Ironman auf Hawaii am Samstag Härter, schneller, Frodeno

Kailua/Düsseldorf · Triathlet Jan Frodeno (35) ist am Samstag der große Favorit auf den Sieg beim Ironman auf Hawaii. Der Titelverteidiger aus dem Saarland giert dabei vor allem nach Wertschätzung. Mancher sieht seinen Ausnahmestatus kritisch.

Ironman Jan Frodeno jetzt auch Weltrekordler
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Foto: dpa, dka fdt

Wer sich mit Jan Frodeno beschäftigt, der muss sich fast zwangsläufig eine Frage stellen: Was treibt diesen Mann eigentlich immer noch an? Die Frage könnte sich zwar in Bezug auf jeden Triathleten stellen, aber Frodeno ist eben nicht irgendein begabter Ausdauersportler, sondern der erste Mensch, der sowohl Olympiasieger (2008 in Peking) wurde, als auch den Titel beim Ironman auf Hawaii (2015) holen konnte. Der 35-Jährige ist inzwischen das Nonplusultra in seiner Sportart, hat Titel und Rekorde en masse gesammelt. Das alles kann es also nicht sein, was die Lust an der Qual erklärt. Es ist dann auch etwas anderes: die Gier nach Wertschätzung für seine Leistung. Am Samstag soll ihn diese Gier zur Titelverteidigung auf Hawaii treiben. Dass das gelingt, daran hat kaum jemand Zweifel. Frodeno ist der haushohe Favorit. Und top-motiviert.

"Ich hasse es, bezwungen zu werden", sagte der Sportler des Jahres 2015 vor dem Start beim ältesten Wettkampf seiner Art. Auf der Pazifikinsel geht es auf die Langdistanz über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Wie es ist, das 1978 erstmals ausgetragene Rennen zu gewinnen, durfte der gebürtige Kölner Frodeno im Vorjahr erstmals erfahren. Nun will er der erste Deutsche sein, der seinen Titel beim Ironman verteidigen kann. Vier Deutsche hatten vor Frodeno auf Hawaii gewinnen können, der erste war Thomas Hellriegel 1997. Überhaupt stellen bislang lediglich fünf Nationen einen Ironman-Sieger: neben Deutschland die USA, Kanada, Australien und Belgien.

Ironman auf Hawaii, das ist für Frodeno aber mehr als nur die Herausforderung, der Beste seines Fachs zu sein. "Es gibt eine andere Welt, in die man eintaucht. Es gibt dann nur noch sich selbst, das Umfeld verschwimmt", beschrieb Frodeno diesen Zustand während des Wettkampfes. Der Favorit vom anderen Stern sucht also die andere Welt. Frodenos Stärke ist die, dass er keine Schwächen mehr hat, zumindest keine Teildisziplin, in der er angreifbar erscheint. "Ich habe eine neue Ausgeglichenheit reinbekommen. Meine größte Stärke ist genau die in allen drei Disziplinen", sagte er. Die Konkurrenz sieht es genauso, und genau deswegen ist die Favoritenrolle für morgen auch geklärt.

Doch Frodenos Dominanz fördert nicht nur Applaus zutage. Es gibt auch durchaus kritische Stimmen, die in ihm quasi eine Übermacht wie die des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga sehen. "Jan ist der schnellste Schwimmer, der schnellste Radfahrer, der schnellste Läufer - das wäre so, als wenn im Fußball auf jeder Position ein Manuel Neuer spielen würde", sagte Triathlon-Oldie Timo Bracht (41) der "Frankfurter Rundschau". "Er ist eine Kategorie wie Usain Bolt über 100 Meter - da steht der Sieger auch vor dem Start fest." Frodeno habe den Triathlon als Sport natürlich auf ein neues Level gehievt, "ob der Triathlon insgesamt profitiert, muss man allerdings abwarten".

Und so hoffen Bracht und viele andere insgeheim wohl darauf, dass ausgerechnet ein anderer Deutscher auf Hawaii Frodeno ernsthaft Paroli bieten kann. Sebastian Kienle (32), immerhin Ironman-Gewinner aus dem Jahr 2014, sieht sich auch durchaus gewappnet für ein enges Duell. "Es gibt schon Argumente, dass wir derzeit die mitbestimmenden Athleten sind", sagte der amtierende Europameister. Kienle ist aktuell die Nummer zwei der Weltrangliste. Hinter Frodeno. Mehr Herausforderer geht also nicht. Theoretisch.

(klü)
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