Neun Spieler-Absagen Gislasons schwerster Job - Handballer starten WM-Vorbereitung

Hamburg · Ohne die Champions-League-Sieger des THW Kiel starten die deutschen Handballer am Sonntag in ihre WM-Vorbereitung. Bundestrainer Alfred Gislason ist trotz des völlig neu formierten Teams voller Tatendrang.

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Foto: dpa/Sascha Klahn

Die Corona-Sorgen ließen Bundestrainer Alfred Gislason auch zum Jahreswechsel nicht los. Sein größter Wunsch für 2021? Normalität in dieser verrückten Zeit. Für den Handball, seine arg gebeutelte Mannschaft - aber auch für ihn privat.

"Für mich persönlich wünsche ich mir, meine Enkelkinder wieder zu sehen. Als vierfacher Opa kann ich zurzeit nicht nach Island fliegen, wann ich es will, und meine Enkel besuchen", sagte Gislason im SID-Interview. Die letzten freien Tage genoss er auf dem Hof im heimischen Wendgräben bei Magdeburg - bevor am Sonntag endlich die WM-Vorbereitung startet.

Gislason sprüht nach Wochen voller Corona-Diskussionen und neun (!) WM-Absagen - darunter sechs Stammkräfte - vor Tatendrang. "Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Ich freue mich aber richtig darauf", sagte Gislason. Den Ballast der vielen schlechten Nachrichten 2020 hat der Bundestrainer an Silvester über Bord geworfen, selbst das Fehlen der drei Champions-League-Helden vom THW Kiel ficht den Bundestrainer nicht (mehr) an. "Es macht keinen Sinn, über die Ausfälle zu jammern. Wir müssen jetzt darauf schauen, wer da ist", so Gislason.

Statt sich mit den THW-Stars, die sich am Dienstag mit einer imponierenden Vorstellung auf Europas Handball-Thron gehievt hatten, auf den bevorstehenden Saison-Höhepunkt vorzubereiten, werden am Sonntag nicht weniger als fünf Turnier-Debütanten in Neuss Quartier beziehen. Genau sieben Trainingstage plus zwei Spiele in der EM-Qualifikation gegen Österreich bleiben Gislason und seinem Team bis zum Abflug nach Ägypten. Das Mammut-Turnier am Nil (13. bis 31. Januar) dürfte die wohl schwerste Aufgabe in der so erfolgreichen Karriere des langjährigen Kieler Meistertrainers werden.

"Ja, das kann man sicherlich so sagen", bestätigt Gislason: "Jede Aufgabe, die ich hatte, war anders schwer. Aber das Besondere dieses Mal ist, dass ich extrem wenig Zeit habe, etwas zu machen." Er habe den Spielern um Kapitän Uwe Gensheimer vorab deswegen schon viele Sachen ins Netz gestellt: "Wir müssen das spielen, was uns liegt. Ich freue mich zu erfahren, wie schnell die Jungs sich einbringen." Das "größte Kopfzerbrechen" bereitet Gislason die Abwehr. Darauf werde in den kommenden Tagen der Schwerpunkt liegen.

Gislason ist in den kommenden Tagen und Wochen als Tüftler und Improvisationskünstler gefragt - aber das ist er ja gewohnt. Der abgesagte Einstand im Frühjahr, die ausgefallene Olympia-Quali im April, das verschobene Olympia-Turnier im Sommer und die vielen Corona-Schlagzeilen rund um sein DHB-Debüt im Herbst: Schon die ersten zehn Monate als Coach der DHB-Auswahl liefen aufgrund der Corona-Pandemie, nun ja, bescheiden.

"Es hätte kaum schlimmer können, ganz ehrlich", sagt Gislason. Doch 2020 ist für ihn abgehakt, sein Blick geht nach vorn. "Ich hoffe, dass so ein Jahr nie wiederkommt und wir bald wieder zur Normalität übergehen können."

(stj/sid)
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