Nach Gala gegen Argentinien DHB-Team will Oranje „nach Hause schicken“

Kattowitz · Deutschlands Handballer wollen im brisanten Nachbarschaftsduell mit den Niederlanden das Viertelfinal-Ticket lösen und den Gegner „nach Hause“ schicken.

 Die deutschen Handballer waren stark gegen Argentinien.

Die deutschen Handballer waren stark gegen Argentinien.

Foto: dpa/Jan Woitas

Ein Derby wie im Fußball? Andreas Wolff muss schmunzeln. „Der Klassiker-Charakter ist nicht der gleiche“, sagte der deutsche Handball-Nationaltorhüter über das Duell mit den Niederlanden, schob jedoch mit einem schelmischen Grinsen hinterher: „Aber wir wollen unseren Nachbarn natürlich nach Hause schicken.“

Die Ausgangslage vor der brisanten Hauptrundenpartie ist klar: Ein Sieg gegen Oranje am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) garantiert der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason das WM-Viertelfinalticket. In diesem Fall wäre das Spiel gegen Norwegen am Montag (20.30 Uhr/ARD) ein besseres Trainingsspiel für die K.-o.-Runde - und die niederländischen Chancen aufs Weiterkommen wären wohl dahin.

„Jetzt“, bekräftigte Wolff, „kommen die richtig harten Spiele. Das wird kein Selbstläufer.“ An das greifbare Viertelfinale will der 2016-Europameister daher angesichts der Torgala gegen Argentinien noch keinen Gedanken verschwenden: „Wir könnten genauso gut sagen: Wir denken schon an den WM-Titel, weil den holen wir, wenn wir die nächsten fünf Spiele gewinnen. Wir sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken.“

Gegen die Niederlande erwartet Deutschland eine weitaus kniffligere Aufgabe als beim imponierenden 39:19 gegen die Südamerikaner. Die Mannschaft von Nationaltrainer Staffan Olsson brachte in der Vorrunde bereits Mitfavorit Norwegen an den Rand einer Niederlage. Mit ihren eher kleingewachsenen Spielern drückt der vermeintliche Underdog vor allem aufs Tempo.

„Es wird ein sehr schnelles Spiel, auch wir wollen wieder Gas geben - und dann wird sich zeigen, wer dieses Wettrennen gewinnt“, sagte Spielmacher Juri Knorr und lobte den „sehr guten Speed“ und die „sehr gute Passqualität“ der Niederländer um Starspieler Luc Steins von Paris St. Germain.

Der Handball im deutschen Nachbarland, wo die Frauen weitaus erfolgreicher sind als die Männer, entwickelt sich zunehmend. Verloren die Niederländer beim jüngsten Pflichtspiel gegen Deutschland im Rahmen der EM 2020 noch deutlich (23:34), rechnet sich das mit zahlreichen Bundesliga-Profis gespickte Team nun etwas aus.

„Holland gegen Deutschland ist immer ein Kampf. Wir brauchen keinen Spieler für die Partie zu motivieren. Wir haben viel Bock auf dieses besondere Spiel und ein gutes Gefühl“, sagte der Magdeburger Kay Smits. Und Steins fügte hinzu: „Wir werden alles geben - und dann sehen wir, was möglich ist.“

Die deutsche Mannschaft schickte mit ihrem furiosen Hauptrundenstart gegen Argentinien jedenfalls ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Selbst der sonst eher zurückhaltende Gislason geriet nach dem Weltklasse-Auftritt ins Schwärmen. „Was mich freut, ist der wahnsinnige Mannschaftsgeist, den ich spüre. Das macht mich jünger und bereitet mir eine riesige Freude“, sagte der 63-Jährige nach dem vierten Sieg im vierten Spiel und ergänzte: „Ich hoffe, dass es genauso weitergeht. Dann werden wir irgendwann stolz nach Hause fahren.“

Sinnbildlich für die Gemütsverfassung des DHB-Coaches war eine Auszeit gegen Argentinien. „Spielt, was ihr wollt“, rief Gislason seinen Spielern zu. Das sorgte nicht nur bei den 5,01 Millionen Fernsehzuschauern für Staunen, sondern auch bei seinen Spielern. „So etwas kommt bei Alfred selten vor“, sagte der langjährige Kieler Rune Dahmke: „Spätestens dann weißt du als Spieler, dass es ganz gut läuft in dem Spiel.“

(dör/SID)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort