Handball für Dummies Was Sie jetzt noch wissen müssen, wenn Sie heute Abend zum ersten Mal einschalten

Düsseldorf · Wann bekommt ein Spieler eine Zeitstrafe? Wann gibt es Siebenmeter? Und warum ist das Tor manchmal leer? Einige Handball-Regeln sind für viele Zuschauer nicht auf den ersten Blick zu verstehen. Wir erklären die Wichtigsten.

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Foto: dpa/Marius Becker

Schon wieder stellt der Schiedsrichter einen Spieler für zwei Minuten vom Feld und gibt Siebenmeter. Aber warum eigentlich? Dann wiederum bekommt ein Spieler die gelbe Karte, oder es gibt einen Freiwurf für den Gegner. Und wann entscheiden die Schiedsrichter eigentlich, dass das angreifende Team auf Zeit spielt?

Die Pfiffe der Schiedsrichter beim Handball sind oft schwer nachzuvollziehen – selbst für Fans. Wir versuchen, ein paar Regeln zu erklären.

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Wie lange dauert ein Handballspiel?

Ein Handballspiel dauert 60 Minuten. Es wird in zwei Halbzeiten mit je 30 Minuten gespielt. Die Pause dauert zehn Minuten. Bei Regelverstößen, Auszeiten oder wenn das Feld trocken gewischt werden muss, wird die Zeit angehalten. Nach 30 und 60 Minuten ertönt die Schlusssirene, mit der das Spiel beendet ist. Gibt es nach 60 Minuten keinen Sieger und das Spiel muss entschieden werden, geht es in die Verlängerung. Nach fünf Minuten Pause wird zwei Mal fünf Minuten mit einer Minute Pause dazwischen gespielt. Ist das Spiel dann noch nicht entschieden, wird eine zweite Verlängerung im gleichen Modus gespielt. Steht es danach weiterhin Unentschieden, geht es ins Siebenmeter-Werfen. Dabei werfen fünf Spieler abwechselnd aufs Tor. Das Siebenmeterwerfen ist beendet, wenn nach einem Wurfwechsel eine Mannschaft führt.

Wie viele Schiedsrichter gibt es, und wie wird entschieden?

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Foto: dpa/Tom Weller

Es gibt zwei Schiedsrichter und ein Schiedsgericht, das zum Beispiel für die Zeitnahme, Auszeiten und Hinausstellungen verantwortlich ist. Der Sekretär ist für Spielerlisten und Protokolle zuständig.

Wie funktioniert im Handball der Videobeweis?

Die Schiedsrichter dürfen damit seit der WM 2015 überprüfen, ob der Ball hinter der Torlinie war, ob die Spielzeit vor einem Torwurf abgelaufen war oder wenn sie nachträglich ein grobes Foul bestrafen wollen.

Was wird als Stürmerfoul gewertet?

Wenn der Angreifer den Abwehrspieler umrennt, ohne dass dieser selbst eine aktive Bewegung macht.

Was wird sonst als Foul gepfiffen?

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Foto: dpa/Soeren Stache

Aktionen gegen den Hals oder ins Gesicht werden bestraft. Außerdem pfeifen die Schiedsrichter, wenn ein Spieler im Sprung angegangen oder aus dem Gleichgewicht gebracht wird.

Mit welchen Körperteilen darf der Ball gespielt werden?

Die Feldspieler dürfen den Ball nur mit Unterschenkel und Fuß nicht berühren. Passiert die absichtlich, gibt es eine Verwarnung oder Zeitstrafe. Kommt der Ball unabsichtlich an Fuß oder Unterschenkel, gibt es Freiwurf für den Gegner. Die Torhüter dürfen den Ball innerhalb des eigenen Torraums mit allen Körperteilen abwehren. Wenn sich der Ball Richtung Mittel- oder Seitenlinie bewegt, darf der Torhüter ebenfalls nicht Füße oder Unterschenkel einsetzen.

Wann zieht der Schiedsrichter die gelbe Karte?

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Mit der gelben Karte wird die Verwarnung eines Spielers angezeigt. Auf das aktuelle Spielgeschehen hat die Karte keinen Einfluss. Jeder Spieler soll nur einmal im Spiel verwarnt werden. Beim nächsten Foul folgt eine Hinausstellung, selbst wenn es die gleiche Aktion ist wie bei der Verwarnung. Denn die Strafen sollen im Handball aufeinander aufbauen. Generell soll gepfiffen werden, wenn eine Aktion hart gegen den Körper und nicht primär gegen den Ball geht.

Diese Aktionen können mit einer gelben Karte bestraft werden:

- Sperren oder Wegdrängen des Gegners mit Armen, Händen oder Beinen

- Anrennen oder Anspringen des Gegners

- Herausschlagen des Balles aus den Händen

- Klammern oder Festhalten an Körper oder Trikot des Gegners

- Unsportliches Verhalten wie Protest gegen Schiedsrichterentscheidungen, Beeinflussung der Schiedsrichter, Verzögerung der Wurfausführung des Gegners, Schauspielerei, wiederholtes Betreten des Torraums aus taktischen Gründen, Abwehren von Würfen mit Fuß oder Unterschenkel

Wann gibt es eine Zwei-Minuten-Strafe?

Wiederholen sich der verwarnungswürdigen Aktionen eines Spielers, muss der Schiedsrichter ihn zwei Minuten vom Feld stellen. Der Schiedsrichter signalisiert die Strafe, indem er den Arm hochreißt und zwei Finger für die zwei Minuten zeigt. Der Spieler muss dann sofort vom Feld und sein Team spielt solange in Unterzahl. Es können auch mehrere Zeitstrafen gleichzeitig gegen ein Team ausgesprochen werden. Nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe für den gleichen Spieler darf dieser in dem Spiel nicht mehr aufs Feld. Es darf aber ein anderer Spieler für ihn kommen.

Sofort hinaus gestellt wird ein Spieler in folgenden Situationen:

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Foto: dpa/Monika Skolimowska

- Wechselfehler

- Foul bei hoher Laufgeschwindigkeit

- besonders harter körperlicher Einsatz

- längeres Festhalten des Gegners

- Fouls im Kopf-, Hals- und Nackenbereich

- mit viel Geschwindigkeit in den Gegner hineinlaufen oder sogar hineinspringen

- starker Schlag gegen den Wurfarm oder auch Körper des Gegners

- stören der Körperkontrolle des Gegners

- stark unsportliches Verhalten wie heftiger Protest, provokatives Verhalten, Ball nicht sofort niederlegen bei Entscheidung gegen das eigene Team, blockieren des Balls

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Was bedeutet die blaue Karte?

Die blaue Karte steht für eine Disqualifikation des Spielers oder auch eines Trainers oder Mitglied des Teams mit schriftlichem Bericht, es wird dann ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der Betroffene muss Spielfläche und Auswechselraum verlassen und darf für den Rest der Spielzeit keinen Kontakt zu Mannschaft mehr aufnehmen.

Die Mannschaft wird für zwei Minuten um einen Spieler reduziert, danach darf wieder ein siebter Spieler aufs Feld.

Welche Möglichkeiten der Disqualifikation gibt es noch?

Für grob unsportliches Verhalten oder gesundheitsgefährdende Angriffe können auch Disqualifikationen ohne schriftlichen Bericht gegeben werden. Abgesehen von dem Disziplinarverfahren gelten die gleichen Regeln wie bei der blauen Karte. Es wird dann die rote Karte gezeigt.

In den letzten 30 Sekunden der zweiten Halbzeit kann der Schiedsrichter eine Disqualifikation mit Siebenmeter aussprechen, wenn die Spielzeit nicht unterbrochen wurde, der abwehrende Spieler ein Foul begeht, das auch in vorherigen Spiel zur Disqualifikation geführt hätte.

Wann wird sonst Siebenmeter gegeben?

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Foto: AP/Piotr Hawalej

Siebenmeter wird gegeben, wenn ein Spieler frei zum Wurf kommt und durch ein Foul oder das Betreten des Torraums, also des Sechs-Meter-Kreises vor dem Tor, am Torerfolg gehindert wurde. Mit dem Siebenmeter stellen die Schiedsrichter die Chancengleichheit wieder her. Der Torhüter darf bis zur Vier-Meter-Markierung vorgehen. Alle anderen Spieler müssen sich hinter der Neun-Meter-Linie positionieren und mindestens drei Meter Abstand zum Siebenmeter-Werfer halten. Sie dürfen den Zwischenraum erst betreten, wenn der Ball die Hand des Werfers verlassen hat.

Wann entscheiden die Schiedsrichter auf Freiwurf?

Musste das Spiel wegen einer Regelwidrigkeit unterbrochen werden, wird ein Freiwurf für die benachteiligte Mannschaft gegeben, um den Spielfluss wiederherzustellen. Musste das Spiel ohne Regelwidrigkeit unterbrochen werden, zum Beispiel um das Spielfeld zu wischen, gibt es Freiwurf für die zuvor ballführende Mannschaft.

Ausgeführt wird der Freiwurf ohne vorherigen Pfiff direkt an der Stelle, an der das Spiel zuvor unterbrochen wurde.

Freiwurf wird auch dann gegeben, wenn kurz vor Ablauf der Zeit ein Foul passiert ist. Dann darf nur der Werfer am Wurfort stehen. Alle anderen müssen drei Meter Abstand halten. Das Spiel ist mit dem Wurf beendet, wie im Spiel Deutschland gegen Kroatien in der Hauptrunde der Handball-WM 2019.

Wie oft darf eine Auszeit genommen werden?

Jede Mannschaft darf drei Mal pro Spiel eine Auszeit (Time-Out) nehmen. Es sind aber maximal zwei Auszeiten pro Halbzeit erlaubt. In den letzten fünf Minuten der Spielzeit darf nur noch eine Auszeit pro Team genommen werden. Die Auszeit darf nur genommen werden, wenn das eigenen Team in Ballbesitz ist. Angezeigt wird die Auszeit mit der Grünen Karte, die das Team auf den Tisch des Schiedsgerichtes legt. Es ertönt eine Sirene oder Hupe, sobald die Karte den Tisch berührt. Das Spiel wird damit unterbrochen.

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Foto: dpa/Franz-Peter Tschauner

Bei der WM 2019 in Deutschland und Dänemark wurde ein Time-Out-Buzzer genutzt. Die Team mussten diesen drücken, um die Auszeit auszulösen. Bei einigen Spielen löste der Buzzer allerdings von alleine aus und unterbrach den Spielfluss so mehrfach. Er wurde in diesen Fällen wieder durch die Grüne Karte ersetzt.

Wie lange dauert die Auszeit?

Die Trainer haben in der Auszeit eine Minute, um zum Beispiel ihren Spielern einen neuen Spielzug zu erklären, sie einzuschwören oder die Taktik zu verändern.

Wann wird Zeitspiel angezeigt?

Die Schiedsrichter sollen den Spielfluss erhalten. Haben die Unparteiischen den Eindruck, dass die angreifende Mannschaft nur passiv spielt, also nicht versucht, ein Tor zu erzielen, können sie Zeitspiel anzeigen. Der Schiedsrichter hebt dann den Arm. Die Mannschaft hat dann noch etwas Zeit, zum Torabschluss zu kommen. Wie lange dieser Zeitraum ist, liegt im Ermessen der beiden Schiedsrichter. In der Regel sind es etwa fünf Sekunden. Kommt das Team dann nicht zum Torabschluss, bekommt das gegnerische Team den Ball.

Was ist im Torraum erlaubt?

Der Torraum befindet sich direkt vor den Toren. Markiert wird er mit zwei Viertelkreisen, die einen Radius von sechs Metern haben. Die Feldspieler dürfen diese Raum nicht betreten. Der Ball darf aber in der Luft über diesem Torraum gespielt werden. Daher springen die Spieler immer wieder vor der Torraumlinie ab und werfen so aus kurzer Distanz auf das Tor. Der Ball muss dann die Hand verlassen haben, bevor der Spieler den Boden im Torraum berührt. Sonst zählt der Treffer nicht.

Betritt ein Angreifer den Torraum, um sich einen Vorteil zu verschaffen, führt das zum Ballverlust für sein Team. Bei Abwehrspielern wird das Betreten des Torraums nur dann bestraft, wenn er dadurch einen Vorteil bei der Abwehr einer Torchance hat. Verhindert er dadurch eine klare Torchance, gibt es Siebenmeter für den Gegner.

Was ist ein Schrittfehler?

