Unterhosen bis zum Finale Deutsche Handballer starten mit „großer Lust“

Hannover/Kattowitz · Die deutschen Handballer wollen einen perfekten Start in ihr WM-Abenteuer hinlegen. An den Auftaktgegner Katar hat das DHB-Team aber nicht nur gute Erinnerungen.

 Bundestrainer Alfred Gislason steht an der Seitenlinie.

Bundestrainer Alfred Gislason steht an der Seitenlinie.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Die Sonne strahlte über Kattowitz, Alfred Gislason schenkte dem prächtigen Wetter und den vielen Kameras jedoch keine Beachtung. Der Bundestrainer marschierte nach der Ankunft am frühen Donnerstagnachmittag vom Bus schnurstracks ins Teamhotel, beim Start ins WM-Abenteuer der deutschen Handballer sprühte der Isländer vor Tatendrang.

„Wir sind guter Dinge und haben große Lust auf das Turnier“, sagte Gislason dem SID. Auftaktgegner Katar soll am Freitag (18.00 Uhr/ZDF) nicht noch einmal zum Stolperstein werden.

Sein Kapitän hatte den 29. Januar bei der Anreise zur Weltmeisterschaft zumindest im Hinterkopf. „Wir haben genug Gepäck bis hoffentlich zum Ende“, sagte Anführer Johannes Golla. Er grinste. Nach sieben Turnieren ohne Medaille ist der Hunger auf ein neues Wintermärchen groß.

Leicht verspätet setzte der Flug CAT5734 um 12.08 Uhr in Kattowitz auf. Insgesamt 65 Gepäckstücke hatte Teammanager Oliver Roggisch am Flughafen Hannover aufgegeben. Die Unterhosen sollten also bis zum Finaltag reichen – und auch sportlich strotzt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vor ihrer WM-Mission vor Selbstbewusstsein.

„Wir sind alle voller Vorfreude, die Stimmung ist sehr, sehr positiv. Wir können mit breiter Brust aufspielen“, sagte Rückraumspieler Paul Drux am frühen Nachmittag nach der Ankunft am Teamhotel: „Wir haben gestern das Eröffnungsspiel angeschaut, da kam schon das Kribbeln auf.“

Die Medaillenspiele am Monatsende in Stockholm sind zwar eher Traum als Ziel, und eine Wiederholung des WM-Titels von 2007 klingt nach einer Utopie. Eine Überraschung trauen sich die DHB-Männer aber allemal zu, der Einzug ins Viertelfinale gilt als Kernziel. „Wir wollen als Mannschaft den nächsten Schritt gehen und zeigen, dass wir sportlich eine unglaublich hohe Qualität haben“, sagte Golla dem SID.

Bei aller Vorfreude warnte der Kapitän jedoch vor einem „sehr guten“ Auftaktgegner: „Katar ist unangenehm zu bespielen. Sie kommen viel über ihre Wurfstärke und körperlich starke Spieler.“ Auch Patrick Groetzki bezeichnete Katar als „sehr gefährliche Mannschaft“.

Der Rechtsaußen weiß wovon er spricht. Der Linkshänder von den Rhein-Neckar Löwen war dabei, als in jüngerer Vergangenheit zweimal bei WM-Duellen mit dem Team vom Persischen Golf am Ende das deutsche Aus stand: 2015 im Viertelfinale (24:26) und 2017 im Achtelfinale (20:21).

Gislason schärfte daher noch einmal die Sinne. „Wenn man zu wenig Punkte in die Hauptrunde mitnimmt, hat man kaum eine Chance bei dem Turnier“, warnte der 63-Jährige in der Sport Bild. Auch die weiteren Gegner Serbien (15. Januar) und Algerien (17. Januar) in der vermeintlich einfachen Vorrundengruppe E dürfe sein Team „auf keinen Fall unterschätzen“.

Die Stimmung jedenfalls stimmt. Gislason lachte in der Abflughalle in Hannover viel. Groetzki berichtete von einer „sehr willigen“ Mannschaft: „Wir haben eine hohe Qualität und hohe Intensität im Training. Das sind die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnier. Wir freuen uns echt, dass es jetzt losgeht.“

Die Erinnerungen an 2016, als Deutschland sich im nicht einmal 100 Kilometer von Kattowitz entfernten Krakau sensationell die EM-Krone aufsetzte, waren beim Abflug noch einmal präsent. Roggisch, vor sieben Jahren schon dabei, ordnete aber ein: „Ich würde gerne Parallelen ziehen, aber am besten nach dem Turnier, wenn wir was gerissen haben.“

Der Grundstein dafür muss am Freitag gelegt werden.

(lonn/SID)
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