DHB-Kapitän spricht von „Missgunst und Neid“ Gensheimer kontert Kritiker

Neue Hauptstadt Ägyptens · Wieder wurde es nichts mit einem Nationalmannschaftstitel für Uwe Gensheimer. Nach dem verpassten WM-Ziel wehrte sich der 34-Jährige gegen seine Kritiker. Der DHB-Spielführer sprach dabei von "Neid und Missgunst".

Uew Gensheimer (M) im Spiel gegen Brasilien.

Uew Gensheimer (M) im Spiel gegen Brasilien.

Foto: dpa/Sascha Klahn

Uwe Gensheimer war genervt. Schon wieder dieses Thema, schon wieder stand der Kapitän der deutschen Handballer unter Beschuss. "Och, eigentlich habe ich gar keinen Bock, auf die Frage zu antworten", moserte Gensheimer, als er im TV auf die Kritik aus der Heimat angesprochen wurde: "Die Statistiken sprechen für sich. Ich weiß, dass ich besser Handball spielen kann."

Dann aber stoppte Gensheimer nicht. Der Linksaußen, dessen Leistungen bei der WM in Ägypten wieder einmal nicht höchsten Ansprüchen genügten, legte nach dem verpassten Viertelfinale am ZDF-Mikrofon erst so richtig los.

"Ich weiß nicht, ob es der Vereinszugehörigkeit geschuldet ist irgendwo, Missgunst und Neid sind da manchmal schon ein bisschen da", sagte er nach dem sportlich bedeutungslosen 31:24 gegen Brasilien. "Nichtsdestotrotz glaube ich", ergänzte er mit Blick auf sein Amt als DHB-Anführer, "dass ich nach wie vor noch den Rückhalt der Mannschaft habe".

Abseits des Feldes befindet sich Gensheimer im Verteidigungsmodus. Mal wieder. Auf dem Spielfeld wirkt er auch in seinem siebten großen Turnier als Kapitän seltsam gehemmt. "Vielleicht ist es zu viel für ihn: ein wichtiger Spieler zu sein und Kapitän der Mannschaft. Seine Körpersprache erstaunt mich", hatte jüngst Markus Baur, DHB-Kapitän beim deutschen WM-Titel 2007, der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten gesagt und damit Zweifel gesät, ob Gensheimer in seiner Rolle als Kapitän noch der Richtige ist.

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Bundestrainer Alfred Gislason will solche Diskussionen erst gar nicht aufkommen lassen. Gensheimers Amt stehe "überhaupt nicht zur Diskussion - im Gegenteil: Er macht seinen Job intern als Kapitän sehr gut", sagte der DHB-Coach am Sonntag. Auch Teamkollege Kai Häfner sprang "Gense" zur Seite: "Er ist in der Mannschaft absolut angesehen als Kapitän, er füllt das Amt sensationell aus." Häfner kann sich "keinen besseren Kapitän vorstellen".

Gensheimer ist genervt von dieser seit Jahren schwelenden Debatte. Seine elf Turniertore in den bisherigen vier WM-Spielen entsprechen nicht seiner gewohnten Trefferquote. "Hier und da könnte unser Spiel auch noch ein bisschen mehr auf die Linksaußenposition ausgerichtet werden von den Halben", sagte Gensheimer und übte damit leise Kritik an seinen Mitspielern: "Da kommt auf der rechten Seite mehr an. Aber manchmal ist es halt so. Es ist, wie es ist."

Seit 2014 ist der Hochbegabte, der auf Klubebene Titel en masse gewonnen hat, Kapitän der deutschen Mannschaft, in Ägypten bestreitet er sein siebtes Turnier als Anführer des Teams. Seine Qualitäten sind unbestritten, in 194 Länderspielen traf er sage und schreibe 934 Mal - doch der ganz große Wurf will ihm mit der Nationalmannschaft bislang einfach nicht gelingen.

Beim EM-Titel 2016 fehlte Gensheimer verletzt, und auch das Turnier am Nil war nicht seines. Daran dürfte auch der sportlich unbedeutende WM-Abschluss gegen Polen am Montag (20.30 Uhr/ARD) nichts ändern.

(old/sid)
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