Mannschaftsgeist muss Egoismen überwiegen Kretzschmar traut Deutschland bei Handball-WM fast alles zu

Köln · Der frühere Handball-Star Stefan Kretzschmar schaut zuversichtlich auf die anstehende Heim-WM. Allerdings sei die deutsche Mannschaft nur schwer einzuschätzen und Trainer Christian Prokop womöglich zu anspruchsvoll.

  Stefan Kretzschmar.

Stefan Kretzschmar.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die deutschen Handballer sind vor der anstehenden Heim-WM (10. bis 27. Januar) schwer einzuschätzen. Diese Meinung vertrat der frühere Weltklasse-Linksaußen Kretzschmar im Gespräch mit der FAZ. "Diese Mannschaft kann immer um Medaillen mitspielen", sagte Kretzschmar: "Sie kann aber auch, anders als vielleicht Frankreich oder Spanien, ein gewisses Niveau unterschreiten." Prinzipiell sei er aber "schon optimistisch".

Nach den Eindrücken der EM im Januar 2018, bei der Deutschland als Titelverteidiger am Ende nur Neunter wurde, sei es "ein Gebilde, das noch Zweifel offenlässt. Es ist keine Mannschaft, bei der du sagst: Die Jungs gehen auf jeden Fall ins Halbfinale", erklärte Kretzschmar.

Bundestrainer Christian Prokop, der nach der Enttäuschung bei der EM öffentlich und auch mannschaftsintern in die Kritik geraten war, nennt Kretzschmar "the brain. Er lebt Handball, ist leidenschaftlich, er liebt diesen Sport über alles, er denkt ihn - manchmal denkt er ihn aber vielleicht auch zu viel."

Nach rein handballerischen Gesichtspunkten seien Prokops Ideologie, seine Taktik großartig. "Ob die Nationalmannschaft es jemals spielen kann - dahinter steht ein Fragezeichen. Dazu bedarf es der absoluten Unter- und Einordnung aller Spieler. Ich weiß nicht, ob die Egoismen der einzelnen Spieler größer sind", sagte Kretzschmar.

Am Ende seien es sowieso die Spieler, auf die es bei einem großen Turnier ankommt: "Es wäre wirklich frevelhaft, wenn nicht jeder Einzelne alles in die Waagschale wirft, was er hat. Die Spieler müssen wissen, was die Stunde geschlagen hat. Und da legt ihnen der Trainer sicher keine Steine in den Weg."

Deutschland bestreitet das Eröffnungsspiel der WM am 10. Januar in Berlin gegen Südkorea. Die weiteren Gruppengegner in der Hauptstadt sind Brasilien (12.01.), Russland (14.01.), Frankreich (15.01.) und Serbien (17.01.). Die besten drei Teams aus jeder der vier Vorrundengruppen erreichen die Hauptrunde, die in zwei Sechsergruppen gespielt wird. Deutscher Spielort in der Hauptrunde wäre Köln.

(sid/ako)
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