Ehrlicher Sport Handball begeistert das Land
Meinung | Düsseldorf · Die deutschen Handballer begeistern bei der WM im eigenen Land die Massen. Das liegt auch daran, dass die Sportler bodenständig sind. Anders als oft im Fußball.
Es sind Athleten, die bereit sind über Grenzen zu gehen, aber immer auch den Kompass des Fair Plays im Auge behalten und dem Kontrahenten die Hand reichen, wenn er am Boden liegt. Es ist Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland, und man kann den Eindruck gewinnen, eine ganze Nation ist verzaubert von der Ehrlichkeit des Spiels. Es wird natürlich auch im Handball getrickst, aber eben ein paar Nummern kleiner als im völlig entrückten Fußball.
Beim Handball ist alles noch greifbarer. Es ist nichts so überladen, dass es droht zu einer Staatskrise zu werden. Als zum Beispiel der aussortierte Tobias Reichmann kurz vor dem Beginn der WM ein Bild postete, auf dem er sich in einen Spontanurlaub nach Orlando verabschiedete, da wurde sein Frust von allen Beteiligten sachlich aufgearbeitet und das Thema hernach zu den Akten gelegt. Im Fußball undenkbar, da wäre am Ende der medialen Nahrungskette noch seine Bäckerin befragt worden, ob sie Anzeichen für diese Entwicklung festgestellt habe.
Handball ist verdientermaßen wieder im Rampenlicht – zweieinhalb Wochen große Bühne. Gigantische Einschaltquoten, ausverkaufte Hallen. Vor allem ausgelassene und friedliche Stimmung. Überraschung: es geht ausschließlich um Sport und Begeisterung. Es geht um Unterstützung, nicht um Überhöhung, es geht um den unverkrampften Umgang mit nationalen Symbolen. Schwarz-Rot-Gold als Zeichen von Verbundenheit mit einem Team und nicht als politisches Statement.
Man würde sich wünschen, es gäbe mehr Handball-WM-Gefühl im Sport. Wie schade, dass nach dem Finale die Euphorie nicht bis zum nächsten Spieltag in der Handball-Bundesliga reichen wird. Würde Handball allerdings auch im Alltag einen höheren Stellenwert haben, wäre die WM nicht so besonders.