Stasi-Vorwürfe Stasi-Vorwürfe: Heike Drechsler wehrt sich mit Unterlassungserklärung

Berlin · Der frühere Leichtathletik-Star Heike Drechsler hatte angekündigt, rechtlich gegen jeden vorzugehen, der behaupte, sie sei ein Stasi-Spitzel gewesen. Dabei macht sie auch vor der Stasi-Unterlagen-Behörde nicht halt.

 Die ehemalige Weitspringerin Heike Drechsler.

Die ehemalige Weitspringerin Heike Drechsler.

Foto: dpa/Thomas Niedermüller

Die zweifache Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler hat im Kampf gegen Stasi-Vorwürfe nach eigener Darstellung einen weiteren Sieg errungen. Die 53-Jährige setzte nach Angaben ihres Anwalts eine Unterlassungserklärung gegen Roland Jahn durch, den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) in Berlin. Dieser Darstellung widersprach ein Sprecher des BStU am Freitagabend. Jahn soll am 24. Oktober im ARD-Mittagsmagazin behauptet haben, Drechsler seien Akten zugeordnet worden, die sie als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) ausweisen würden.

Dazu teilte der BStU mit, dass Jahn damals erklärt habe, „dass es in diesem Fall auch Akten gebe, die gemäß Stasi-Unterlagengesetz den Akten als Mitarbeiterakten zugeordnet werden“. Es gehe „um eine Bewertung von Akten, nicht Personen“.

Nach einer Erklärung von Drechslers Anwalt soll sich die Behörde verpflichtet haben, das künftig nicht mehr zu behaupten und die damalige Aussage richtig zu stellen. Auch dieser Formulierung widersprach der BStU und betonte: „Das ist falsch, da Herr Jahn das ja nicht behauptet hat, auch richtigzustellen gibt es demzufolge nichts.“ Vielmehr werde der BStU „eine solche Äußerung auch zukünftig nicht tätigen“.

Der Stasi-Forscher Helmut Müller-Enbergs hatte die frühere Leichtathletin von Stasi-Vorwürfen entlastet. „Frau Heike Drechsler war zu keinem Zeitpunkt (...) als IM ‚Jump‘ beim MfS erfasst gewesen“, sagte Müller-Enbergs nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks im Oktober. Der Wissenschaftler hat im Auftrag der Thüringerin ein 31-seitiges Gutachten zum Fall Drechsler verfasst, das auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Nach den Maßstäben des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) beziehungsweise des Stasi-Unterlagen-Gesetzes sei Drechsler nicht als Inoffizielle Mitarbeiterin zu bewerten, so Müller-Enbergs. Er arbeitete nach der Wende als stellvertretender Fachbereichsleiter in der Forschungs- und Medien-Abteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde.

„Das Ergebnis bedeutet, dass ich recht hatte, dass ich nie IM gewesen bin. Dafür gibt es jetzt eine wissenschaftliche Grundlage“, sagte Drechsler, nachdem sie die Aufarbeitung ihrer DDR-Vergangenheit in den vergangenen zwei Jahren selbst vorangetrieben hat. „Ich will einfach, dass das rauskommt aus meinem Lebenslauf.“

Öffentliche Anschuldigungen, Drechsler habe der Stasi zugearbeitet und Kollegen bespitzelt, hat es immer wieder gegeben. Drechsler war einst ein Aushängeschild des DDR-Sports und Mitglied in der SED und Abgeordnete der Volkskammer. Die heute in Berlin lebende Ex-Leichtathletin war zweimal Weltmeisterin und fünfmal Europameisterin. Sie hatte angekündigt, rechtlich dagegen vorzugehen, wenn noch jemand behaupte, sie wäre IM gewesen.

(pabie/dpa)
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