Zweiter Einsatz in Salt Lake City Katja Seizinger als TV-Expertin

St. Anton · Die Bilder der jubelnden Katja Seizinger nach einem ihrer zahlreichen Siege auf den Weltcup-Pisten sind noch vielen Ski-Fans in bester Erinnerung. Völlig ungewohnt sind dagegen die Aufnahmen von der heutigen Frau Weber als Expertin im Team der ARD, die die alpine Weltmeisterschaft von St. Anton von der anderen Seite aus erlebt. Ihre frühere Teamgefährtin Hilde Gerg, mit der sie 1998 beim historischen Dreifach-Triumph von Olympia noch auf dem Podest gestanden hat, "musste" sich nach ihrer Bronzemedaille im Super-G den Fragen der 28-Jährigen nach ihren Gefühlen stellen.

Bei ihrer Premiere wirkt Seizinger erstaunlich gelöst und sicher, fast schon im Stil eines Profis, wie die TV-Leute euphorisch meinen. Die ersten Resonanz aus Deutschland war sehr positiv. "Sie macht das jeden Tag besser. Besonders das Interview mit Hilde kam gut an", meinte der WM-Programmdirektor der ARD, Christoph Netzel. Einen dauerhaften Job im ARD-Expertenteam neben Markus Wasmeier und Christian Neureuther kann sich Seizinger nicht vorstellen, aber in Salt Lake City wird sie bei Olympia "Katjas Autogramm" präsentieren. "Ich habe ja noch nie richtig olympisches Flair erlebt", sagte sie.

In der Sache bleibt die mit drei olympischen Gold-Medaillen erfolgreichste alpine Deutsche aller Zeiten stets unverbindlich. Es ist deutlich zu merken, dass öffentliche Kritik nicht ihre Sache ist. Mit keinem Ton greift die Super-G-Weltmeisterin von 1993 Trainer und Athletinnen an, mit denen sie bis zu ihrer schweren Knie-Verletzung von 1998 noch monatelang zusammen gelebt und gearbeitet hat.

Dennoch hat die zweimalige Gewinnerin des Gesamt-Weltcups einen Riesen-Abstand zwischen sich und ihren früheren Sport gelegt und die Weichen für ihr weiteres Leben gestellt. Ihre Besuche beim alpinen Ski-Weltcup sind äußerst selten, auf das Frage-und-Antwort-Spiel der Journalisten lässt sie sich nur selten ein. Im Vorjahr schloss sie ihr Studium der Betriebswirtschaft, das sie schon während der sportlichen Karriere begonnen hatte, mit der Note 1 ab. Anschließend stieg Seizinger als angestellte "Wirtschaftsprüfer-Assistentin" in eine kleine Anwaltskammer in Heidelberg ein.

Während Seizinger den Ski-Sport kaum vermisst, fehlt den deutschen Frauen Katjas rationelles Vorgehen bei der Beseitigung von Problemen deutlich. Die Gewinnerin von 36 Weltcup-Rennen ließ keine Eifersüchteleien aufkommen und unterstützte die Trainer damit wesentlich bei ihrer Arbeit. Welch große Lücke ihr Rücktritt gerissen hat, merkte Frauen-Chef Wolfgang Maier erst in der vorigen Saison.

(RPO Archiv/dpa)
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