Handball-WM in Frankreich "Bad Boys" treffen auf Wundertüte aus der Wüste

Paris · Schwankende Leistungen, fehlende Stars: Vize-Weltmeister Katar spielte eine durchwachsene Vorrunde. Der Silberglanz von der Heim-WM 2015 droht zu verblassen.

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Deutschland macht gegen Kroatien Gruppensieg perfekt

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Foto: dpa, mut

Bundestrainer Dagur Sigurdsson beschreibt sie als "richtig unangenehm", laut Keeper Andreas Wolff dürfe man die Kataris "niemals unterschätzen": Zwei Jahre nach WM-Silber im eigenen Land gleicht Katar einer handballerischen Wundertüte. In der Vorrunde zeigte die Weltauswahl aus dem Wüstenemirat wechselhafte Leistungen.

"Es erwartet uns eine Mannschaft, die vielleicht nur auf die K.o.-Runde gewartet hat, um ihren besten Handball zu spielen", sagte Wolff vor dem WM-Achtelfinale der deutschen Handballer am Sonntag (18 Uhr/handball.dkb.de) gegen Asienmeister Katar.

Zum Vorrundenabschluss gegen Olympiasieger Dänemark (29:32) deutete das Team von Startrainer Valero Rivera sein zweifellos vorhandenes großes Potenzial an und führte schon 20:15, ehe die Skandinavier doch noch vorbeizogen. Ansonsten stehen zwei Siegen gegen Bahrain (32:22) und Argentinien (21:17) die beiden Niederlagen gegen Ägypten (20:22) und Schweden (25:36) gegenüber.

"Wir kennen beide Seiten vom Gegner", sagt Sigurdsson. Wohlwahr. Bei seinem ersten Turnier als Bundestrainer vor zwei Jahren scheiterte die deutsche Mannschaft im Viertelfinale am katarischen Gastgeber. Im Viertelfinale der Olympischen Spiele im Sommer in Rio ließ Deutschland den Kataris beim 34:22 dann keine Chance. "Die haben seit Olympia noch eine Rechnung mit uns offen", sagte Wolff.

Stars im Team sind Torhüter Danijel Saric und die Rückraumspieler Rafael Capote und Bertrand Roine. Vor allem Saric steht beispielhaft für das Heer an eingekauften Spitzenkräften, die das katarische Handball-Wunder der letzten Jahre erst möglich machten. Der langjährige Schlussmann vom FC Barcelona absolvierte schon Länderspiele für Serbien und Bosnien und Herzegowina, ehe er den zweifelhaften Verlockungen der Scheichs wie viele seiner Teamkollegen erlag.

"Es ist etwas anderes, wenn man für sein Land spielt, als wenn man für ein Land spielt", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Ich weiß gar nicht, ob die Kataris mehr als einen Spieler mit haben, der den Pass gebürtig hat. Dadurch sind wir im Vorteil."

In Frankreich macht den Kataris zudem das Fehlen einiger Stars zu schaffen. Der wuchtige Rückraumspieler Zarko Markovic, zweitbester WM-Torschütze von 2015, ist bei der WM ebenso nicht dabei wie der kräftige Kreisläufer Borja Vidal. Auch der langjährige Bundesliga-Keeper Goran Stojanovic fehlt.

Und so droht Katar zwei Jahre nach seinem staatlich organisierten Höhenflug wieder tristes Mittelmaß. Der Silberglanz von Doha dürfte bei einem Achtelfinal-Aus gegen Deutschland weiter verblassen — die Bilanz gegen Deutschland: 6 Spiele, 2 Siege, 4 Niederlagen.

(seeg/sid)
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