Kolumne Gegenpressing 20 Milliarden für eine Klub-WM — das ist Wahnsinn

Meinung · Den Besitzenden im Profisport geht es schon lange nicht mehr um die Solidarität mit Bedürftigen, sondern nur noch um neue Modelle der Geldmaschine.

Gianni Infantino im Porträt
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Das ist Gianni Infantino

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Foto: dpa, hm

Spätestens mit dem Wechsel des brasilianischen Berufs-Fußballers Neymar da Silva Santos Junior, kurz Neymar genannt, für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris Saint German war klar: Der Wahnsinn ist noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen. Und siehe da, der Beweis ist erbracht. Dieser Tage wurde bekannt, dass dem Präsidenten des Welt-Verbandes Fifa, Gianni Infantino, ein schwindelerregendes Angebot vorliegt. Für 25 Milliarden Dollar will ein Konsortium von Investoren aus Asien und dem Nahen Osten die Rechte zur Ausrichtung einer weltweit agierenden Klub-Weltmeisterschaft mit 24 Teilnehmern erwerben.

Das wären gut 20 Milliarden Euro für 24 Teams. Dafür könnte sich jede der Teilnehmer-Mannschaften, grob gerechnet, vier Neymars und noch ein paar Luschen wie Mats Hummels, Jerome Boateng oder Toni Kroos leisten. Außerdem müssten den Neymars ja auch noch die kärglichen Jahresgehälter von 40 oder 50 Millionen Euro überwiesen werden. Die Sache hat ohnehin einen Haken: Woher 96 Neymars nehmen? Gäbe es sie in dieser Zahl, dann wären sie auch keine außergewöhnlichen Ausnahmespieler mehr und folglich ihr Geld erst recht nicht wert.

Ohne Zweilfel vollbringen Spieler wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Zlatan Ibrahimovic und eben auch Neymar außergewöhnliche, sehenswerte Kunststücke mit dem Ball. Aber werden deren Darbietungen noch außergewöhnlicher, indem man immer mehr Millionen und Abermillionen und nun sogar Milliarden in die Branche pumpt?

Nach dem Motto: Je mehr man auf der einen Seite investiert, desto mehr kommt auf der anderen heraus. Körperliche Höchstleistungen werden durch die Natur begrenzt, und die Natur ist nun mal nicht bestechlich.

24 Milliarden Dollar, die sinnvoll angelegt würden, wären ein beträchtlicher Beitrag im Kampf gegen Not und Elend in der Welt - kurzum für viele gute Taten, die mit Geld zu beeinflussen wären. Wenn künftig nicht Millionen, sondern Milliarden die neue Größenordnung im Fußball sein sollen, dann wird es interessant zu erleben, wie sich Fifa-Präsident Infantino in der Sache verhält.

Und ab welchen Summen die Fans sich von dem Spiel ohne Grenzen abwenden werden.

Das Beispiel mit der Klub-WM macht deutlich, dass es den Besitzenden gar nicht um Solidarität mit den Bedürftigen geht. Zumindest denen nicht, die in ihrer Gier immer neue Geschäftsmodelle ersinnen, um ihren Reichtum weiter zu mehren, denn so eine Klub-WM soll ja wohl nichts anderes sein als eine gewaltige Geldmaschine. Um die Menschen am Rand der Gesellschaft scheren sich die, die ohnehin schon alles im Überfluss haben, herzlich wenig. Sonst gäbe es nicht so viel Leid in der Welt.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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