Die Feldspieler dürfen mit dem Handball in der Hand nur drei Schritte gehen. Sie dürfen den Ball auch nicht stehend länger als drei Sekunden in der Hand halten. Ein Schritt gilt laut Regelwerk des internationalen Handballverbandes als ausgeführt, wenn:

1. ... ein mit beiden Füßen auf dem Boden stehender Spieler einen Fuß abhebt und ihn wieder hinsetzt oder einen Fuß von einer Stelle zu eine anderen bewegt.

2. ... Ein Spieler den Boden mit nur einem Fuß berührt, den Ball fängt und danach mit dem anderen Fuß den Boden berührt.

3. ... wenn ein Spieler nach einem Sprung mit nur einem Fuß den Boden berührt und danach auf demselben einen Sprung ausführt oder den Boden mit dem anderen Fuß berührt.

4. ... wenn ein Spieler nach seinem Sprung mit beiden Füßen gleichzeitig den Boden berührt und danach einen Fuß abhebt und ihn wieder hinsetzt oder einen Fuß von einer Stelle zu einer anderen hinbewegt.

Wird ein Fuß von einer Stelle zur anderen hinbewegt und der zweite Fuß nachgezogen, gilt das nur als ein Schritt. Dadurch kann es auch mal aussehen, als würde ein Spieler vier oder fünf Schritte machen.

Fällt ein Spieler mit dem Ball zu Boden, rutscht dann und steht dann mit dem Ball auf, um ihn weiterzuspielen, ist das erlaubt.

Läuft ein Spieler mehr als die erlaubten drei Schritte, ohne den Ball auf den Boden prallen zu lassen oder abzugeben, wird Schrittfehler gepfiffen. Der Gegner bekommt dann einen Freiwurf.

Auch nicht erlaubt ist es, denn Ball zu fangen, dann zu dribbeln, ihn wieder auf zu nehmen und erneut zu dribbeln. Das nennt man „Doppelfang“. Auch der wird mit einem Freiwurf für den Gegner bestraft.

Wie viele Spieler dürfen auf dem Feld stehen?

Beim Handball stehen pro Team sieben Spieler auf dem Feld. Der Torhüter darf zeitweise gegen einen weiteren Feldspieler ersetzt werden.

Was hat es mit dem siebten Feldspieler und der „Empty Goal“-Regel auf sich?

Beim Angriff darf der Torwart für einen Feldspieler ausgewechselt werden. Das Tor ist dann leer (“empty goal“). Die Mannschaft geht damit das Risiko ein, bei einer schnellen Balleroberung des Gegners ein Tor zu kassieren, nimmt das aber hin, weil sie auf die bessere Torchance setzt. Beim Ballverlust wird der Torhüter wieder schnell für einen Feldspieler eingewechselt. Dabei müssen die Spieler aufpassen, dass sie keinen Wechselfehler begehen, in dem sie außerhalb der Auswechsellinie wechseln. Oft wird die Regel genutzt, wenn ein Team in Unterzahl ist und angreift.

Was passiert, wenn der Ball im Aus ist?

Verlässt der Ball das Spielfeld, bekommt die Mannschaft, die den Ball nicht zuletzt berührt hat, den Ball zugesprochen.

Ist der Ball an der Seitenlinie ins Aus gegangen, gibt es Einwurf. Übertritt der Ball die Torauslinie, ohne dass ein Tor erzielt wurde, gibt es Abwurf. Wurde ein Tor erzielt, darf das Team, das den Treffer kassiert hat, anwerfen.

Wie kann ein Handballer den Ball erobern?

Rollt oder liegt der Ball frei auf dem Spielfeld, dürfen die Spieler ihn aufnehmen und weiterspielen. Dem Gegner dürfen die Spieler den Ball mit der offenen Hand wegspielen. Ein Foul ist es, wenn man dem Gegner den Ball aus der Hand schlägt oder reißt.

Was ist der Auswechselraum?

Dort dürfen sich die Offiziellen des Teams sowie die Spieler aufhalten, die gerade nicht eingesetzt sind oder mit einer Zeitstrafe hinausgestellt wurden. Der Bereich befindet sich an der Längsseite des Spielfeldes und ist 4,5 Meter lang.

Wie oft dürfen die Mannschaften wechseln?

Beim Handball darf der Trainer so oft ein- und auswechseln, wie er möchte. Spieler dürfen wieder eingewechselt werden, wenn sie zuvor ausgewechselt wurden. Es darf nur an der Auswechsellinie gewechselt werden.

(rent)
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