0:1 gegen Roter Stern Belgrad Köln trifft nur dreimal den Pfosten — jetzt kommt Pizarro

Köln · Ein Festspiel sollte das erste Europacup-Heimspiel nach 25 Jahren werden, doch am Ende gibt es die nächste Enttäuschung. Köln verliert auch das zweite Spiel auf internationaler Bühne. Nun soll ein neuer Stürmer für mehr Torgefahr sorgen.

1. FC Köln - Roter Stern Belgrad: die Bilder des Spiels
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Köln - Roter Stern Belgrad: Bilder des Spiels

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Foto: rtr, gb

Die Rückkehr des 1. FC Köln auf die europäische Fußballbühne ist mit allerhand Nebengeräuschen verbunden. Vor zwei Wochen waren es chaotische Umstände und leichte Ausschreitungen in London. Am Donnerstag standen in der Domstadt vor allem die Gäste aus Belgrad im Fokus. Die Fans von Roter Stern gelten gemeinhin nicht als Reisegruppe mit ausschließlich friedlichen Absichten. Rund 2300 Polizisten waren im Einsatz. Eine Schule schickte sogar die Kinder nach Hause, weil sie auf dem Weg des Fanmarsches der Belgrader zum Stadion lag. Am Ende war es viel Wind um nichts. Es blieb ruhig.

Auf dem Feld ließ es auch der Effzeh viel zu ruhig angehen. Er verlor auch sein zweites Gruppenspiel in der Europa League. Belgrad nahm durch ein 1:0 die Punkte mit nach Serbien. Damit hat Köln weiterhin nur einen Pflichtspielsieg in dieser Saison auf dem Konto: Das 5:0 in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Fünftligist Leher TS.

Viel war im Vorfeld über Ivan "der Schreckliche" Bogdanov, gewaltbereiter Rädelsführer und bekennender Rechtsextremist, berichtet worden. Der Belgrader Hooligan war am Mittwochabend vorübergehend festgenommen worden, wurde am Donnerstag dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Rudolfplatz hatten sich gestern Nachmittag Bogdanov und zunächst rund Tausend serbische Fans versammelt, bevor sie zum Fanmarsch Richtung Stadion aufbrachen. Die Fans wurden ­- begleitet von Polizeikräften - über die Aachener Straße bis Müngersdorf geleitet. Wirte auf der Aachener Straße hatten bereits am Nachmittag Stühle und Tische von der Straße vor ihren Lokalen geräumt.

Die Polizei teilte mit, dass rund 2500 Fans an dem Marsch beteiligt waren. Aus der Menge wurden Böller geworfen und Pyrotechnik gezündet. Ausschreitungen gab es nicht. Die Aachener Straße musste in Fahrtrichtung stadteinwärts in den Abschnitten gesperrt werden, die der Fanmarsch gerade passierte. Die Gästefans blieben anständig, die Verkehrsteilnehmer waren aufgrund der langen Wartezeit dennoch wenig erfreut.

Auch im Stadion war es schließlich stimmungsvoll und friedlich. "Die Fans haben uns super nach vorne gepusht, das war eine überragende Atmosphäre", sagte Leonardo Bittencourt. Einzig: Beide Fanlager frönten ausgiebig dem verbotenen Spiel mit Feuerwerk - dafür werden die Vereine die Zeche bei der Europäischen Fußball-Union zahlen müssen.

Auf dem Spielfeld hatte Kölns Trainer Peter Stöger erstmals die Doppelspitze Sehrou Guirassy und Jhon Cordoba von Beginn an aufgeboten. Es war ein wirkungsloser Schachzug. Was einerseits am schwachen Auftritt der Stürmer lag, andererseits aber vor allem am sehr uninspirierten Spiel der gesamten Kölner Mannschaft. "Crvena zvezda" (Roter Stern) beherrschte das Spiel in allen Belangen — spielerisch wie kämpferisch. Den ersten Torschuss -zumindest in Richtung des Belgrader Tores - gab Cordoba erst vier Minuten vor der Halbzeit ab. Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste bereits.

Nachdem die Kölner schon vorher mehrfach herzlich zum Spaziergang durch die Hintermannschaft eingeladen hatten, nutzte Richmond Boakye die vierte gute Torchance zum 1:0 nach einer halben Stunde. Jorge Meré, einer der drei Kölner Innenverteidiger, machte nicht nur in dieser Situation eine ganz schlechte Figur.

Stöger reagierte zur Halbzeit. Der Trainer brachte in Leonardo Bittencourt und Yuya Osako für Meré und Guirassy neue Kräfte. Und er stellte das System in der Abwehr von Fünfer- auf Viererkette um. Das brachte mehr Schwung ins Kölner Angriffsspiel. Doch vor allem das Aluminium verhinderte einen Kölner Treffer. Cordoba bediente mit einem feinen Zuspiel Milos Jojic. Der Serbe scheiterte am Pfosten, doch er weckte damit das Publikum wieder auf, dass den Effzeh nun lautstark nach vorne peitschte. Zehn Minuten später war es wieder Jojic, der mit einem Fernschuss nur den Innenpfosten traf. Kurz darauf ging ein Schuss von Bittencourt ebenfalls ans Aluminium. Die Kölner waren nun viel besser im Spiel, drängten auf den Ausgleich, zeigten aber wieder die altbekannte Schwäche aus den vergangenen Wochen: Sie sind nicht in der Lage eine tiefstehende Mannschaft mit spielerischen Mitteln in die Knie zu zwingen.

"In der zweiten Hälfte haben wir alles versucht. Einen Punkt hätten wir verdient gehabt", sagte Kölns Milos Jojic und Teamkollege Dominique Heintz fügte hinzu: "Ich bin sehr traurig. Das Ding will einfach nicht rein." Um die seit Wochen andauernde Torflaute zu beenden, hat sich der FC im Angriff noch einmal verstärkt. Claudio Pizarro wird bereits am Freitag vorgestellt. Der frühere Bremer war zuvor vereinslos, deshalb kann er auch außerhalb des Transferfensters unter Vertrag genommen werden.

Die nächste Chance auf den ersten Dreier in der Liga bietet sich Köln am Sonntag beim Heimspiel gegen Leipzig (18 Uhr).

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