Lyon Hunger der Waliser ist jetzt größer als je zuvor

Lyon · Mit funkelnden Augen und fester Stimme gab Gareth Bale ganz Wales ein großes Versprechen. Nur zwei Stunden nach der schmerzhaften Gratulation an Cristiano Ronaldo hatte der Superstar seine Angriffslust wiedergefunden. "Das war noch lange nicht alles. Der Kampf geht weiter", sagte Bale weit nach Mitternacht über das Ende des EM-Märchens beim 0:2 im Halbfinale gegen Portugal. "Unser Hunger ist größer als je zuvor. Es tut natürlich weh zu verlieren, die Wunde ist noch frisch.

Aber wir wollen uns nun jedes Mal für ein großes Turnier qualifizieren."

Bis zum EM-Debüt fehlte Wales seit der WM vor 58 Jahren in Schweden auf internationaler Bühne. Doch jetzt will der Stürmer von Real Madrid in weniger als zwei Monaten die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland in Angriff nehmen - gestärkt durch den sensationellen Lauf beim Turnier in Frankreich. "Unser Selbstvertrauen ist gewachsen. Wir werden jetzt mehr respektiert", erklärte Bale.

Immer wieder klopfte sich der 26-Jährige nach dem Schlusspfiff vor der eigenen Fan-Kurve in Lyon auf das Trikot-Wappen mit dem roten Drachen über seinem Herzen und lauschte den Gesängen der begeisternden Waliser Anhänger. In der Heimat verfassten die Medien wahre Hymnen auf das Überraschungsteam. Und die Gratulation von Premier David Cameron dürfte besonders durch den Fehlschlag des großen britischen Bruders aus England für Genugtuung sorgen. "Ihr habt eine ganze Nation inspiriert und Großbritannien stolz gemacht." In der neuen Weltrangliste wird Wales voraussichtlich vor die Three Lions klettern.

Die Zuversicht ist nicht unbegründet. Der Kern der Mannschaft aus Bale (26), Torwart Wayne Hennessey (29), Joe Allen (26), Stürmer Hal Robson-Kanu (27) oder dem wegen einer Gelbsperre schmerzlich vermissten Aaron Ramsey (25) kann noch einige Jahre zusammenspielen. Und auch Trainer Chris Coleman hatte bereits vor dem Turnier seinen Vertrag zumindest bis zur WM 2018 verlängert.

Als die Fans im Stadion die Hymne beendet hatten, folgte umgehend der Gesang, der schon den ganzen Tag in den Gassen von Lyon zu hören gewesen war: "Wir wollen nicht nach Hause, wir haben keine Lust zu arbeiten. Wir bleiben lieber hier und trinken Bier." Doch dann traten sie den Heimweg an, denn heute folgt der Empfang in Cardiff.

(dpa/sid)
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