Düsseldorf Köstner will sich jeden Tag neu beweisen

Düsseldorf · Der neue Chefcoach des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf versichert: "Auch ein älterer Trainer kann modern spielen lassen." Der 61-Jährige setzt auf das selbe Trainerteam, das schon mit Mike Büskens zusammenarbeitete.

Helmut Schulte ist der Erste, der das heiße Eisen anfasst. "Lorenz-Günther Köstner", so betont der Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, "hat in seinem biblischen Alter noch sehr viel mit jungen Leuten gearbeitet. Er ist unheimlich heiß und motiviert, hat richtig Bock darauf, seine lange Karriere in Düsseldorf zu einem zumindest vorläufigen positiven Abschluss zu bringen."

Schulte, selbst erst tags zuvor in seinem Amt bei Fortuna vorgestellt, bringt das heikle Thema bei der Präsentation des neuen Cheftrainers geschickt und sicher nicht zufällig aufs Tapet. Denn eben Köstners 61 Lebensjahre sind es, die im schwierigen Düsseldorfer Umfeld manchen Kritiker auf den Plan gerufen haben. Der Coach selbst kontert diese Anmerkungen souverän. "Muss ich mich für mein Alter rechtfertigen? Nein, ich denke nicht. Es liegt mir zwar fern, mich mit Jupp Heynckes zu vergleichen, der im noch biblischeren Alter drei große Titel gewonnen hat. Aber auch ein älterer Trainer kann modern spielen lassen. Wichtig ist doch nur, dass ein Trainer erkennt, mit welchen Spielern er welchen Fußball spielen lassen kann."

In Düsseldorf soll es mit Köstner guter, zumindest aber erfolgreicher Fußball werden. "Ich bin optimistisch und denke, wir werden eine gute Rückrunde spielen", erklärt Wolf Werner, der noch bis Saisonende zweiter Sportvorstand neben Schulte ist und diesen einarbeiten wird. "Ich bin immer noch der Meinung, dass wir einen guten Kader zusammengestellt haben, der weitaus besser spielen kann als in der Hinrunde."

Köstner teilt diese Ansicht. "Ich habe in den letzten drei Partien des alten Jahres eine leistungsbereite Fortuna-Mannschaft gesehen", sagt der gebürtige Franke. "Das ist eine gute Basis. Aber die Tabelle lügt nicht. Wir haben als Bundesliga-Absteiger eine Tordifferenz von minus acht – das heißt, wir haben viel zu viele Gegentreffer kassiert, aber auch zu wenig Tore geschossen." Feste Ziele will er für die Saison nicht definieren, betont aber: "Es sind nur noch 15 Spiele, und wir haben vier Punkte Vorsprung nach unten und sechs Zähler Rückstand auf oben. Wir wissen alle, wie schnell das im Fußball gehen kann."

Die Ziele, die Lorenz-Günther Köstner ausgibt, sind eher persönlicher Art: "Wir müssen mit einer gewissen Demut, aber auch mit Optimismus an unsere Aufgabe herangehen. Ich persönlich spüre keinen Druck, dafür macht mir meine Arbeit zu viel Freude. Aber ich gebe mir selbst einen gewissen Druck, denn meine Einstellung ist die, dass ich mich an jedem Tag neu beweisen muss. Gegenüber der Mannschaft, den Fans, dem Verein und auch der Journaille."

Köstner setzt dabei auf dasselbe Mitarbeiterteam, das mit Mike Büskens in die Saison gegangen war – Co-Trainer Uwe Klein, Torwarttrainer Oliver Reck (der nach Büskens' Beurlaubung drei Spiele lang Interimstrainer war), Fitnesscoach Axel Dörrfuß und Mentaltrainer Axel Zehle. "Das Trainerteam, das ich vorgefunden habe, bleibt im Amt", versichert er. "Was wir später einmal ergänzen, bei Trainern wie bei Spielern, werden wir sehen." Zum gestrigen Trainingsauftakt waren noch keine Zugänge erschienen, und in der Rubrik Abgänge steht außer Stefan Reisinger, der zum Drittligisten 1. FC Saarbrücken wechselt, auch noch niemand. Das wird sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar jedoch sicher noch ändern. "Ich kann aber noch nicht sagen, in welchem Mannschaftsteil wir nachbessern werden", berichtet Köstner. "Wichtig ist, dass wir insgesamt kompakter werden, egal in welchem System. Wir müssen Wege finden zu reagieren und auch zu agieren." Modern spielen eben – egal, wie alt der Trainer ist.

(RP)
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