Boom durch die Heim-WM Handballer wollen Rückstand auf den Fußball verkürzen

Herning · Volle Hallen, tolle Stimmung: Die Weltmeisterschaft 2019 hat Maßstäbe gesetzt. Mit neuem Rückenwind wollen die Handballer aus ihrem Schattendasein hinter der dem Zuschauermagneten Fußball heraustreten.

So schön feiern die Fans bei der Handball-WM
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So schön feiern die Fans bei der Handball-WM

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Schwarz-rot-goldene Feiertage in den deutschen Metropolen, Millionen begeisterte Fans vor den Fernsehern und packende Duelle auf höchstem Niveau: Die Weltmeisterschaft 2019 in Deutschland und Dänemark hat den Handball auf das nächste Level gehievt - die Sportart will weiter nachhaltig wachsen.

"Wir sind ein klein wenig stolz, dass der Handball in den vergangenen zwei Wochen die Medien so bestimmt hat, wie wir es schon lange nicht mehr erlebt haben", sagte Präsident Andreas Michelmann vom Deutschen Handballbund (DHB) bei der WM-Abschlusspressekonferenz am Sonntag in Herning. DHB-Vize Bob Hanning verglich das Event bei Sky sogar mit dem Sommermärchen 2006 von Jürgen Klinsmann und Co.

Langfristig gebe es im Verband die "Vision, den Handball noch deutlich kürzer hinter den Fußball zu bringen", sagte der DHB-Vorstandsvorsitzende Mark Schober dem SID zum Ende der "Leuchtturmveranstaltung".

Der Verlauf der WM 2019 sorgte bei Weltverbands-Präsident Hassan Moustafa und auch auf deutscher Seite für zufriedene Gesichter. "Ich finde, es ist eine hervorragende Arbeit geleistet worden hinter den Kulissen von den Mitarbeitern des DHB, aber auch von den Organisationskomitees vor Ort", sagte Michelmann: "Das Ganze ist natürlich nichts, wenn der sportliche Erfolg fehlt."

Das Team von Christian Prokop riss die deutschen Fans mit seinen Auftritten mit und sorgte für einen Hype, den die Sportart seit Jahren nicht erlebt hatte. Nach der verdienten Halbfinal-Niederlage gegen Norwegen platzte zwar am Sonntag auch der Traum von einer Medaille, der DHB ist aber zurück in der Weltspitze. Und steht nun vor der entscheidenden Aufgabe, die richtigen Weichen für eine noch erfolgreichere Zukunft zu stellen.

Einen WM-Kater soll es nicht geben, auch wenn der Handball seinen Status als Medienthema Nummer eins im Sport nach den aufregenden Tagen wieder verlieren wird. "Es ist unrealistisch, dass im Juni noch so viele Menschen über Handball sprechen, wie jetzt gerade", sagte Schober mit einer guten Portion Realismus. Er sieht aber eine gute Basis, um das Interesse auf einem höheren Niveau zu konservieren.

Unter anderem der TV-Vertrag bis 2025 mit ARD und ZDF sowie die Aussicht auf die Heim-EM 2024 stellen laut Schober gute Vehikel für eine "kontinuierliche Weiterentwicklung" dar. Der finanzielle Erfolg der WM, es wird mit einem siebenstelligen Gewinn gerechnet, ermöglicht zudem ein verstärktes Investment in die Nachwuchsarbeit und die Trainerausbildung.

Auch international will der Handball noch höher hinaus. Schon die EM 2020 in Norwegen, Schweden und Österreich wird von der Teilnehmerzahl mit 24 Mannschaften so groß ausfallen wie die WM. Bei der nächsten Weltmeisterschaft 2021 in Ägypten werden dann 32 Nationen an den Start gehen.

Die Aufstockung ist ein heiß diskutiertes Thema. Kritiker sehen eine drohende Verwässerung des sportlichen Wettkampfes, fürchten große Reisestrapazen für die ohnehin stark belasteten Profis und weiter steigende Kosten bei der Ausrichtung der Turniere. Der Weltverband IHF begründete seine Entscheidung im Oktober damit, dass dann "mehr Nationen auf der größten internationalen Bühne Erfahrungen sammeln können".

Auch Michelmann und Schober betonen neben kritischen Punkten auch die Chancen. "Für uns ist wichtig, dass Handball nicht eine rein europäische sondern eine weltweite Sportart ist", sagte Schober und hat dabei auch den Status als Olympia-Sportart im Hinterkopf. Der Handball soll weiter wachsen - die WM 2019 dient als fruchtbarer Impuls.

(ako/sid)
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