Nationalmannschaft Löw nominiert Kramer — Gladbach ist stolz

Hamburg/Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Mittelfeldspieler gehört zu den 27 Spielern, die Bundestrainer Löw mit ins Trainingslager nach Südtirol nimmt. Goretzka, Meyer, Hahn und Jansen sind nicht dabei.

 Christoph Kramer hat plötzlich Chancen auf eine WM-Teilnahme.

Christoph Kramer hat plötzlich Chancen auf eine WM-Teilnahme.

Foto: dpa, bra hak

Die Nachricht als überraschend zu bezeichnen, wäre eine dezente Untertreibung. Zwar hatte Christoph Kramer sein Debüt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegeben, doch hatte er diese ansonsten eher seltene Ehre diesmal mit gleich elf Kollegen gemein. Bei dem Mönchengladbacher Mittelfeldspieler freilich klopfte in der Nacht nach dem tristen 0:0 gegen Polen in der Hamburger Arena Bundestrainer Joachim Löw an die Zimmertür, um ihm mitzuteilen, dass er mit ins WM-Trainingslager nach Südtirol fahren darf - als einziger Akteur, der in der vergangenen Woche nicht im vorläufigen 30er-Kader stand.

Leidtragender dieser Entwicklung war ausgerechnet ein künftiger Klubkamerad Kramers, der Noch-Augsburger André Hahn. Ihn warf Löw ebenso aus dem Reisetross für Südtirol wie die Schalker Leon Goretzka und Max Meyer sowie den Hamburger Marcell Jansen. Während diese drei jedoch wenigstens auf Abruf bereitstehen, strich der Bundestrainer Hahn komplett. "Das hat nichts mit der Leistung von André Hahn zu tun", versichert Löw. "Die Gründe sind rein positionsbezogen. Im zentralen Mittelfeld haben wir einige Spieler, die zuletzt ein wenig angeschlagen waren. Wir wollen deswegen eine weitere Option mit ins Trainingslager nehmen."

Kramer profitiert von der unsicheren Situation um Sami Khedira, der nach Kreuzbandriss kaum Spielpraxis besitzt. "Ich freue mich, dass ich mich weiter präsentieren darf", sagt der 23-Jährige, der in der Bundesliga lediglich eine Partie wegen einer Gelbsperre verpasste. "Ich werde in jedem Training Gas geben." Sein Vereinstrainer traut ihm zu, den Sprung in den endgültigen Kader für Brasilien - vier Profis werden nach dem Trainingslager noch gestrichen - zu schaffen. "Der Bundestrainer hat wahrscheinlich gesehen, dass Christoph alles für das Team gibt, im Spiel und im Training", erklärt Lucien Favre. "Seine Leistung gegen Polen fand ich okay, er läuft viel, hat den Ball gefordert. Ich freue mich für ihn, dass er eine WM-Chance hat."

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Die Reaktionen auf Löws Nominierungen fielen sehr unterschiedlich aus. "Wir hatten immer wieder Spieler, die zur Nationalmannschaft kamen", erklärt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. "Das macht uns stolz." Er sei überrascht gewesen, als er von Kramers Berufung gehört habe: "Damit hatte keiner gerechnet." Auch Mirko Slomka nicht. Der Trainer des Hamburger SV erfuhr von der Streichung seines Abwehrspielers Marcell Jansen von einer Journalistin. "Das ist eine überraschende Nachricht für uns", antwortete Slomka schmallippig. "Ich möchte das nicht kommentieren, da muss ich erst mit Jogi Löw drüber reden."

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Der Bundestrainer lieferte die Erklärung. "Marcells Fitnesszustand ist noch immer nicht ganz optimal", bekundete er. Jansen habe seit seiner Verletzung aus dem Chile-Länderspiel "wenige Einsätze und keinen Spielrhythmus" gehabt. Hahn sowie den Schalkern Meyer und Goretzka wand Löw einen Kranz für die starke Leistung gegen Polen und prophezeite allen eine große Zukunft. Das hatte er schon pauschal nach dem müden Kick von Hamburg getan - wenigstens Kramer konnte aus dieser exklusiven Sichtweise einen Nutzen ziehen.

(RP)
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