Deutsche Handballer verpassen Medaille „So ist der Handball. So ist das Leben. So ist der Sport.“

Herning · Sie hatten sich die Medaille so dringend gewünscht. Daraus wurde aber nichts. Die deutschen Handballer haben das Spiel um Bronze gegen Frankreich bei der WM verloren.

Deutschland verpasst WM-Bronze: „Das ist brutal, das ist bitter“ - Reaktionen
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„Das ist brutal, das ist bitter“

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Foto: REUTERS/ANNEGRET HILSE

Kopfschüttelnd stand Matthias Musche in der Interviewzone. Mit den Fingern zupfte er nervös an der Hose. Mit seinen Worten rang er um eine Erklärung: „Ich nehme das auf meine Kappe. So ist der Handball. So ist das Leben. So ist der Sport“, sagte der Linksaußen, der wenige Minuten zuvor den entscheidenden Fehlpass gespielt hatte, der Deutschland um Bronze gebracht und das 25:26 (13:9) gegen Frankreich bedeutet hatte.Die Nationalmannschaft wollte nach der Halbfinal-Niederlage gegen Norwegen aufstehen. Sie wollte im Spiel um Platz drei zeigen, dass diese WM mit fast einer Million Zuschauer in den deutschen und dänischen Arenen ein Erfolg war. Sie wollte sich für ein starkes Turnier belohnen. Am letzten der drei Vorsätze scheiterte sie denkbar knapp.

Handball-WM 2019: Deutschland gegen Frankreich - das DHB-Team in der Einzelkritik
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Deutschland - Frankreich: das DHB-Team in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Axel Heimken

Der Blick durch die „Jyske Bank Boxen“ machte eines schon vor dem Anwurf sehr unmissverständlich klar: In diesem zehnten WM-Spiel der deutschen Handballer würde erstmals das deutsche Publikum im Rücken fehlen. Dänemark-Fans in Rot und Weiß dominierten auf den Tribünen. Das deutsche Nationalteam war trotzdem mit einem Ziel in das Land des Co-Gastgebers der WM 2019 gekommen: „Wir wollen unbedingt Bronze“, hatte Kapitän Uwe Gensheimer gesagt.

In der ersten Halbzeit war das Team auch voll auf Kurs. Bundestrainer Christian Prokop vertraute zunächst auf Andreas Wolff im Tor. Die Außenpositionen besetzten Uwe Gensheimer (links) und Patrick Groetzki (rechts). In der Mitte und im Rückraum agierten Steffen Fäth, Paul Drux und Fabian Wiede. Als Kreisläufer startete Hendrik Pekeler. Außer beim Zwischenstand von 4:5 lag das deutsche Team stets mit ein, zwei Treffern in Front. Obwohl es drei „Empty Goals“ kassierte, nachdem Prokop auf die Taktik mit einem siebten Feldspieler in der Offensive gesetzt hatte, überzeugte die Mannschaft insgesamt. Die 6:0-Abwehr stellte Frankreich vor Probleme. Welthandballer Nikola Karabatic versenkte lediglich einen von vier Torwürfen. Lange hatten sie ihn im Griff. Die Defensive um Wiencek arbeitete gut.

Für die starke Schlussphase der ersten Halbzeit war der Duisburger Wiencek denn auch noch mitverantwortlich: Nach 23 Minuten (9:9) gelang ein Drei-Tore-Lauf. Zweimal traf Wiencek dabei, und Keeper Wolff zeigte in der Phase starke Abwehraktionen. Mit 13:9 ging es in die Pause, das war allerdings kein gutes Omen. Denn ähnlich gut war es auch schon in der Gruppenphase in Berlin gegen Frankreich gelaufen: Deutschland lag zwischenzeitlich mit vier Toren vorne. Ein Last-Minute-Tor aber bescherte Frankreich das (25:25).

Nach 40 Minuten waren die Franzosen wieder dran. Wie gegen Norwegen im Halbfinale, schienen die Deutschen nach der Pause den Faden verloren zu haben. Wiencek sah nach drei Zeitstrafen dann auch noch Rot. „Empty Goal“ geriet zum Unwort des Spiels. Fünf Gegentreffer kassierten sie auf diese Weise – auch das zum 16:18. Wolff haderte. Der Torwart schimpfte schon im Spiel. „Wir haben uns durch Dummheit um die Medaille gebracht“, sagte er danach.

Als Silvio Heinevetter und Musche ins Spiel kamen, wurde es noch einmal heiß. 24:24, 24:25 – Musche behielt die Nerven beim Siebenmeter zum 25:25. Eine halbe Minute vor Ende zeigte Heinevetter eine Parade. Doch im Gegenzug patzte Musche beim Abspiel auf Pekeler. Ausgerechnet Frankreichs Karabatic (zwei Tore) traf zum 26:25 (zwei Tore). Das Warten auf eine deutsche WM-Medaille nach 2007 geht weiter.

(ball)
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