Handball-WM Zwei müssen zu Hause bleiben

Kamen · Die Frage nach Livebildern von der Handball-WM ist gelöst. Offen ist, welche beiden Spieler Bundestrainer Dagur Sigurdsson noch streicht.

 Philipp Weber (r.) und Niclas Pieczkowski müssen bangen.

Philipp Weber (r.) und Niclas Pieczkowski müssen bangen.

Foto: dpa, mb gfh

Bundestrainer ist ein schöner Job. Man arbeitet mit den besten Athleten einer Sportart zusammen. Bundestrainer ist allerdings auch ein unangenehmer Job - im Vorfeld eines großen Turniers. Dann sind nämlich in der Vorbereitung mehr Spieler dabei, als zum endgültigen Kader gehören. Handball-Coach Dagur Sigurdsson hat 18 Aktive nach Kamen-Kaiserau eingeladen, wo die Mannschaft für die WM in Frankreich arbeitet.

Gelöst ist dagegen schon die Frage der Live-Übertragungen der deutschen Spiele. Die Fans der "Bad Boys" schauen nun nicht wie befürchtet in die Röhre, denn die Deutsche Kreditbank hat auf den letzten Drücker die für Deutschland exklusiven Rechte erworben und wird im Internet (www.handball.dkb.de) auch weitere Partien anbieten.

"Es sind schwierige Entscheidungen", sagte Sigurdsson mit Blick auf die Kaderbildung. Diesmal muss er noch zwei Spielern mitteilen, dass sie beim wichtigen Auftakt in einer Woche in Rouen gegen Ungarn (17.45 Uhr) nicht dabei sein werden. Vermutlich wird es zwei der sieben Rückraumspieler erwischen.

"Die kommenden Tage sind noch wichtig", sagt der 43-Jährige, der Ende Januar den Deutschen Handballbund verlassen wird. Er kehrt mit seiner Familie in die Heimat zurück und übernimmt dann die japanische Männer-Mannschaft. Ob er sein Personalpuzzle schon vor der Generalprobe am Montag in Kassel gegen Österreich (19 Uhr/Sky News HD) gelöst haben wird, weiß er noch nicht. Spätestens am Donnerstagabend muss er aber seine 16 Männer benennen, die nach dem Gewinn des EM-Titels vor zwölf Monaten in Polen und der Bronzemedaille bei Olympia in Rio auch beim dritten Großturnier innerhalb eines Jahres für Furore sorgen sollen.

"Natürlich hat man diese Gedanken im Kopf. Aber wie der Kader letztlich aussieht, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass wir gut trainieren. Die Abwehrarbeit, eine weitere Variante für das Überzahlspiel, der Tempogegenstoß, Freiwürfe, der siebte Feldspieler - das ist viel für wenig Zeit. Unser Job ist es, den Jungs nicht zu viele Infos zu geben, die Balance zu halten", betont der 43-Jährige. "Die Spieler sind frisch, sie sind gut drauf und haben Spaß. Im Kader ist Bewegung drin", stellt der Bundestrainer zufrieden fest.

Sigurdssons Gelassenheit, wenn mal wieder wichtige Spieler ausfallen, ist wohltuend. "Das sind wir Trainer und die Spieler gewohnt", sagt er. Für ihn fehlen keine Akteure, es kommen neue hinzu und damit auch neue Möglichkeiten. Zu denen, die für die WM planen können, gehören die Torhüter. Vor der EM sah es für Andreas Wolff noch anders aus. Dann nahm ihn Sigurdsson etwas überraschend neben Carsten Lichtlein mit, und der nun in Kiel aktive Schlussmann wurde in Polen zu einem der Schlüsselspieler für den Titelgewinn. "Allerdings müssen wir uns hier auch richtig reinhängen", unterstreicht Wolff. Für ihn musste Silvio Heinevetter weichen, mit dem Sigurdsson zuvor viele Jahre als Vereinstrainer in Berlin arbeitete. Ein Beweis, dass die Vergangenheit auch für den Isländer im Leistungssport keine Rolle spielt. Diesmal ist der 32-Jährige dabei und mit 151 Länderspielen der Erfahrenste im Kader.

Die heißesten Streich-Kandidaten sind Philipp Weber (24/Wetzlar), der am vergangenen Dienstag beim 30:21-Erfolg in Krefeld gegen Rumänien sein Debüt gab, und Europameister Niclas Pieczkowski (27/Leipzig). Sie spielen im Rückraum, in dem Kai Häfner, Jens Schöngarth (beide rechts), Simon Ernst (Mitte), Julius Kühn, Steffen Fäth und Paul Drux ihren Platz sicher haben dürften und in dem Fäth und Drux auch die Spielmacherposition übernehmen können, für die Pieczkowski und Weber in Frage kommen.

Doch wer den Sprung ins endgültige Aufgebot nicht schafft, ist längst nicht ganz draußen. Bei der EM verletzten sich die Kieler Christian Dissinger und Steffen Weinhold vor den letzten drei Spielen. Julius Kühn und Kai Häfner rückten nach und hatten großen Anteil am Triumph. In Rio musste Dissinger wegen einer Oberschenkel-OP durch Steffen Fäth ersetzt werden.

(RP)
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