DHB-Vize polarisiert Hanning spielt für deutsche Handballer den Blitzableiter

Köln · Mahner, Macher, Machtmensch: DHB-Vizepräsident Bob Hanning ist der "geistige Vater der sportlichen Entwicklung der Nationalmannschaft". Doch seine Zeit im Verband neigt sich dem Ende entgegen.

Handball-EM 2020: Das sind die kuriosen WM-Outfits von DHB-Vize Bob Hanning
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Das sind die kuriosen EM-Outfits von DHB-Vize Bob Hanning

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Foto: dpa/Robert Michael

Mal sind es goldene Wildkatzen, mal überdimensionierte Kronen, mal römische Götter mit Rauschebart und Dreizack: Die außergewöhnlichen Outfits von DHB-Vizepräsident Bob Hanning sind bei der Handball-WM schon legendär. "Dass ich mich gerne bunt anziehe, weiß inzwischen jeder", sagt Hanning mit einem Augenzwinkern.

Hanning ist dieser Tage ein gefragter Mann. Und das liegt nicht bloß an seinen schrägen Designer-Pullis. Der charismatische 50-Jährige weiß um seine Außenwirkung - und setzt sie für die deutschen Handballer maximal ein. Sobald rund um das Team von Bundestrainer Christian Prokop ein Thema aufpoppt, ist Hanning zur Stelle. Als Erklärer und Analyst, aber auch als Deuter und Blitzableiter.

Bob Hanning, der mit Vornamen eigentlich Hans Robert heißt, polarisert. Nicht jeder im Verband liebt den gebürtigen Essener ob seiner forschen Vorstöße, doch der Respekt ist groß. Andreas Michelmann, als DHB-Präsident Hannings formal einziger Vorgesetzter im Verband, bemüht ein Bild aus dem Handball, um seinen Vize zu beschreiben: "Er ist wie ein Mittelmann, der sich ab und zu an den Kreis absetzt. Er geht dabei immer dahin, wo es weh tut. Er scheut keine Auseinandersetzungen und hat sich dabei schon eine Menge Blessuren geholt. Auch deswegen hat er das Recht, auch mal das ein oder andere Trikot zu tragen."

DHB-Boss Michelmann sieht bei Hanning "einen riesigen Anteil" am momentanen Erfolg. "Er ist der geistige Vater der sportlichen Entwicklung der Nationalmannschaft", sagte der Spitzenfunktionär. In der Vergangenheit gab es durch vermeintliche Alleingänge Hannings intern durchaus mal Knatsch, doch Michelmann ist sicher: "Wenn wir den Prozess nicht ausgestanden hätten, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind." Einen Menschen wie Hanning "bekommt man nicht ohne B-Seite".

Hanning war es, der mit seinem vor acht Jahren vorgelegten Thesenpapier ("Amateure hoffen, Profis arbeiten") die Reformen im Verband anschob. Hanning war es, der den Machtkampf mit Ex-Präsident Bernhard Bauer gewann. Und Hanning war es auch, der Prokop nach der desaströsen EM in Kroatien eine zweite Chance verschaffte. Mit dem Schachzug, sein weiteres persönliches Engagement beim DHB vom Schicksal Prokops abhängig zu machen, setzte er dem zehnköpfigen Präsidium kurz vor der entscheidenden Sitzung die Pistole auf die Brust. Der Ausgang ist bekannt.

Ob Erfolg planbar ist, wurde Hanning am Dienstag, dem Tag nach dem Halbfinal-Einzug, gefragt. "Wenn es die richtigen Leute tun, ja", entgegnete er. Seine Augen blitzten kurz auf.

Ja, Hanning ist laut, und Hanning ist direkt. Er ist aber auch gradlinig und ehrlich. "So bin ich erzogen worden", sagt Hanning, Sohn einer Psychologin und eines Finanzvorstands: "Wenn man alles dafür tut - und die aktuelle Mannschaft, ihr Trainer und das Umfeld haben alles dafür getan - dann ist die Wahrscheinlichkeit, Erfolg zu produzieren, natürlich größer. Das haben wir hingekriegt."

Was Hanning nach so vielen Jahren im Handball noch motiviert? "Die Liebe zu meiner Sportart. Die treibt mich an", antwortet der Funktionär. Und man glaubt es ihm aufs Wort. Erst recht, wenn man ihn im Alltag als Geschäftsführer der Füchse in Berlin erlebt. Wenn er um 7.30 Uhr morgens beim Jugendtraining in der Halle steht, um kommende Nationalspieler zu formen. Und wenn er abends um 22.00 Uhr noch immer für jedermann erreichbar ist.

Hanning, der ehrenamtlich beim DHB arbeitet, ist von den Mitgliedern bis 2021 gewählt. Das Feld für einen möglichen Nachfolger ist schon jetzt bestellt. Die Vermarktung ist gesichert, die Fernsehverträge sind langfristig, die Nationalmannschaft ist erfolgreich. "In den Bereichen, in denen ich mitwirken konnte, sind wir gut aufgestellt", sagt Hanning. Wie lange er im Verband noch macht, mag er nicht beantworten. Hanning sagt nur so viel: "Meine Zeit beim DHB neigt sich klar dem Ende entgegen. Ich brauche nicht die Nationalmannschaft, um glücklich zu sein."

(rent/sid)
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