Frauen Platz sechs. In Lucas Jakubczyk hat überdies ein Kurzstreckler schon früh in der Saison ein Ausrufezeichen gesetzt. In Clermont/Florida sprintete er 10,07 Sekunden und kam damit bis auf eine Hundertstel an den deutschen Rekord von Frank Emmelmann heran.

Die Leichtathletik kommt auf Touren. Auch ohne die drei werdenden Mütter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort