Jürgen Klopp, der große Architekt und Antreiber

DORTMUND/DÜSSELDORF Uli Hoeneß hat längst eingestanden, dass 2008 auch Jürgen Klopp auf der Wunschliste des FC Bayern stand. Doch der Rekordmeister entschied gegen ihn und verpflichtete Jürgen Klinsmann. Die Zeit des früheren Bundestrainers in München dauerte nur neun Monate. Das Experiment, das Abenteuer mit dem Schwaben ging schief. Klopp ging von Mainz 05 nach Dortmund und hat beim BVB als Meistertrainer der Jahre 2011 und 2012 bewiesen, dass er schon jetzt zu den großen Trainern der Bundesliga gehört. Denn er hat geschafft, was Legenden wie Hennes Weisweiler, Udo Lattek, Ernst Happel und Ottmar Hitzfeld glückte und auch Felix Magath: eine erfolgreiche Titelverteidigung.

Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat "der Mannschaft, dem Trainer und den Verantwortlichen" des BVB in einer Pressemitteilung im Namen des FC Bayern gratuliert. Wie, so mögen die Verantwortlichen an der Säbener Straße denken, stünde ihr Klub heute, wenn sie vor vier Jahren nicht den einen, sondern doch den anderen Jürgen geholt hätten?

Natürlich passt Klopp exakt in das Revier und zu Dortmund. Die Strukturen des Vereins machen es ihm leichter, sich als sportliche Autorität zu behaupten, als in München, wo er es mit der starken, einflussreichen Fußballprominenz Hoeneß/Rummenigge zu tun hätte. Er passt ideal zu den Menschen im Kohlenpott. Kein anderer Chefcoach der Eliteklasse ist so emotional wie der gebürtige Stuttgarter, der Fußball lebt und Leidenschaft vorlebt. Solche Männer lieben die Fans in dieser Region. "King Klopp" nennen sie den 44-Jährigen dort.

Vor allem aber: Klopp passt zu dieser Mannschaft, zumal er sie in den vier Jahren geprägt hat. Er kann die jungen Talente, die ihm bereitwillig folgen, noch formen. Auch dieser Gegenentwurf zum Münchner Ensemble mit vielen Stars hat die Titeltriumphe der Schwarzgelben möglich gemacht. Klopp ist es gelungen, den jugendlichen Elan seiner "Rasselbande" in spielerische Klasse umzusetzen, indem er aus ihrer Spielfreude Vollgasfußball entwickelt, begeisternde Offensive. Spieler wie Mario Götze (19 Jahre), Mats Hummels (23), Kevin Großkreutz (23), Marcel Schmelzer (24), Sven Bender (22) und Ilkay Gündogan (21) wurden unter ihm Nationalspieler.

Wenn Klopp über seine junge Garde spricht, wiederholt er einen Begriff immer wieder: "gierig" bzw. "Gier". Damit beschreibt er einen wichtigen Charakterzug des Teams. Man könnte auch "neugierig" oder "hungrig" sagen. Klopp ist der Mann, der bei dieser Mannschaft immer wieder neuen Hunger entfachen wird. Auf Siege und Titel.

(RP)
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