Deutschland bei der Handball-WM Gensheimer und Wolff sind wie Asterix und Obelix

Berlin · Das deutsche Handball-Nationalteam ist mit zwei Siegen in die WM gestartet. Der flinke Uwe Gensheimer und Andreas Wolff im Tor sind die Erfolgsgaranten.

 Jubelpose: DHB-Torwart Andreas Wolff

Jubelpose: DHB-Torwart Andreas Wolff

Foto: dpa/Soeren Stache

Als sich Torwart Andreas Wolff am Samstag in der Interviewzone aufgebaut hatte, hielt er einen kleinen Trinkbecher in seiner Hand. Gut möglich, dass der Becher normal groß war. In Wolffs fast tellergroßer Torwartpranke aber verliert vieles an Imposanz. Das Getränk jedenfalls sah hellrot und dickflüssig aus. War das eine Art Zaubertrank? Einer wie der, in den die Comicfigur Obelix als Kind gefallen sein soll, und dabei so viel Kraft getankt hatte, dass er für jeden Gegner unüberwindbar wurde? Das Obelix-Bild drängte sich nach dem WM-Spiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Samstag förmlich auf.

Minutenlang durften sich die Deutschen nach dem Schlusspfiff noch vom Berliner Publikum feiern lassen. Noch lauter, als es während des Spiels gegen Brasilien ohnehin schon war, entlud sich die Begeisterung der Fans: Nachdem die deutsche Handball-Nationalmannschaft bereits das Auftaktspiel der Heim-WM gegen Korea souverän gewonnen hatte (30:19), siegte das Team auch im zweiten Gruppenspiel – deutlicher als gedacht – mit 34:21, weil es vorne variabel und mit Tempo spielte und in der Defensive ein Bollwerk aufbot, an dessen Ende jener Torwart mit Zauberkräften ausgestattet zu sein schien.

Handball-WM 2019: Deutschland gegen Brasilien - die Einzelkritik
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Deutschland - Brasilien: die Einzelkritik

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Andreas Wolff, ein bärtiger, 1,98 Meter hoher Hüne, 110 Kilo Kampfgewicht. Deutschlands Torwart hatte alles gehalten, was es zu halten gab. Die Quote von 56 Prozent abgewehrter Bälle zeigte, warum Wolff als Nummer eins gesetzt ist. Gegen Korea war er der Mann des Spiels gewesen. Und gegen Brasilien, da wurde er auch noch zum Animateur.

Zweimal in Folge hatte er seinen wuchtigen Körper in den Wurf eines Brasilianers gestellt. Mit mindestens genauso großem Ehrgeiz animierte er dann die ausverkaufte Arena und schrie den 13.500 Zuschauern seinen Jubel entgegen – und das schon beim Spielstand von 0:0, als noch keine zwei Minuten gespielt waren.

„Nein“, antwortete der 27 Jahre alte Kieler dann deutlich leiser im Gespräch nach dem Spiel, als die Frage kam, ob das Getränk da in seiner Hand denn nun wirklich ein besonderer Trank sei. „Unser Doc hat mir das gemischt, irgendwas mit Erdbeeren oder so. Ist bestimmt was Gutes.“

Wenige Meter neben ihm beantwortete der frisch gekürte „Spieler des Spiels“ zu diesem Zeitpunkt ein paar ernsthaftere Fragen zum Start in die Heim-WM. Kontrastprogramm in jeder Hinsicht.

Uwe Gensheimer (32) sprach von einer „großartigen Defensivarbeit“ und „einer tollen Mannschaftsleistung.“ Gensheimer, 88 Kilogramm und 1,88 Meter groß, kein Bart, wippte mit der Hüfte hin und her, als wolle er die Fragen umspielen, wie er es sonst mit den Gegnern auf der linken Außenbahn macht. Gensheimer erzielte gegen Brasilien zehn Tore. Er ist bislang der erfolgreichste Schütze der Nationalmannschaft. Als „bester Linksaußen der Welt“ ist der flinke, bewegliche und treffsichere Spieler von Paris Saint-Germain in der Handballwelt bekannt. Genauso kann er aber in der Defensive die Schotten dichtmachen. Eine Art Sergio Ramos des Handballs, oder eben Asterix, als kongeniales Offensivpendant zu Wolff.

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Festzuhalten bleibt, dass bislang die WM-Pflichtaufgaben erfüllt sind. Zwei Spiele innerhalb von zwei Tagen stehen bevor. Erst Russland am Montag (18 Uhr/ARD), dann kommt es zum Duell mit Weltmeister Frankreich (Dienstag, 20.30 Uhr/ZDF). Nachdem am Samstag mehr als acht Millionen Zuschauer eingeschaltet haben, ist klar: Die WM-Lust steigt mehr und mehr. Extern und innerhalb der Mannschaft.

Trainer Christian Prokop war noch lange nach Schlusspfiff geradezu überwältigt. So gelöst wie in diesen Tagen der WM im eigenen Land, hat man ihn als Bundestrainer noch nie gesehen. Er ballt die Faust am Spielfeldrand und trägt sein Lächeln spazieren. „Die Atmosphäre war Wahnsinn, fantastisch. Das hat richtig Lust gemacht auf mehr“, sagte Prokop. Ob es das schönste Länderspiel seiner Amtszeit gewesen sei? „Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Aber ja, das kann man so sagen.“

(ball)
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