Hertha BSC hat den Betriebsunfall repariert

bundesliga-check (9) Mit einem Erstliga-Kader marschierten die Berliner durch die Zweite Liga und setzen nun auf einen 19-Jährigen

düsseldorf Niemand kann den Verantwortlichen von Hertha BSC nachsagen, dass es ihnen an Mut und Zuversicht fehle. Die Zweitliga-Saison 2010/11 hatte noch nicht ganz begonnen, da stellten die Berliner bereits einen "Aufstiegs-Countdown" auf ihre Internet-Homepage. Fortan konnten Fans und Gegner des traditionsreichen Vereins bestaunen, wie viele Tage, Stunden, Minuten und Sekunden es noch dauern würde, bis die "alte Dame" die Rückkehr in die Erste Fußball-Bundesliga schafft.

Am Ende überholte sich Hertha sogar selbst. Den Countdown nämlich hatte ein flinker Rechner auf den letzten Zweitliga-Spieltag eingestellt, tatsächlich aber gelang der Aufstieg schon drei Wochen eher, durch das 1:0 beim MSV Duisburg. Die Mannschaft von Trainer Markus Babbel hatte den Betriebsunfall, als der der Abstieg ein Jahr zuvor in der Bundeshauptstadt stets angesehen worden war, zur Zufriedenheit repariert.

Ein wirklicher Zweitligist ist Hertha BSC indes nie gewesen. Die Klubführung der Charlottenburger ging das Wagnis ein, mit einer Erstliga-Mannschaft und einem Erstliga-Etat in das deutsche Unterhaus zu gehen. Manager Michael Preetz vertrat die Ansicht, dass weitgehend dieselben Stars, die sich die Zweitliga-Suppe eingebrockt hatten, diese auch auslöffeln sollten – und hatte damit Erfolg.

Das Unternehmen Comeback war dennoch ein Risiko, denn ein weiteres Jahr hätte Hertha Millionen-Verdiener wie den Brasilianer Raffael, den Kolumbianer Adrian Ramos oder den Kanadier Rob Friend in der Zweiten Liga keinesfalls finanzieren können.

Nach dem Aufstieg zahlt sich diese Politik aus, denn Hertha kann bereits auf ein Gerüst aus erstligaerfahrenen Profis vertrauen, denen schwerlich noch einmal eine Chaos-Saison wie 2009/10 passieren wird. Zudem verstärkten Preetz und Babbel den Kader mit Routiniers wie Maik Franz und Andreas Ottl, behoben durch die Verpflichtung des Münchners Thomas Kraft wohl auch ihr Torwartproblem.

Als Saisonziel hat der Manager zunächst den Klassenerhalt ausgegeben – mit einem kleinen Zusatz: "Als Aufsteiger geht es darum, sich in der Bundesliga zu etablieren. Das halte ich für realistisch." Dabei setzt er auf einen ganz Jungen, der die Zweitligisten das Fürchten lehrte. Der 19-jährige Pierre-Michel Lasogga erzielte in 25 Partien 13 Treffer und verdrängte Friend auf die Ersatzbank. "Pierre-Michel wird sicher nicht schlechter werden", sagt Preetz voraus. Hertha BSC wahrscheinlich auch nicht.

Zugänge: John Anthony Brooks, Marco Djuricin, Abu Bakarr Kargho (alle eigener Nachwuchs), Maik Franz (Eintracht Frankfurt), Kaka (Sporting Braga), Thomas Kraft, Andreas Ottl (beide Bayern München), Tunay Torun (Hamburger SV). – Abgänge: Daniel Beichler, Valeri Domovchiyski (beide MSV Duisburg), Sascha Bigalke (SpVgg Unterhaching), Pal Dardai, Marco Sejna (beide Hertha II), Lennart Hartmann (Alemannia Aachen), Marvin Knoll (Dynamo Dresden).

(RP)
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