Handball Laura Steinbach führt ersatzgeschwächtes Nationalteam

Trier · Handball: Bundestrainer Jensen fehlen zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Russland sechs Stammspielerinnen.

Heine Jensen dürfte neidisch auf seinen Kollegen Jewgeny Trefilow sein. 13 Tage konnte der russische Handball-Nationaltrainer seine Auswahl auf den Auftakt der EM-Qualifikation vorbereiten, da die nationale Liga einen Spieltag verlegte. Jensen hat sein Rest-Team erst seit Sonntag zusammen, muss aber sehr viel improvisieren. Sechs Stammspielerinnen fehlen heute Abend (19.30 Uhr) in Trier — ein Quartett wegen Verletzungen, Kapitänin Isabell Klein und Torfrau Katja Schülke sind schwanger.

"Wir halten uns nicht mit den Ausfällen auf. Was zählt, ist, dass wir gemeinsam unser Ziel verfolgen und das lautet: Gewinnen wollen", sagt Laura Steinbach. Sie soll das Team führen. Seit Sommer spielt die 28-Jährige beim ungarischen Vizemeister Ferencvaros Budapest, einem der drei Topvereine des Landes neben Champions-League-Sieger Györ und Dunaujvaros. Aufgefallen war die Rückraumspielerin ihrem aktuellen Trainer bei der EM 2012 in Serbien, als Deutschland und Ungarn in einer Gruppe spielten. "Die Stadt ist interessant, der Klub bürgt seit Jahren für Kontinuität und Stabilität. Da fiel die Wahl nicht so schwer", betont Steinbach, die für zwei Jahre mit einer Option auf ein weiteres Jahr unterschrieb.

"In Bad Urach, wo ich groß geworden bin, gab es kein Hallenbad. Das Nachbarkind hat Handball gespielt, und mein älterer Bruder ging mit. Ich wollte alles machen, was er gemacht hat", erinnert sich Steinbach. Vater Klaus, in Kleve geboren, war ein erfolgreicher Schwimmer. Später, von 2002 bis 2006, führte der Orthopäde als Präsident das Nationale Olympische Komitee. Seine Tochter, die sich auch im Turnen, Tennis und Badminton austobte, entschied sich mit 14 für den Handball.

Seit Sommer wohnt Laura Steinbach in der Hauptstadt, links der Donau auf der Pester-Seite, zwei Minuten von der Sporthalle entfernt. Zweimal die Woche wird Ungarisch gepaukt. Essen bestellen und in der berühmten Markthalle einkaufen — für Steinbach kein Problem mehr.

Sportlich läuft es im Team mit sechs ungarischen Nationalspielerinnen gut. In der Mannschaft wird bei Bedarf englisch oder deutsch gesprochen. Frauenhandball hat in Ungarn einen hohen Stellenwert. Spiele werden regelmäßig im Fernsehen übertragen. Laura Steinbach wird schon ab und zu in der Stadt von Fans erkannt und angesprochen. Nach dem Sieg gegen Györ schaffte es die ehemalige Leverkusenerin sogar auf die Titelseite der größten Sportzeitung — hierzulande nahezu undenkbar.

(RP)
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